Schüler erleben, wie eine Doku-Serie entsteht

Wie eine Serie fürs RTL-Nachmittagsprogramm entsteht, konnten Schüler des St.-Matthias-Gymnasiums Gerolstein als Komparsen bei einem Dreh in Gerolstein hautnah erleben. Für neue Folgen von "Die Schulermittler" standen sie vor der Kamera.

 Die Kamera zoomt in das Gesicht des vermeintlich Verletzten – eine Szene für die „Schulermittler“ entsteht in Gerolstein. TV-Foto: Mirjam Eiswirth

Die Kamera zoomt in das Gesicht des vermeintlich Verletzten – eine Szene für die „Schulermittler“ entsteht in Gerolstein. TV-Foto: Mirjam Eiswirth

Gerolstein. (me) Der Aufenthaltsraum des Filmteams ist eine Klasse. An der Tafel stehen noch Lateinvokabeln und Mathe-Formeln. Über den Tischen liegen Jacken, Hosen und knallige Shirts. Hinten ein paar Stühle im Kreis, drei Mädchen unterhalten sich: "E s ist schon cool, mal bei so was mitzumachen."

"Wir haben jetzt eine Klassenszene, bei der ihr im Hintergrund sitzen müsst. Habt ihr noch die richtigen Klamotten an?" So ein Drehtag ist stressig, alles muss gut laufen. Zeit ist Geld, denn Drehen ist teuer - Kameras, Mikrofone, Schauspieler, Team; Ansprüche und Quotendruck sind hoch, das Budget niedrig.

In der gescripteten "Dokumentation" werden die Szenen nicht in der richtigen Reihenfolge gedreht, Texte zu lernen ist hinfällig. "Das ist das Schlimmste, was du machen kannst! Ich habe für den ersten Drehtag meine Abschnitte gelernt, und da wirkte alles total gestellt. Improvisieren ist besser", sagt einer der Darsteller. "Ich versetze mich in die Figuren hinein, überlege, wie ich mich verhalten würde, und spiele das dann einfach so", pflichtet ihm die andere Darstellerin - im Film seine Freundin - bei.

Dass es äußerst schwierig ist, im Fernsehen eine Scheinrealität zu suggerieren, weiß auch der "Realisator". Der macht die Arbeit des Regisseurs, allerdings kann er sich bei diesem Format an kein klassisches Drehbuch halten, sondern muss jede der grob definierten Szenen individuell kritisieren, umgestalten und schließlich absegnen.

Die Kamera läuft. Ein aufgeregtes Mädchen stürzt in den Raum und berichtet außer Atem, sie habe einen Jungen zusammengeschlagen vor der Schule gefunden. Die Schulermittler laufen mit ihr zu dem Verletzten, die Kamera zoomt in sein blutig geschminktes Gesicht. "Kannst du uns hören? Wie geht es dir?" Langsam schlägt der Jugendliche die Augen auf, blinzelt und fragt: "Wo bin ich?" Er lässt sich unter gespielten Schmerzen aufhelfen. Schließlich verfolgt die Kamera das wegfahrende Auto, das ihn ins Krankenhaus bringen soll. Die Szene ist drin - fast. Denn jetzt kommt die Kritik. "Das war schon super, aber versuch' mal, noch langsamer zu reden. Oh, und du solltest die Autotür nicht selbst zuziehen - vorher kannst du dich schließlich kaum bewegen. Wir machen das noch mal."

Schauspielern erfordert hohe Konzentration. "Wenn du dich einmal versprichst oder einen falschen Namen benutzt, muss wegen dir die Szene wiederholt werden. Und wenn das zwei oder drei Mal passiert, ist wegen dir eine halbe Stunde Drehzeit verloren, " beschreibt Sozialpädagogin und "Schulermittlerin" Sarah (Schauspielerin Sophie Sarah Koch) den Druck, der auf den Darstellern lastet. Koch: "Normalerweise drehen wir vier Tage die Woche. Mittwochs und am Wochenende ist frei, pro Folge sind zwei Drehtage vorgesehen. So entstehen bis März etwa 40 neue Folgen."

Mittagspause. Im Aufenthaltsraum versammeln sich Team und Darsteller, auf einer Tischreihe sind Pizza, Salate und Snacks aufgebaut. Hier laufen die Fäden zusammen, hier kehrt für einen kurzen Moment Ruhe ein; Zeit, Luft zu holen. Nach einer halbstündigen Pause jedoch heißt es wieder: "Pssst, wir drehen!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort