Schlau, stark, schwarz

Walburga legte mit ihrer Frage, was Jagd mit Politik zu tun hat, die Fährte. Mein Spürsinn war geweckt. Ich konnte nicht anders, als das Denkmal mit in meine Überlegungen einzubeziehen, das sich der ehemalige Jagdpächter in Oberbettingen setzt: eine Wildschweinrotte aus Bronze.

Und die Oberbettinger können auch nicht anders. Klar - es muss für sie was mit Schwarzwild zu tun haben. In ihrem Revier gibt es fast nur Wildschweine, Rotwild streift nur gelegentlich durchs Unterholz. Okay, hin und wieder schießen die passionierten Schwarzwildjäger auch mal einen (Reh-)Bock, aber das ist es dann auch schon mit den Seitensprüngen. Der "Platzhirsch" ist schon seit Jahrzehnten und über Generationen hinweg in Oberbettingen ein (Meyer-)Keiler. Bei den Einstandskämpfen hat das (demoulinische) Rotwild auch mit seinen kernigen Brunftschreien das Schwarzwild nicht erschrecken, geschweige denn vertreiben können. Schwarzwild ist ja bekanntlich schlau und robust. Deshalb haben auch Plagen, wie zuletzt die Europäische Schweinepest, kurz ESP (oder war es FWG?) in Oberbettingen keine Chance. Die Seuche gilt als ausgerottet, und das Schwarzwild unterliegt keinen besonderen Kontrollen mehr. Ich frag mal nach, ob ich zur nächsten Treibjagd in Oberbettingen mitgehen darf. Beim Schüsseltreiben ergeben sich nämlich immer so interessante Gespräche. Waidmann Herbert Schneiders, oberster Hüter des Schwarzwilds im Kreis und in Mainz, wird dann auch seine Büchse bei Seite legen, um Jägerlatein rund ums Schwarzwild zu erzählen. Vielleicht wissen andere Jäger aber noch mehr. Ich habe nämlich läuten hören, dass in einem besonderen Revier Richtung Osten der Versuch gemacht werden soll, Schwarz- und Rotwild zu paaren. Ich glaube, von der Nähe zu Berlin war die Rede. Wer wird denn bei so viel Interessantem noch an Wildschweinbraten oder -schinken denken, wenn die Jagdhornbläser das Signal "Sau tot" blasen? Ich jedenfalls nicht. Waidmannsdank!

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