Schreib-Drang in der Nacht

HILLESHEIM. Wohl eher kein Zufall: Die als "Frau Gedöns" bekannte Jeckin Margot Brüggen, die seit Jahrzehnten den Hillesheimer Karneval prägt, feiert am Veilchendienstag ihren 70. Geburtstag.

Margot Brüggen wurde in der Nähe von Köln am 8. Februar 1935 geboren - und mit Frohsinn für die fünfte Jahreszeit besobders ausgestattet. "Schon als Kind war ich in der Schule beim Theaterspielen dabei", berichtet Brüggen. Die Familie zog aus beruflichen Gründen1964 nach Hillesheim, doch in der Karnevalszeit vermisste "dat kölsche Mädche" besonders den rheinischen Karneval. Bei einer Frauenbund-Feier im Pfarramt legte sie Anfang der 70er Jahre kurz entschlossen auf einen geliehenen Plattenspieler ihre kölschen Stimmungslieder auf, und alle sangen mit. Frau Gedöns mit blonder Locken-Perücke

Aus dem kleinen Kreis im Pfarrheim entwickelte sich die Frauensitzung im Saal Michels. Auch die Veranstaltungen des Hillesheimer Karnevalsvereins profitierten von dem "Neuzugang". "Margot hat beispielhaft das gesamte karnevalistische Geschehen beeinflusst und war von Beginn an ein tragender Pfeiler", sagt die langjährige Vorsitzende des Frauenkarnevals, Marga Rosenkranz. Von den Dörfern strömten die Frauen nach Hillesheim zu den Sitzungen. Alle freuten sich auf Frau Gedöns mit ihrer blonden, lockigen Perücke, ihre Büttenreden alias Tante Josefa und Pittermännchen sowie Hillesheimer Haus- und Hoftratsch. Im Duett mit ihrer langjährigen Partnerin Marlies Becker waren ihr bei den Sitzungen die Lacher gewiss. Bei den "Bänkelsängern" gab Margot Brüggen mit humorigen Einlagen zu ihrer Heimatstadt den Ton an. "Mein Mann Gustav sah nicht gern, wenn ich proben ging. Aber als dann der Tag des Auftritts kam, war er der erste, der mit Stolz geschwellter Brust im Saal stand und seine Knöpfe fast vom Hemd sprangen", sagt Brüggen. Ihr Mann starb 1998.Allein unter Männern

Schwierig sei es gewesen, wenn ihr nachts im Bett die besten Reden und Pointen einfielen. "Dann musste ich leise aufstehen und schnell alles aufs Papier bringen." In der Stadthalle Hillesheim hängen acht Fotos von Karnevalisten, die lange das Treiben in Hillesheim mitbestimmt haben - sieben Männer und eine Frau. Die Frau ist Margot Brüggen. An Weiberfastnacht gestaltet sie jedes Jahr im Katharinen-Stift das Nachmittagsprogramm mit. Am Rosenmontag geht sie im Zug als Harlekins-Page mit. Früher sei man noch an Karnevalsdienstag durch 13 Kneipen gezogen und im "Ahl Cafe Bouer" gelandet. Die Zeiten sind vorbei. Der Brauch ist Geschichte und das Cafe längst abgerissen. Nicht nur in der fünften Jahreszeit ist Margot Brüggen aktiv, auch beim Palm- und Krautwischbinden, im Kirchenchor und beim Krippenspiel ist sie regelmäßig mit dabei. Gibts im Pfarrheim eine Veranstaltung, erscheint anschließend Margot Brüggen, um alles wieder auf Vordermann zu bringen. Für den Kolpingverein präpariert sie die Nikolausbärte. Außerdem bügelt sie die Kostüme auf. Als Kind spielte sie sehr gerne den Froschkönig. Der Liebe zum Theater ist sie treu geblieben. Bis vor ein paar Jahren spielte sie für den Frauenbund und den Kirchenchor. Inzwischen frönt sie ihrem liebsten Hobby als Mitglied der "Spielleute zu Hillesheim", der Theatergruppe im Eifelverein. Am 12. Juni steht die Premiere von "Tant' Bäbchen hat Geburtstag", ein Stück mit autobiografischen Zügen, an. An ihrem Geburtstag am nächsten Dienstag wird Margot Brüggen nur vormittags zu Hause sein. Am Wochenende feiert sie mit Schwester, drei Söhnen, Schwiegertöchtern und sechs Enkeln und Freunden. Bis dahin hat die Jubilarin noch ein volles Programm.

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