Entwicklung Rückschlag für Gerolsteiner Konversionsprojekt

Gerolstein · Gerolsteiner Brunnen und Planungsbüro Faco ziehen sich nach sieben Jahren aus Umbau des Brunnengeländes zurück.

 Die Rückbauarbeiten werden diesen Monat abgeschlossen, eine Neubebauung des Geländes des Gerolsteiner Brunnens rückt nach dem Ausstieg des Mineralwasserkonzerns und seines Planungsbüros aber in weite Ferne.

Die Rückbauarbeiten werden diesen Monat abgeschlossen, eine Neubebauung des Geländes des Gerolsteiner Brunnens rückt nach dem Ausstieg des Mineralwasserkonzerns und seines Planungsbüros aber in weite Ferne.

Foto: Mario Hübner

Die Nachricht kurz vor Beginn der Sommerpause, dass das Planungsbüro Faco und der Gerolsteiner Brunnen das Projekt Konversion des Brunnengeländes auf unbestimmte Zeit auf Eis legen, hat Gerolsteins Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) nach eigenem Bekunden „schon erstaunt, und das müssen wir jetzt auch erst einmal verdauen“. Das Aus für das Projekt bedeutet das laut Bongartz aber nicht. Er sagt: „Wir machen weiter unsere Hausaufgaben und klären beispielsweise en Detail, was auf die vorhandene Bodenplatte gestellt werden kann oder ob sie gegebenenfalls verstärkt werden muss.“ Vor allem aber solle nochmals konkret die Meinung der Bürgerschaft eingeholt werden, was diese sich auf dem Gelände wünscht. Bongartz sagt: „Dazu werde ich im Herbst eine Bürgerversammlung einberufen.“

Einerseits könne er verstehen, dass der Gerolsteiner Brunnen ungehalten sei, dass die Stadt nach einer so langen Zeit noch immer keine endgültige Entscheidung gefällt habe. Andererseits sei für ihn aber die Meinung der Bürger maßgeblich. Und die sei, was die Gestaltung des Brunnengeländes angeht, „doch sehr unterschiedlich“.

Auf die Frage, ob sich die Stadt einerseits zu wenig darum gekümmert habe, den Willen der Bürger herauszuarbeiten, und sich zum anderen womöglich angesichts vieler weiterer Projekte wie Kyll- und Bahnhofsumbau, Drahtfabrik, Calluna verzettelt habe, antwortet der Stadtbürgermeister: „Nein, auch wenn wir kurz vorm roten Bereich laufen: Die Stadt hat genug Power, das alles zu stemmen. Außerdem ist ja alles im Fluss. Für die Drahtfabrik und das Calluna stehen Lösungen unmittelbar bevor.“

Bongartz sagt aber auch rückblickend: „Im Vorfeld habe ich nicht geahnt, wie viel Arbeit und Nerven das Projekt kostet. Das ein oder andere Mal habe ich mir schon gedacht: Hätte der Brunnen das Gelände doch einfach abgeschlossen. Nichtsdestotrotz sehe ich es nach wie vor als große Chance für die Stadt!“

Joachim Schwarz, kaufmännischer Geschäftsführer des Gerolsteiner Brunnens, hatte in einem Rundschreiben die Stadtspitze sowie die Fraktionsvorsitzenden des Gerolsteiner Stdtrats über Folgendes informiert: „Die Immobiliengesellschaft Faco hat nun in Abstimmung mit uns beschlossen, aus dem Projekt auszusteigen. Wir können diesen Schritt nachvollziehen. Auch wenn uns die Entscheidung nicht leichtgefallen ist, haben wir vor diesem Hintergrund den Entschluss gefasst, das Projekt zum jetzigen Zeitpunkt on hold zu setzen.“ Also, auf Eis zu legen und nicht weiter Zeit, Geld und Arbeitskraft in das Vorhaben zu stecken.

Als Begründung für diesen Schritt führte er an, dass trotz der langen Zeit nicht die gewünschten Fortschritte erzielt worden seien. Konkret teilte er mit: „Trotz eines intensiven Dialogs, zeitlicher sowie finanzieller Aufwendungen und einer Vielzahl von Vorschlägen liegt nach über sieben Jahren kein Konzept zur Nutzung des Brunnenareals vor, auf das sich alle Beteiligten einigen konnten und das sie gemeinsam unterstützen.“ (siehe Zweittext)

Faco-Chef Stefan Kutscheid wiederum hatte in einem Schreiben an die gleichen Adressaten detailliert dargelegt, was seine Firma, die vom Brunnen beauftragt worden war, im Lauf der Jahre geleistet habe. Den Ausstieg aus dem Projekt begründete Kutscheid mit mangelndem Engagement der Stadt Gerolstein. Sein Fazit: „Ohne aktive städtische Beteiligung ist das Projektziel der städtebaulich gewünschten Gesamtentwicklung nicht zu erreichen!“ Er wirft der Stadt vor, Beschlüsse ignoriert,  ausgesessen oder ausgesetzt zu haben. Zudem habe die Stadt es vermissen lassen, „einen offenen und transparenten Umgang mit den Projektpartnern zu bewahren und das Ziel im Fokus zu behalten“.

