Schmeckt nach Apfel, riecht nach Whisky

HILLESHEIM-NIEDERBETTINGEN. (vog) Herbst ist Erntezeit für Äpfel und Birnen. Dann ist auch die Zeit für Frank Fohn gekommen, seinem kurzzeitigen Hobby der Obstkelterei nachzugehen. Saft, Viez, Essig: Alles hat der 32-jährige Rollstuhlfahrer für Freunde und Verwandte im Sortiment.

"Zuerst habe ich mit meinem Kumpel das Obst in einen anderen Ort zum Pressen gebracht. Dann hab ich mich aber selber so sehr dafür interessiert, dass ich mir alles besorgt habe, was es darüber zu lesen gibt", beschreibt Fohn den Start ins neue Hobby. Seit drei Jahren keltert er selbst. Das erste Jahr in einer historischen Kelter ganz aus Eichenholz. Gemeinsam mit seinem Vater Hans hat er das 150 Jahre alte Stück im Westerwald gekauft. Mittlerweile hat das Weinbaumuseum in Trier Interesse an dem antiken Gerät angemeldet. Eine andere Rarität fanden die beiden Niederbettinger Schnäppchenjäger an der Mittelmosel. Ein Whisky-Fass von 1967. Darin lagern jetzt 200 Liter Apfelwein. "Das gibt eine unvergleichbare Blume", schwärmt Fohn. Seit zwei Jahren keltert er Äpfel, Birnen und Quitten in der elektrischen Kelter. Sie fasst mit elf Zentner fast das Dreifache der antiken Rarität. Aus 550 Kilo Früchten entstehen etwa 220 Liter Saft. Diese Mengen zusammen zu bringen, ist für Fohn kein Problem. "Meine Freunde aus den Nachbarorten bringen mir jede Menge. Sie fragen sogar ihre Omas, ob sie deren Bäume plündern dürfen", verrät der 32-Jährige. Der Mix mehrerer Sorten bringe erst den richtig guten Geschmack, erklärt er weiter. Sein Experiment Äpfel und Birnen für Viez zu mixen, will er nicht wiederholen. "Zu süß", bilanziert er. Viez aus Birnen und Quitten kommt seinem Geschmack schon näher. Echt hin und weg ist Fohn jeden Morgen am Frühstückstisch: "Das Quittengelee ist einfach fantastisch." Erstaunlich, was aus dieser "knochenharten Frucht, einer Kreuzung aus Apfel und Birne, herauszubringen" sei.Erstmals ist auch Apfelessig fertig

In diesem Jahr ist der erste Apfelessig aus Fohns Kelterei fertig. "Der braucht drei Jahre bis er gut ist", erklärt der Hobby-Kelterer. Einmal in Fahrt, beschreibt er die Verfahren: "Essig braucht die umgekehrte Gärung wie Wein oder Viez." Dreh- und Angelpunkt sei die Sauerstoff-Zufuhr. Essig brauche viel, also werde er in Zubern mit großen Oberflächen angesetzt. Wein und Viez brauchten wenig, also kämen sie in geschlossene Behälter. Brauche der Essig drei Jahre, sei süßer Wein oder Viez in drei Monaten fertig. Einen Punkt betont er: "Ich verwende keinerlei Zusätze oder Gärhilfen." Mit seinen Eltern arbeitet er im Team. So wurden für die Verwandtschaft schon 300 Liter Apfelsaft auf traditionelle Weise im Einkochkessel zubereitet. Mutter Marga setzt den Apfelessig auch als Medizin für die zehn Ammenkühe, die ihrem Sohn gehören, ein. "Einmal in der Woche kippe ich denen Apfelessig über die Schrot. Dann kriegen die Kühe keinen Husten", verrät sie. Dieser Wirkung vertraut sie seit Jahren. "Aber jetzt brauch' ich ja keinen mehr kaufen zu gehen. Jetzt haben wir eigenen", freut sie sich. Und auch Enkel Andreas findet die Arbeiten im Kelterhaus spannend. Der dreieinhalbjährige Knirps klettert mal in die Apfelkiste und mal auf den Schoß des Onkels im Rollstuhl. Vielleicht bekommt der 32-Jährige ja schon bald weitere Unterstützung für sein Hobby.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort