Runter vom Sofa, rein in den Job

Brigitte Pick ist U25-Fallmanagerin im Jobcenter. Sie kümmert sich um die Vermittlung von Hartz-IV-Empfängern wie Eva Gräfen, die jünger als 25 Jahre sind.

 Brigitte Pick, Fallmanagerin im Jobcenter fürs U-25-Klientel, im engagierten Gespräch mit Eva Gräfen. Die 20-Jährige hat nach mehreren Praktika ihren Traumjob als Schneiderin gefunden. Eine Ausbildungsstelle hat sie auch schon in Aussicht. Ein holpriger Weg nach zwei Jahren scheint zu Ende. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Brigitte Pick, Fallmanagerin im Jobcenter fürs U-25-Klientel, im engagierten Gespräch mit Eva Gräfen. Die 20-Jährige hat nach mehreren Praktika ihren Traumjob als Schneiderin gefunden. Eine Ausbildungsstelle hat sie auch schon in Aussicht. Ein holpriger Weg nach zwei Jahren scheint zu Ende. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Daun. "Bei Eva mussten zuerst mal etliche Hemmnisse aus dem Weg geräumt werden", erklärt die diplomierte Sozialpädagogin Pick. Wie bei vielen U25-Klienten (siehe Hintergrund) stand für die 20-Jährige vor der Ausbildung vieles im Weg. Sie sagt: "Ich lebte in kritischen familiären Verhältnisse. Da musste ich raus." Pick half bei der Wohnungssuche ebenso wie bei der Genesung. Gesundheitlich stark angeschlagen folgte auf den Hauptschulabschluss im September 2006 zunächst ein Klinikaufenthalt. Eva Gräfen wird parallel sozialpädagogisch bei "Lernen fördern" betreut. Pick erklärt: "Das läuft noch bis März 2008. Dann muss sie auf eigenen Füßen stehen." Und die Chancen stehen gut. Nach mehreren Praktika hat die 20-Jährige seit Mai ihren Traumjob gefunden. Sie ist als Praktikantin bei einer Änderungsschneiderei in der Verbandsgemeinde Ulmen. Gräfen freut sich: "Ich fühle mich da sehr wohl, und zu 80 Prozent habe ich die Ausbildungsstelle sicher." Was sich so einfach anhört, war ein holpriger Weg, der noch nicht zu Ende ist. Gräfen merkte in einem Praktikum zur Physiotherapeutin, dass der Hauptschulabschluss nicht ausreicht. Pick sagt: "Eine unserer Aufgaben ist auch, den Realitätssinn zu entwickeln, was wirklich geleistet werden kann." Außerdem hilft sie beim Geldmanagement. Gräfen führt unter ihrer Aufsicht ein Haushaltsbuch. Beide resümieren: "Nach einer Krise im September läuft es jetzt ganz gut." Eva sei auf einem guten Weg."Für jeden, der hier reinkommt, gibt es was"

Sie hat nicht, wie 73 junge Frauen aus der U25-Klientel, das zusätzliche Problem der Mutterschaft. Doch auch da gibt es Lösungen. Das Jobcenter kooperiert mit zahlreichen anderen Einrichtungen. Pick: "Für jeden gibt es was, und wir finden es." Mit 14 speziellen Maßnahmen versucht das Jobcenter, die U-25-Leute fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Pick: "Jeder, der will, kriegt bei uns Unterstützung." Für acht "Hardcore-Buben" sei ein Meister vom Kreis eingestellt worden, der sie handwerklich trainiere nach dem Motto "runter vom Sofa, rein in die Tätigkeit". Die Fallmanagerin meint: "Wir schaffen auf Kreisebene so viel, weil wir so klein sind und es uns so backen, wie wir es brauchen." Ihr mache die Arbeit mit den jungen Leuten viel Spaß. Abschließend sagt sie: "Ich appelliere an alle Betriebe. Wer sich vorstellen kann, irgendwas für die U25-ler tun zu können, soll sich bitte melden."Kontakt: 06592/933451.Hintergrund Beim Dauner Jobcenter waren Ende September 601 Unter-25-Jährige (U25) als Hartz-IV-Empfänger gemeldet. Ende 2006 waren es 699. Alle Mitglieder der sogenannten Bedarfsgemeinschaften, die älter als 15 Jahre sind, müssen laut Gesetz separat im U25-Team betreut werden. Rund die Hälfte geht noch zur Schule. Bei der folgenden beruflichen Integration gibt es laut U25-Fallmanagerin Brigitte Pick viele Hemmnisse: Sprachprobleme wegen Migrationshintergrund, gar keine oder mangelhafte Schulabschlüsse, gesundheitliche Probleme oder schwieriges soziales Umfeld. 73 der 601 sind junge Mütter. Das Jobcenter bietet der U25-Klientel 14 spezielle Maßnahmen an. Von insgesamt 389 bis September in den ersten Arbeitsmarkt vermittelten Langzeitarbeitslosen waren 82 (21 Prozent) jünger als 25 Jahre. (vog)

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