Ruf nach Schulentwicklungsplan wird lauter

Von Ablehnung über Skepsis bis hin zu Gleichgültigkeit und Tolerierung: Das Vorhaben, die Hillesheimer Haupt- und Realschule zu einer Integrierten Gesamtschule (IGS) mit Abi-Möglichkeit und Ganztagesangebot zu machen, ruft bei den Bürgermeistern und Schulleitern der Nachbargemeinden unterschiedliche Reaktionen hervor.

Hillesheim/Gerolstein/Jünkerath/Kelberg/Daun. "Es hat immer Konkurrenz zwischen Hillesheim und Jünkerath gegeben, daher fürchten wir eine IGS auch nicht. Im Gegenteil: Konkurrenz belebt das Geschäft." Mit diesen Worten kommentiert Raimund Geilenkirchen, Rektor der Regionalen Schule Jünkerath, die aktuelle Diskussion. "Die Schulen müssen sich eben ein entsprechendes Profil schaffen, mit Angeboten überzeugen", fügt er hinzu - und lässt nebenbei verlauten, dass es ja "nicht umsonst" so sei, dass "wir zur Zeit einen starken Zulauf aus Hillesheim haben". Seine Forderung: "Erst einmal müssen die Hausaufgaben gemacht werden, sprich: ein Schulentwicklungsplan."Sein Kollege von der Regionalen Schule in Gerolstein, Günter Mehles, sieht "keine Notwendigkeit" für eine IGS in Hillesheim, da die Hillesheimer Kinder "in zumutbarer Entfernung alle Abschlüsse machen können": an der Haupt- und Realschule in Hillesheim sowie am Gymnasium und der Berufsschule in Gerolstein, wo auch das Abi möglich ist. Er befürchtet, dass mit der IGS "ein unnötiger Kampf um die Schüler" entbrennen würde. Die Diskussion ist für ihn "nur politisch motiviert": "Die Hillesheimer Politiker wollen ihr Gesicht wahren."Wesentlich gelassener reagieren die Leiter der Realschule Daun, Hans-Peter Leinen, und der Regionalen Schule Kelberg, Johannes Philipps. Beide sehen "keine Konkurrenz" ihrer Schule mit der in Hillesheim. An allen genannten Einrichtungen (Jünkerath, Gerolstein, Kelberg und Daun) soll im Zuge der Reform eine "Realschule plus" in kooperativer Form entstehen. In Daun wird darüber hinaus das "Modell mit Fachoberschule" als "interessant" eingestuft. Dauns VG-Bürgermeister Werner Klöckner (CDU) äußerte sich zwar nicht zum Hillesheimer Vorhaben, er bezog aber grundsätzlich Stellung und sagte: "Die anstehende Schulreform ist für mich eine beängstigende Perspektive für den ländlichen Raum." Einer Übertragung der Schulträgerschaft auf den Kreis erteilte er eine deutlich Absage, denn: "Eine Verbandsgemeinde wird noch eher eine Schule aufrecht erhalten als ein Kreis, weil die VGen sich weitaus mehr mit ihren Schulstandorten identifizieren."Gesamtinteresse ist mehr als Hillesheimer Elternwille

Sein Gerolsteiner Amts- und Parteikollege Matthias Pauly teilt diese Meinung. Er sagte: "Wir waren stets bereit, hohe finanzielle Belastungen für die Investitionen in unsere Schulen auf uns zu nehmen. Das wird auch künftig so sein. Daher lehne ich den Übergang der Trägerschaft ab, da ich keine Vorteile für unsere Schüler sehe."Zum Hillesheimer Vorhaben äußerte auch er sich nicht konkret, appellierte aber: "Wir sollten auf der Basis einer gemeinsamen Schulentwicklungsplanung und unter Beachtung der Gesamtinteressen, die mehr sind als der Elternwille der Region Hillesheim, die notwendigen Entscheidungen für alle Schulstandorte im Landkreis Vulkaneifel herbeiführen." In Anspielung auf die Ankündigung seiner Hillesheimer Amtskollegin meinte er zudem: "Ob Remmi-Demmi dabei hilfreich ist, bezweifele ich." Meinung Bitte Fakten! Die Ablehnung der IGS Hillesheim ist in der Nachbarschaft zwar spürbar, aber gar nicht so deutlich, wie von Landrat Onnertz befürchtet. Zwar sind Worte und Taten oftmals zwei paar Schuhe. Aber allein der Umstand, dass auch die VG-Bürgermeister einen Schulentwicklungsplan fordern, lässt hoffen, dass Schulentscheidungen für den Kreis nicht vom Gefühl oder dem Parteibuch gesteuert sind, sondern allein auf harten Fakten basieren. m.huebner@volksfreund.deEXTRA 531 Schüler besuchen derzeit die Augustiner-Realschule Hillesheim. Erwartungsgemäß die stärkste Gruppe stellen die Schüler aus der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim (242 Schüler), jedoch dicht gefolgt von denen aus der VG Gerolstein (201 Schüler). Von der Oberen Kyll kommen 66 Schüler, aus der VG Daun 21, aus der VG Kyllburg ein Schüler. (mh)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort