Rücksicht kostet Geld

GEROLSTEIN. Auf 80 000 Euro Gesamtkosten wird der Bau einer Sechs-Mast-Flutlichtanlage am Sportplatz in Lissingen kosten. Die günstigere Variante mit vier Masten (64 000 Euro) hingegen würde für eine zu starke Anstrahlung der Häuser ringsum sorgen. Dies hat ein von der Verwaltung in Auftrag gegebenes Gutachten ergeben. Im Bauausschuss sorgte die Kostenschätzung für Diskussionen.

"Eine Vier-Mast-Anlage hat keine Chance auf Realisierung", sagte Gerolsteins Bauamtsleiter Klaus Jansen klipp und klar im Bauausschuss, nachdem Hans-Joachim Stief (WG Möller) die Kostenkalkulation in Frage gestellt und sogar Manipulation gemutmaßt hat. Stief: "Wer weiß, ob hier nicht Kosten künstlich hochgerechnet werden, damit das unliebsame Vorhaben unbezahlbar wird und somit vom Tisch ist." Dagegen wiederum verwehrten sich Verwaltung und Stadtspitze. Verwaltungsmitarbeiter Josef Germund "dröselte" das Kostenpaket für die große Anlage auf: 64 000 Euro betragen demnach die reinen Material- und Baukosten für die Anlage mit sechs jeweils 16 Meter hohen Masten. Die Flutlichtlampen seien Sonderanfertigungen. Sie würden nach vorherigen Berechnungen mit Blenden versehen, die die Lichtstrahlung exakt bündelten und somit die Belastung für die Anwohner auf ein Mindestmaß reduzierten. Rund 6000 Euro würden für den Stromanschluss zu Buche schlagen, weitere 10 000 Euro für die Erdarbeiten und die Kosten für die Bauleitung. Zum Vergleich: Eine Vier-Mast-Anlage würde laut Gutachten der saarländischen Fachfirma insgesamt rund 64 000 Euro kosten. Stief wiederum traute diesen Kostenschätzungen nicht, verlangte daraufhin die Aushändigung des Gutachtens (was ihm auch zugesagt wurde) und sagte: "Wir haben uns andere Sechs-Mast-Anlagen angesehen, und die waren allesamt billiger. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das hier so teuer sein soll." Die Reaktion vom Bauamtsleiter Jansen folgte prompt: "Es kommt hier nicht darauf an, was man empfindet oder sich vorstellen kann, sondern welche Fakten vorliegen." Und für Lissingen gilt laut Jansen nun einmal Dreierlei: Erstens ist eine Baugenehmigung notwendig, und die kostet Geld. Zweitens darf die Gesamtaufhellung der Umgebung nicht zu hoch sein. Und drittens darf die Anstrahlung der umliegenden Häuser einen gewissen Grenzwert nicht überschreiten.Problem: Häuser liegen höher als Sportplatz

Jansen brachte es auf den Punkt: "Das Problem ist, dass die Häuser höher als der Sportplatz liegen und einige sehr nah dran sind." Bezüglich der genannten Kosten sagte er aber auch: "Es ist klar, dass eine Ausschreibung auch zu günstigeren Angeboten führen kann." Nach dem Gutachten werden nur bei der Sechs-Mast-Anlage die Grenzwerte in keinem Fall überschritten - sowohl was die Gesamtaufhellung als auch die Anstrahlung betrifft. Letztere ist für das Haus in der Lissinger Straße 17 am höchsten, bleibt aber mit dem Wert 57 unter dem für die relevante Zeit zwischen 20 und 22 Uhr vorgegebenen Grenzwert von 64. In der Prümer Straße wären die Häuser 26 und 32 am stärksten betroffen, aber ebenfalls unter dem Grenzwert. Eine Flutlichtanlage für den Sportplatz Lissingen wurde nach langer Diskussion zu Beginn dieses Jahres beschlossen, damit auch abends auf dem Hartplatz trainiert und somit die angespannte Trainingssituation auf den anderen Rasenplätzen in Gerolstein vor allem in Herbst und Winter entzerrt werden kann.

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