Samstags und sonntags stehen die Bänder still

Die vom neuen Geschäftsführer Axel Dahm angekündigten Umstrukturierungspläne beim Gerolsteiner Brunnen, bei dem auch eine noch unbestimmte Anzahl an Arbeitsplätzen gestrichen wird, will der Betriebsrat (BR) des Unternehmens kritisch hinterfragen. Allzu drastische oder wenig sozialverträgliche Einschnitte will die Arbeitnehmervertretung nicht kampflos hinnehmen.

 Mit der Ankündigung, „um jeden Arbeitsplatz kämpfen“ zu wollen, hat sich der Betriebsrat von Gerolsteiner in die Diskussion um die Umstrukturierung des Unternehmens eingeschaltet. Foto: Gerolsteiner

Mit der Ankündigung, „um jeden Arbeitsplatz kämpfen“ zu wollen, hat sich der Betriebsrat von Gerolsteiner in die Diskussion um die Umstrukturierung des Unternehmens eingeschaltet. Foto: Gerolsteiner

Gerolstein. Die Ankündigungen des neuen Gerolsteiner-Geschäftsführers Axel Dahm, dass es bei der Umstrukturierung des Unternehmens auch zu Entlassungen kommen wird (der TV berichtete), kommen für den Betriebsrat nicht aus heiterem Himmel. "Das haben wir befürchtet", sagte BR-Vorsitzender Werner Jung. Mit "Interesse" habe er jedoch zur Kenntnis genommen, dass, wenn Jobs gestrichen werden, dies durch alle Abteilungen passieren soll. "In der Vergangenheit hat sich stets der Verdacht aufgedrängt, dass nur unten, bei der kleinen Belegschaft, angesetzt wird." Dennoch kündigt Jung an: "Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen." Erste Schritte, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken, seien bereits eingeleitet worden. Jung berichtet: "Ab Mitte Dezember werden wir keine Überstunden mehr zulassen, um die wenige Arbeit eben auf mehrere Schultern zu verteilen."

Betriebsrat stoppt Wochenend-Schichten



Zudem sei aktuell der Geschäftsführung mitgeteilt worden, dass ab 1. Januar die bislang flexible Arbeitszeit "auf das reine Tarifniveau" zurückgeführt werde. Damit würden auch die Sonderschichten samstags und sonntags wegfallen. Jung: "Das machen wir so lange, bis klar ist, um wie viele Jobs es geht." Danach würde sich Gedanken über künftige Arbeitszeitmodelle gemacht.

Für Jung und Kollegen ist es vor allem wichtig, dass es möglichst viele sozialverträgliche Regelungen gibt. Er nennt zwei Beispiele: "Seit einem Jahr sind wir daran, Altersteilzeitregelungen hinzubekommen - ohne Erfolg. Dabei kann ich aus dem Stehgreif sechs bis sieben Kollegen nennen, die das machen würden." Und wenn es dazu komme, würden nach Jungs Einschätzung weitere Kollegen folgen. "So könnte zumindest dem ein oder anderen jungen Mitarbeiter oder Azubi eine Chance gegeben werden." Auf TV-Nachfrage zum Stichwort Altersteilzeit sagte der neue Geschäftsführer des Gerolsteiner Brunnens, Axel Dahm: "Ein Thema ist das auf jeden Fall, aber ich kann noch keine Details nennen, weil wir erst unsere neue Strategie aufgestellt und das Unternehmen durchleuchtet haben müssen. Fakt ist aber auch: Am Ende des Tages muss alles bezahlbar sein." Also nur, wenn Gerolsteiner wieder nachhaltig profitabel sei, könne es auch wieder die Rolle spielen, die es in der Vergangenheit gespielt habe. Dahm: "Investitionen, Ausbildung, Arbeitsplätze - all das hängt vom Erfolg des Unternehmens ab."

Stichwort Azubis: Laut Dahm sind das derzeit etwa 70. Und auch künftig "wollen wir weiter intensiv ausbilden und möglichst viele unserer guten jungen Leute übernehmen", kündigte er an.

Jung & Co nehmen das ebenso mit Interesse zur Kenntnis wie die Beteuerung des neuen Geschäftsführers, dass die ins Haus geholten Unternehmensberater keine Leitlinie an die Hand bekommen haben, sich beispielsweise allein auf Kostenreduzierung und somit Arbeitsplatzabbau zu konzentrieren. Dahm sagte auf TV-Nachfrage: "Es wurde nichts vorweggenommen."

Bis Februar soll die neue Strategie für das Unternehmen erarbeitet sein und dann auch dem Betriebsrat vorgestellt werden, danach soll in Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmervertretung erarbeitet werden, wo und wie Kosten gespart werden können, wo Jobs wegfallen sollen. Bis Mai 2009 soll laut Dahm der "neue" Gerolsteiner Brunnen aufgestellt sein.

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