Schon doppelt so viele Tote wie im Vorjahr

Traurige Bilanz der Unfallstatistik im Bereich der Polizei-Inspektion (PI) Daun: In den ersten sieben Monaten diesen Jahres starben doppelt so viele Menschen bei Verkehrsunfällen wie im gesamten Vorjahr. Vier der sechs Todesopfer gehören zur Gruppe der jungen Fahrer. Bei drei Unfällen war unangepasste Geschwindigkeit die Ursache. Dennoch ist eine pauschale Analyse schwierig.

 Polizist Horst Krämer, Edwin Gräfen von der Kreisverwaltung und Alois Gerhartz vom Landesbetrieb Mobilität gehören zur Unfallkommission des Landkreises Vulkaneifel. Sie begutachten den Ausbau der B 421 bei Ellscheid. Nach sechs Unfällen mit Schwerverletzten innerhalb von drei Jahren auf einem Teilstück wurden die Kurven begradigt. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Polizist Horst Krämer, Edwin Gräfen von der Kreisverwaltung und Alois Gerhartz vom Landesbetrieb Mobilität gehören zur Unfallkommission des Landkreises Vulkaneifel. Sie begutachten den Ausbau der B 421 bei Ellscheid. Nach sechs Unfällen mit Schwerverletzten innerhalb von drei Jahren auf einem Teilstück wurden die Kurven begradigt. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Daun. Bis Ende Juli passierten im PI-Bereich (Landkreis Vulkaneifel ohne Verbandsgemeinde Obere Kyll) zwar 50 Unfälle weniger als im Vergleichszeitraum 2007, aber es kamen mehr Menschen dabei um, und mehr wurden schwer verletzt. Die Schlussfolgerung: "Wenn es kracht, dann direkt mit schweren Folgen", lässt PI-Chef Heinz-Peter Thiel nicht gelten: "Das hängt von vielen Faktoren und oft auch von Zufällen ab." Bei den sechs Verkehrsunfällen, bei denen Menschen starben, gebe es keine Zusammenhänge.

Bei den Unfällen gibt es keine Regelmäßigkeiten



Nach jedem schweren Unfall trifft sich spätestens am Folgetag die Unfallkommission vor Ort, um Straßenzustand, Beschilderung und Lichteinfall zu bewerten. Sie setzt sich aus Vertretern der Polizei, Kommunal- und Straßenverwaltungen zusammen.

Alois Gerhartz vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) erklärt: "Wäre bei den sechs Unfällen eine Regelmäßigkeit drin, würden wir ihr nachgehen. Aber weder Uhrzeit, Wochentag noch Straßen sind deckungsgleich." Edwin Gräfen von der Kreisverwaltung ergänzt: "Alle Straßen waren in Ordnung."

Polizeioberkommissar Horst Krämer, der alle Unfälle auswertet, meint: "Auch wenn sich für die Unfallkommission keine besonderen Auffälligkeiten ergeben, steckt hinter jedem Unfall ein Schicksal." Allerdings richtet der erfahrene Polizist sein Augenmerk auf die jungen Fahrer bis 24 Jahre. Vier der sechs Toten gehören zu dieser Risikogruppe. Krämer erklärt: "22 Prozent aller Unfälle wird von dieser Gruppe verursacht, davon 31 Prozent mit Personenschäden."

Noch eklatanter klafft die Schere bei den Unfällen, bei denen unangepasste Geschwindigkeit als Ursache gilt, auseinander. Jeder siebte Unfall fällt in diese Kategorie. Auffallend: Raser sind an der Hälfte der Todesunfälle und an 34 Prozent aller Leicht- und Schwerletzungen schuld. PI-Chef Thiel: "Darauf reagieren wir mit verstärkten Kontrollen und Präventionsveranstaltungen wie dem Verkehrssicherheitstag."

Die Unfallkommission hat sich derweil mit den sechs Todesunfällen intensiv befasst. LBM-Mann Gerhartz: "Keiner passierte an bekannten Unfallschwerpunkten." Der LBM führt eine Ein-Jahreskarte und eine Drei-Jahreskarte, um alle Unfallstellen - auch über längere Zeiträume - festzustellen. Gräfen sagt: "Wir reden nicht nur drüber, sondern handeln auch." So wurden bei Ellscheid Kurven auf der B 421 begradigt, weil innerhalb von drei Jahren sechs Unfälle mit Schwerverletzten auf diesem Teilstück passierten. Die Fahrbahn der B 257 zwischen Oberstadtfeld und Wallenborn wurde erneuert, weil die Griffigkeit fehlte; ebenso auf der L 29 am Bewinger Berg.

Die sechs Todesunfälle im Detail:

Am 12. März starb um 16.10 Uhr eine 18-jährige Fahrerin auf der L 46 bei Rengen, weil sie einen Fehler beim Überholen machten. Weitere zwei Personen wurden schwer verletzt.

Am 14. April starb um 13 Uhr ein 17-Jähriger auf der L 10 bei Kalenborn-Scheuern, weil er mit seinem Moped gegen einen Telefonmasten prallte.

Am 5. Mai starb um 22.25 Uhr eine 20-jährige Beifahrerin auf der K 35 zwischen Hinterweiler und Hohenfels.

Am 8. Juli kam um 16.32 Uhr eine 48-jährige Joggerin auf der K 92 zwischen Welcherath und Drees zu Tode, weil eine Fahrerin auf die Gegenfahrbahn geriet. Dabei wurde eine weitere Person schwer- sowie eine leicht verletzt.

Am 23. Juli um 0.10 Uhr starb ein 20-jähriger Fahrer auf der L 28 zwischen Kirchweiler und Steinborn wegen überhöhter Geschwindigkeit.

Am 26. Juli um 9.47 Uhr starb eine 73-Jährige auf der K 26 zwischen Strohn und Strotzbüsch, weil ein anderer Fahrer ihr die Vorfahrt nahm. EXTRA

Übersicht über schwere Verkehrsunfälle im Bereich der Polizeiinspektion (PI) Daun (Landkreis Vulkaneifel ohne Verbandsgemeinde Obere Kyll) von Januar bis Juli 2008: Im Vergleich werden die Zahlen des Vorjahres, ebenfalls für die ersten sieben Monate, in Klammern dargestellt. Bei den insgesamt 1132 (1181) Verkehrsunfällen kamen 117 (136) Personen zu Schaden. Sechs (zwei bis Juli 2007, drei im gesamten Jahr) Menschen wurden bei Verkehrsunfällen getötet. 63 (60) Menschen wurden schwer- und 100 (125) leicht verletzt. Mit Blick auf die Risikogruppe der jungen Autofahrer bis 24 Jahre ergibt sich folgendes Bild: Sie verursachten 249 (282) der insgesamt 1132 (1181) Unfälle. Dabei kamen 36 (51) der insgesamt 117 (136) Personen zu Schaden. Höher ist die Quote der geschädigten Personen bei der Unfallursache "Geschwindigkeit". Bei 159 (179) Raser-Unfällen wurden 54 (64) Personen verletzt. (vog)

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