Bildung Wenn der Schauspieler Schule macht
Daun · Martin Geisen hat Dauner Grundschülern Einblicke in die Welt des Theaters und des Films vermittelt.
Daran erinnert Martin Geisen sich besonders gern: dass „seine“ Zweitklässler sich die Nasen an den Fensterscheiben platt drückten und ihm zuwinkten, wenn sie ihn über den Schulhof kommen sahen. Wenn das in den ersten Monaten des laufenden Schuljahres der Fall war, stand für zwei Klassen der Dauner Grundschule je eine Doppelstunde „Schauspiel“ mit ihm auf dem Stundenplan.
„Von den Klassenlehrerinnen zu erfahren und es selbst auch zu beobachten, dass der Projektunterricht der Team- und Konzentrationsfähigkeit und dem Selbstvertrauen der Kinder zugute kam, freut mich sehr“, erklärt der Schauspieler im TV-Gespräch. „Und zu erleben, wie ein eher schüchternes und zurückhaltendes Kind aus sich herausgeht und auch mal im Mittelpunkt stehen will, hat mich tief beeindruckt“, sagt er.
Die Ohren gespitzt hätten die Kinder, als er über seine Arbeit am Theater und den Beruf des Schauspielers gesprochen habe. Anderen zuhören und vertrauen, agieren und reagieren, Körper und Raum wahrnehmen, jemanden imitieren, einen Text mit verteilten Rollen lesen – so lauteten die Themen von Übungen und Spielen.
Zwar hätten coronabedingt nicht alle Ideen verwirklicht werden können, räumt Martin Geisen ein. Denn es seien Abstand einzuhalten, Masken zu tragen und Gruppenszenen in der Sporthalle statt im Klassenzimmer zu proben gewesen.
Am meisten bedauert er, dass es nicht dazu kam, eine komplette Szene von „Alice im Wunderland“ einzustudieren und die Bühnenfassung des Kinderbuchklassikers, die ursprünglich zu Weihnachten auf dem Programm des Trierer Stadttheaters stand, gemeinsam zu besuchen. In dem Weihnachtsmärchen hätte Geisen eine Rolle gespielt, und nur zu gern hätte er bei einer Aufführung die Dauner Grundschüler unter den Zuschauern gewusst. Hätte, hätte... Doch wegen Corona wurde das Theater geschlossen, und der Theaterbesuch fiel ins Wasser. Schließlich musste auch alles, was im Rahmen des Projekts noch für den Januar 2021 geplant war, aufgegeben werden.
Im Fernunterricht sind laut Martin Geisen die Inhalte mit Kindern dieses Alters kaum umsetzbar.
Schon im Vorfeld des Ende 2019 an drei Grundschulen in der Verbandsgemeinde Daun gestarteten Kulturprojekts MUS-E (siehe Hintergrund) hatten die Initiatoren Volkhard und Margot Bangert und die Koordinatorin Barbara Bertsch den Schauspieler Martin Geisen als Projektleiter ins Auge gefasst. „Aber eigentlich habe ich dafür ja gar keine Zeit“, meint er. Denn als Ensemblemitglied des Trierer Theaters probt er bis zu acht Stunden am Tag, ist viel unterwegs, wenn er für Film- und Fernsehproduktionen arbeitet, und zudem Workshops zur Vorbereitung für Schauspielschulen hält. Weil aber Corona auch diese Engagements durchkreuzte, war ihm die Projektleitung an der Dauner Grundschule möglich – „und es hat mir einen Riesenspaß gemacht“, sagt er. Und fühlt sich auch darüber hinaus seiner Heimat eng verbunden: Martin Geisen ist unter anderem Mitglied der Dauner Narrenzunft sowie des Sportvereins Rengen und des für das Eifeler Metal Open Air „Der Detze Rockt“ zuständigen Vereins.