Schlussverkauf im "Biomarkt"

Eckard Wiendl (54) ist Direktkandidat der Grünen im Landkreis Vulkaneifel. Der TV hat ihn zu seinem Infostand an der Post in Daun begleitet, wo er die Positionen seiner Partei unter das Wahlvolk brachte.

Daun. Während die Kandidaten der anderen Parteien und deren Mitstreiter ihre Kugelschreiber, Schlüsselbänder und Süßigkeiten neben Sonnenschirmen vor der Post unter das vorbeieilende Volk zu bringen versuchen, hat sich Eckard Wiendl diesmal vor einer Art Marktstand postiert. Und ein wenig geht es an diesem Morgen auch zu wie auf einem Markt. Die Parteien stellen ihre Positionen vor und hoffen, dass die Wähler mit ihrer Stimme "bezahlen".

Wiendl, der für die Grünen in den Landtag ziehen möchte, hofft, dass die "Zahlungsbereitschaft" der Wähler an seine Partei diesmal besonders hoch ist. "Nach den Ereignissen in Japan sind die Menschen besonders offen für das Thema Atomkraft", sagt der 54-jährige Lehrer. Seine Beobachtung im Wahlkampf: Früher hätten Befürworter der Atomenergie an den Infoständen der Grünen auch mal munter diskutiert. Heute bekenne sich kaum noch jemand uneingeschränkt dazu. Das ist zwar keine repräsentative Beobachtung. Aber zumindest an diesem Tag trifft sie zu. "Der Ausstieg ist viel früher möglich, als die Atomlobby behauptet. Heute müssen Windräder wegen schwacher Netze sogar stillstehen."

Ein Schüler, der kurz stehenbleibt, hat ganz andere Sorgen. "Welchen persönlichen Nutzen habe ich denn als angehender Student, wenn ich Sie wähle?", fragt er Wiendl. Es geht tatsächlich zu wie auf einem Markt. Die Forderung nach mehr Personal für die Uni hat der Direktkandidat im Angebot. Und eine Garantie für Studenten soll es geben, an der Uni nach einem Grundlagenstudium auch den sogenannten Masterabschluss machen zu können, der nach einem Zusatzstudium verliehen wird. Ob das überzeugt hat? Der junge Mann macht einen unentschlossenen Eindruck.

Nachdem der Schüler gegangen ist, bleibt es ruhig am Stand der Grünen. Viel Wahlvolk ist nicht unterwegs in der Stadt. Stattdessen kommen die Vertreter der anderen Parteien auf einen Plausch vorbei. Sie scheinen sich einig: Japan ist das beherrschende Thema. Von Politikverdrossenheit aber sei nicht viel zu spüren, die Leute seien offen und gesprächsbereit. Ein Bundestagsabgeordneter gibt dem Grünen noch eine Erkenntnis aus seinem Politikerleben mit auf den Weg. "Ein langer Atem ist gefragt", sagt er.

Gunther Glöckner, der in Niederstadtfeld einen ökologischen Baustoffhandel betreibt, bleibt für eine Weile am Stand stehen, um mit Wiendl zu diskutieren. "Ich wünsche mir, dass in Rheinland-Pfalz noch mehr auf Nachhaltigkeit geachtet wird, vor allem bei der Energiegewinnung und im Hausbau", sagt er. Glöckner bezeichnet sich als zuverlässigen Wähler, der seiner Partei mit wenigen Ausnahmen bisher treu geblieben sei.

"Köpfe sind unwichtig, auf das Programm einer Partei kommt es an", sagt er. Ob Wiendl ein guter Verkäufer ist, kann er heute kaum beweisen. Wer länger an seinem "Bioladen" stehen bleibt, ist ohnehin meist schon überzeugt. Die anderen eilen mit einem Flugblatt ausgestattet schnell weiter.

Gegen Mittag schließt die Post und damit auch der Markt der Parteien. Das "Käuferinteresse" war durchschnittlich, und erst am kommenden Sonntag wird Wiendl wissen, ob die Kasse stimmt.

EXTRA

POSITIONEN EXTRA HERBERT SCHNEIDERS (CDU)



Bis auf Herbert Schneiders, den Bewerber der CDU, haben alle Direktkandidaten im Wahlkreis 20 (Vulkaneifel), das Angebot des TV angenommen, sich mit einer Homestory und einer Wahlkampfbegleitung vorzustellen. Schneiders teilte dem TV mit, er "verzichtet gerne" darauf. sts

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POSITIONEN EXTRA HERBERT SCHNEIDERS (CDU)



Sollte Eckard Wiendl für die Grünen in den Landtag ziehen, will er sich besonders für diese Themen einsetzen: Umwelt: "Ich befürchte, dass die Abbauflächen für Vulkangestein von 400 auf 2000 Hektar ausgeweitet werden sollen. Das zerstört unsere Landschaft und widerspricht der Gesundheitslandschaft Vulkaneifel. Ich sage: Keine Ausweitung der Abbauflächen." Bildung: "Ich setze mich für mehr Integrierte Gesamtschulen ein, etwa am Standort Hillesheim. Alle Kinder haben den Anspruch, auf eine Regelschule zu gehen." Verkehr: "Wir brauchen weniger, dafür gut ausgebaute Straßen. Straßen, die nicht mehr genutzt werden, müssen wir nicht erhalten. Dazu gehört etwa die K 77 bei Birresborn." thie

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