Schlamm, Gestank und noch viel mehr Frust

Gerolstein-Müllenborn · Der Weiher im Ortskern ist seit Jahren verschlammt und stinkt daher vor allem im Sommer unerträglich. Nachdem die Müllenborner schon mehrfach bei der Stadt um eine Lösung des Problems erfolglos vorstellig geworden sind, haben sie nun selbst Pläne beauftragt und Kostenvoranschläge für das Ausbaggern und eine Verkleinerung des Sees eingeholt. Kostenpunkt: eine Viertelmillion Euro.

Gerolstein-Müllenborn. Beim diesjährigen Fastnachtsumzug fuhr der Wagen mit der wichtigsten Aussage fürs Dorf vorneweg: Der Weiher stinkt zum Himmel - und den Müllenbornern gewaltig.
Das Wahrzeichen und eigentlich auch Schmuckstück des Dorfes bietet seit Monaten einen trostlosen Anblick: eine große Grube mit Unmengen von dunklem Matsch und Gestein und vereinzelten Tümpeln.
Denn weil der See seit Jahren einen üblen Geruch verbreitet, haben die Müllenborner bereits Mitte Oktober vergangenen Jahres das Wasser abgelassen, um zu sehen, wie sehr das Gewässer mit Sedimenten des Oosbaches vollgeschwemmt ist. Derweil hatte der örtliche Angelsportverein dafür gesorgt, dass die Fische gerettet werden.. Die Ablagerungen sind die Ursache für den teils unerträglichen Gestank. Das Ergebnis, das sich seither jedermann offenbart: In weiten Teilen bedeckt lediglich eine noch nicht allzu große Schlammschicht von schätzungsweise 20 bis 30 Zentimetern Dicke den Boden des Sees, am Einlauf des Oosbaches ist sie nach Messungen der Angelsportler 1,50 m bis 1,80 Meter dick.
Abgelassen worden war der See auf Wunsch der Baufirmen, die der Ortsbeirat um Abgabe eines Angebots fürs Ausbaggern angefragt hatte. "Jetzt liegt uns ein Angebot über 30 000 Euro vor", freut sich Ortsvorsteherin Carola Korell. Schließlich sei bislang stets von Kosten über 50 000 Euro ausgegangen worden.
Seit Jahren bemühen sich die Müllenborner nach Auskunft ihrer aktuellen politischen Vertretung bei der Stadt Gerolstein um eine Lösung des Problems - erfolglos. "Das Thema ist viele Jahre bekannt, wir hatten schon mehrere Termine vor Ort und haben der Bauabteilung im Rathaus auch schon unzählige Unterlagen zukommen lassen und mit ihr viel Vorarbeit geleistet. Wir wollen und wir brauchen jetzt eine Entscheidung", sagt Ortsvorsteherin Carola Korell. Ortsbeiratsmitglied Irene Kees sagt: "Der See war im Sommer immer ein sehr schöner Anblick und beliebter Ort zum Verweilen. Ich habe früher sogar noch darin geschwommen." In der Zeit vor dem Gestank - versteht sich.
In die gleiche Kerbe schlägt auch ihre Kollegin Monika Zilligen: "Wir haben den See und wir wollen den See auch behalten. Es muss aber etwas passieren." Wie sehr sie mit dieser Aussage den Nagel auf den Kopf trifft, zeigt auch die jüngste Ortsbeiratssitzung, bei der es unter anderem um das Thema ging: Da waren rund 50 Gäste anwesend. Rekordverdächtig. Nicht anwesend waren allerdings Vertreter der Stadt Gerolstein. Bürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) konnte wegen einer Erkrankung nicht kommen. Er hatte aber auch keinen Vertreter entsandt. Das wiederum "wundert mich schon", sagt die Ortsvorsteherin. Sie sagt: "In der Kernstadt Gerolstein wird bei Riesenprojekten wie dem Umbau der Kyll, der Umnutzung des Areals des Gerolsteiner Brunnens, dem Neubau der Hochbrücke und dem neuen Bahnhof Kohle ohne Ende ausgegeben - und was passiert in den Stadtteilen?" Oder wie Irene Kees es formuliert: "Man kommt sich so abgehängt vor."
Stadtbürgermeister Bongartz sagte auf TV-Anfrage: "Wir werden das Thema auf jeden Fall noch in diesem Frühjahr auf die Tagesordnung der städtischen Gremien setzen." Er meinte aber auch: "Pläne hin oder her, auf jeden Fall muss das alles finanzierbar sein."
Meinung

Verständlicher Frust
Man kann den Verdruss der Müllenborner gut verstehen: Seit Jahren bemühen sie sich, bei der Stadt Gerolstein Gehör zu finden, damit das Weiher-Problem gelöst wird. Denn als Vertreter eines Stadtteils können sie kein eigenes Geld in die Hand nehmen, um sich der ihnen so wichtigen Sache anzunehmen. Seit Jahren wird dem Thema in der Stadt aber nicht die Priorität beigemessen, die die Müllenborner für angemessen halten. Wenn sie dann noch fast täglich aus der Zeitung erfahren müssen, welche Mega-Projekte in der Kernstadt angepackt werden, ihr Weiher aber weiter keine Rolle spielt, ist es klar, dass Frust aufkommt. m.huebner@volksfreund.deExtra

So sieht die Planung aus, die die Verantwortlichen des Ortsteils in Auftrag gegeben haben: Die Pläne sehen eine Verkleinerung des 20 bis 30 Meter breiten und 120 Meter langen Sees um etwa ein Drittel vor. Um die reduzierte Seefläche würde dann der Dorfplatz wachsen. Um künftig eine Verschlammung des Gewässers zu verhindern, soll vor dem Einlauf ein Überlaufbecken angelegt werden, wo sich dann der Großteil der Sedimente ablagern würde. "Das flache Becken ist zugleich als Wasserspielplatz für die Kinder gedacht", sagt die Ortsvorsteherin. Analog zu dem Umbau der Kyll am Rathaus in Gerolstein, wo ebenfalls Spielmöglichkeiten für Kinder am und im Gewässer geschaffen werden sollen, denken auch die Müllenborner an einen kleinen Steg sowie Steinstufen, die bis ins Wasser führen. Zudem sollte der seit Jahren nicht mehr funktionierende Springbrunnen repariert werden. Die Gesamtkosten inklusive Ausbaggern liegen nach Schätzung bei 260 000 Euro. mh

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