"Saustarker" Betrieb

KAISERSESCH. Wie lässt sich ein landwirtschaftlicher Betrieb rentabel führen? Indem er sich in bestimmten Bereichen spezialisiert. So wie bei Gerhard und Andrea Weber. Sie haben auf dem Nellehof bei Kaisersesch eine Ferkel-Aufzucht mit 1000 Tieren. Dabei übernehmen sie lediglich die Vormast. Zur Mast werden die Ferkel in einen anderen Betrieb verkauft. Doch das ist nicht das einzige Standbein der Webers.

Er geht aufs Feld, sie geht in den Stall: Gerhard und Andrea Weber teilen sich die Arbeit in dem landwirtschaftlichen Familienbetrieb. Seit 1994 gehört ihnen der Nellehof bei Kaisersesch. Vom Onkel übernommen, haben die Webers den Hof über die vergangenen Jahre stetig erweitert - auch, um die Rentabilität zu steigern. Angefangen hat alles mit dem reaktivierten Ferkelaufzucht-Stall und der Bewirtschaftung der 120 Hektar umfassenden Getreideflächen. 1999 wurde schließlich eine Pferdehalle gebaut, und 2001 wurde der Ferkelstall erweitert. "Man sucht ständig nach Möglichkeiten, die Einbußen auszugleichen", sagt Gerhard Weber und erklärt, woher diese kommen: "Die Getreidepreise sind niedrig, die Nebenkosten steigen immer mehr, und die Schweineproduktion unterliegt einem ständigen Auf und Ab."Haushalt, Kinder und dann in den Stall

Doch die Webers machen weiter und haben sich mit ihrem Familienbetrieb arrangiert. Andrea Weber, eigentlich pharmazeutisch-technische Assistentin, kümmert sich nicht nur um den Haushalt und die drei Kinder, sondern hat auch den Stall übernommen. "Die Frauen haben das bessere Auge dafür, ob den Tieren was fehlt", sagt Gerhard Weber und ist stolz, dass seine Frau die Arbeit so meistert. Viermal im Jahr, also alle zwölf Wochen, werden 1000 Tiere auf den Nellehof gebracht. Nachdem der Stall von den wenige Tage zuvor abtransportierten Tieren gründlich gereinigt wurde, ziehen neue ein. "Vor allem in den ersten beiden Wochen ist erhöhte Vorsicht geboten, immerhin trage ich dann auch eine große finanzielle Verantwortung. Werden zehn Prozent der Tiere krank, sind das 5000 Euro Ausfall", sagt Andrea Weber. Doch sie weiß, wie sie mit den Tieren umzugehen hat. Während ihr Mann Lüftung, Silofutter, Temperatur - etwa 32 Grad sind es im Stall - und Tränken im Griff hat, sortiert sie gleich starke beziehungsweise schwache Ferkel auseinander. "Sonst unterdrücken die großen Ferkel die kleineren", weiß Andrea Weber. Damit auch alle brav trinken, mixt die 38-Jährige ein wenig Cola ins Wasser. "Das schmeckt den Tieren besser als bloßes Wasser und ist zudem gut für die Darmflora." Was die Nahrung betrifft, wird auf dem Nellehof eine selbst hergestellte Mischung verfüttert. Weil sie sich auf die Vormast der Tiere spezialisiert haben, gibt es für alle Ferkel das gleiche Futter - 40 Tonnen in zehn Wochen.Drittes Standbein: Pensionspferde

Allerdings haben sich die Webers neben der Aufzucht und dem Getreideanbau ein drittes Standbein geschaffen. Der Zwei-Mann-Betrieb kümmert sich - "Angestellte können wir uns nicht leisten" - um derzeit 13 Pensionspferde. Wenn die Arbeit im Stall und auf dem Feld dank der Maschinen einfacher ist und weniger Zeit als früher kostet, so stiehlt die Bürokratie die Stunden. "Alles muss bis ins kleinste Detail dokumentiert werden. Wenn man nicht täglich alles abheftet, kommt man irgendwann nicht mehr nach", sagt der 39-jährige Landwirtschaftsmeister. Durch die drohende Schweinepest - die Eifel gehört zum "gefährdeten Bezirk" - kommen momentan noch zusätzliche Auflagen hinzu. Derzeit steht auch die Anschaffung einer Fotovoltaik-Anlage oder eines vollautomatischen Heizkessels mit Getreideverbrennung auf der Agenda. Ob und für was sich die beiden entscheiden, wissen sie noch nicht. Fest steht, dass sie die enormen Gas- und Ölkosten senken müssen. Sonst reicht auch der Zusatzverdienst mit dem Abtransport von Grüngut langfristig nicht mehr aus.

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