Schneller als der Rettungsdienst
Wenn Menschen einen Herzinfarkt erleiden oder einen Unfall haben, sind die First Responder des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) oft schneller am Einsatzort als der Rettungsdienst. Seit 2010 bildet das DRK in Daun solche Ersthelfer aus - der Ernstfall ließ nicht lange auf sich warten.
Daun. Ein Volksfest, irgendwo in der Eifel. Die Menschen plaudern fröhlich am Getränkestand, Kinder naschen Zuckerwatte, auf einer Bühne spielt der örtliche Musikverein. Plötzlich greift sich ein älterer Mann an den Brustkorb. Er hat starke Schmerzen und bricht zusammen. Ein Herzinfarkt? Die Umstehenden alarmieren sofort den Rettungsdienst. Doch es vergehen wertvolle Minuten, bis die Helfer eintreffen.
DRK bildet seit 2010 Ersthelfer aus
Es ist ein erdachtes Szenario. Aber gerade in ländlichen Gemeinden braucht der Rettungsdienst mehr Zeit als in Städten, um an den Einsatzort zu kommen. Im vergangenen Jahr hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Daun damit begonnen, in der Verbandsgemeinde (VG) Daun sogenannte First Responder (siehe Extra) auszubilden. Die Freiwilligen können in ihren Ortsgemeinden oft schneller Hilfe leisten als der Rettungsdienst. Carsten Spies aus Niederstadtfeld hat schon einige Einsätze hinter sich. "Egal ob Verkehrs- oder Betriebsunfall, die Leute sind froh, wenn schnell jemand da ist", sagt er. Nervosität habe er beim ersten Ernstfall nicht verspürt. Spies hat bereits vier Jahre Erfahrung beim Rettungsdienst gesammelt.
"Die First Responder sind zusätzlich im Einsatz. Notarzt und Sanitäter kommen natürlich trotzdem, so schnell es geht", sagt Sascha Singh, Ausbilder beim DRK. Die Resonanz auf das Projekt scheint gut zu sein. "Obwohl es immer schwieriger wird, langfristig Freiwillige für Ehrenämter zu finden, haben wir schon in zwei Lehrgängen 48 Helfer ausgebildet", sagt Singh. In 25 Ortsgemeinden steht bereits mindestens ein First Responder bereit. Fünf pro Gemeinde sollen es zukünftig ein.
Für Anja Erasmi aus Brockscheid war gleich zu Beginn klar, sich zu melden. "Ich bin Krankenschwester, die Nachbarn haben mich ohnehin oft angerufen, wenn etwas passiert ist", sagt sie.
Und so funktioniert das First-Responder-System: Nachdem ein Notruf in der Leitstelle in Trier eingegangen ist, wird von dort der zuständige Ersthelfer alarmiert. "Eigentlich hatten wir eine Benachrichtigung per Handy vorgesehen. Leider hat der Sturm Xynthia die Sendetechnik so beschädigt, dass wir uns doch für die klassischen Piepser mit Analogfunk entschieden haben", sagt Singh.
Leitstelle in Trier alarmiert Helfer
Von der Leitstelle bekommen die First Responder alle nötigen Informationen. Sie schnappen sich den Rucksack mit den Notfallgeräten und fahren zum Einsatzort. Dort leisten sie Erste Hilfe mit Herzdruckmassage oder dem Defibrillator, bis der Rettungsdienst kommt, der dann alles Weitere übernimmt.
Herzinfarkte, Rauchgasvergiftungen, Schlaganfälle: 15 Mal sind die First Responder 2010 ausgerückt. Gleich bei ihrem ersten Einsatz haben sie einen Mann mit dem Defibrillator wiederbelebt. "Tragischerweise ist der Mann nach Eintreffen des Notarztes doch gestorben. Aber der Rettungsdienst hat unseren Helfern gute Arbeit bescheinigt", sagt Singh. Im Anschluss kümmern sich erfahrene DRK-Mitarbeiter um die Nachsorge, sprechen mit den Helfern. "Für 2011 rechnen wir mit 50 bis 60 Einsätzen", sagt Singh.
An vier Wochenenden bildet das DRK seine Ersthelfer mit einem Intensivtraining aus. Wie ist der menschliche Körper aufgebaut, wann benutzt man ein Beatmungsgerät, und wie ist ein Defibrillator zu bedienen? An einer computergesteuerten Puppe, deren Pupillen sich öffnen und schließen und deren "Blutdruck" man messen kann, üben die Freiwilligen stundenlang. Die Kosten für Ausbildung und Kleidung - etwa 1600 Euro pro Helfer - trägt das DRK. Einen Einsatzrucksack pro Ortsgemeinde mit Defibrillator, Beatmungsgerät und anderer Ausrüstung stellt die VG zur Verfügung. 2000 Euro sind für jeden Rucksack fällig. Das ist gut investiertes Geld, wenn beim nächsten Volksfest die Helfer gleich zur Stelle sind.
ExtraFirst Responder (englisch: zuerst Antwortende) sind ausgebildete Ersthelfer. Sie sind eine Ergänzung zu den Rettungskräften, die bei Notfällen ausrücken. Ihre Aufgabe ist es, am Unfallort bis zum Eintreffen der Rettungskräfte die medizinische Erstversorgung zu leisten, um die Überlebenschancen zu erhöhen. Alle Freiwilligen, die mindestens 18 Jahre alt sind, können sich ausbilden lassen(cju/thie)Neuer Lehrgang Für den nächsten Lehrgang im März sind noch Plätze frei. Nähere Informationen gibt es bei Sascha Singh, Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Vulkaneifel, Leopoldstraße 34, 54550 Daun, unter Telefon 06592/950023 oder per E-Mail an ausbildung@drk-kv-daun.de Wer den Aufbau einer First Responder-Gruppe in seiner Ortsgemeinde unterstützen möchte, kann spenden. Konto: 505, Bankleitzahl: 586 512 40, Stichwort First Responder + Name der Ortsgemeinde. (thie)