Als zentrale Beispiele führt er an, dass es erstens versäumt worden sei, die Grundlage dafür zu schaffen, dem Landesbetrieb Mobilität ein neues Domizil auf dem Brunnengelände zu schaffen – was die Stadt stets als zentralen Punkt des Konversionsvorhabens  ausgegeben hatte. Zweitens sei der mehrfach bestätigte Beschluss, einen Architektenwettbewerb auszuloben, schlichtweg ausgesetzt worden – und zwar „ohne Erklärung und Information an die Projektpartner“. Mit dem Wettbewerb sollten herausragende Vorschläge für die Gestaltung des einen Drittels vom Gelände präsentiert werden, das den Schwerpunkt Touristismus/Freizeit haben soll.

Bevor er auf Nachfrage davon erfahren habe, dass die Stadt den vorherigen Beschluss zum Wettbewerb ausgesetzt habe, habe er – da sich über Monate nichts getan habe – selbst Kontakt zur Genehmigungsbehörde ADD aufgenommen. Um die „Kommunikationsprobleme von dieser Seite zu lösen“, wie Kutscheid sagt. Doch es kam anders, als von ihm erwartet. Kutscheid: „Ich war fassungslos: Der Gerolsteiner Brunnen stellt einen fünfstelligen Betrag für eine Mehrfachbeauftragung (Architektenwettbewerb, Anmerkung der Redaktion) bereit, die Stadt Gerolstein hat eine Zusage des Innenministers bezogen auf den Umbau des Gerolsteiner Geländes, und der Leiter der ADD erhält eine Woche lang von der Stadt keine Antwort!“

Dazu sagt Stadtbürgermeister Bongartz: „In der Tat waren wir zunächst  für einen solchen Architektenwettbewerb, später sind wir davon abgekommen. Es gab nun einmal keine einhellige Meinung dazu. Und auf dieser Basis waren wir nicht bereit, mal eben 100 000 Euro auszugeben.“ Den Vorwurf der Intransparenz und Untätigkeit weist er vehement zurück und sagt: „Unterstützung gerne, aber: Wir lassen uns von keinem Unternehmer vorschreiben, was wir wann zu tun haben.“ Für die Stadt habe immer im Mittelpunkt gestanden: Bringe diese oder jene Idee die Stadt weiter, führe sie zu einer Belebung der Innenstadt. Und er wisse, dass die Bürger „mehr als nur Geschäfte wollen“, was ja stets der Schwerpunkt gewesen sei, „den Faco durchsetzten wollte“, sagt Bongartz.

 Die Rückbauarbeiten werden diesen Monat abgeschlossen, eine Neubebauung des innerstädtischen Geländes des Gerolsteiner Brunnens rückt aber nach dem ausstieg des Mineralwasserkonzerns und seines beauftragten Planungsbüros in weitere Ferne.

Die Rückbauarbeiten werden diesen Monat abgeschlossen, eine Neubebauung des innerstädtischen Geländes des Gerolsteiner Brunnens rückt aber nach dem ausstieg des Mineralwasserkonzerns und seines beauftragten Planungsbüros in weitere Ferne.

Foto: Mario Hübner
 Die Rückbauarbeiten werden diesen Monat abgeschlossen, eine Neubebauung des innerstädtischen Geländes des Gerolsteiner Brunnens rückt aber nach dem ausstieg des Mineralwasserkonzerns und seines beauftragten Planungsbüros in weitere Ferne.

Die Rückbauarbeiten werden diesen Monat abgeschlossen, eine Neubebauung des innerstädtischen Geländes des Gerolsteiner Brunnens rückt aber nach dem ausstieg des Mineralwasserkonzerns und seines beauftragten Planungsbüros in weitere Ferne.

Foto: Mario Hübner

Was das Thema LBM betrifft, befürchtet nun auch der Stadtbürgermeister, dass durch die zeitliche Verzögerung eine Lösung auf dem Brunnengelände nicht mehr möglich sei. Er betont aber auch: „Wir werden dem LBM zwei, drei geeignete Grundstücke anbieten. Denn wir wollen natürlich, dass er in der Stadt bleibt.“

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