Schuld sind die Energiesparlampen

Wehmut und Sorge beherrschen die Stimmung in der Traditionsfirma Rauschert in Oberbettingen. Zum Jahresende wird wegen Auftragsmangel die Keramikabteilung geschlossen. Die 90 Mitarbeiter der Kunststoffabteilung sind nicht betroffen. Die Gesamtsituation ist aber laut Geschäftsleitung kritisch.

 Fassungen für Lampen und Backöfen aus Keramik wurden bei der Oberbettinger Firma Rauschert produziert. Wegen Auftragsmangels soll die Abteilung zum Jahresende geschlossen werden. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Fassungen für Lampen und Backöfen aus Keramik wurden bei der Oberbettinger Firma Rauschert produziert. Wegen Auftragsmangels soll die Abteilung zum Jahresende geschlossen werden. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Oberbettingen. Fassungen für Lampen und Backöfen aus Keramik wurden viele Jahre bei der Firma Rauschert in Oberbettingen produziert, aber die Abteilung wird zum Jahresende geschlossen. 16 Arbeitsplätze fallen weg. "Der Geschäftsführung ist überhaupt kein Vorwurf zu machen. Sie hat die Entscheidung so lange wie möglich hinausgezögert", erklärt Norbert Hillesheim, stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrats (BR).

Seit Wochen stehen die Bänder still



Vielmehr ist der Automateneinrichter sauer aufs Europäische Parlament. Er erklärt: "Wegen der Entscheidung, dass nur noch Energiesparlampen produziert werden dürfen, sind keine Keramikfassungen für Lampen mehr nötig, weil diese Glühbirnen nicht mehr heiß werden. Dass dadurch Arbeitsplätze wegfallen, sagt kein Politiker."

Laut Hillesheim waren die Aufträge seit langem rückläufig. Eigentlich sollten die Keramiker bis Ende April Kurzarbeit machen. Aber die Bänder stehen seit Wochen still, weil keine Aufträge da sind.

Geschäftsführer Theo te Baay ergänzt: "Leider hat die Wirtschaftskrise den Auftragsrückgang noch verschärft." Er bezeichnet das Aus der Keramikabteilung als "schwierigste Entscheidung" und "allerletzte Möglichkeit". Die Firma würde als Familienunternehmen geführt, wobei Verantwortung für die Belegschaft höchste Priorität habe.

Immerhin weisen die 16 Beschäftigten der Keramikabteilung insgesamt mehr als 300 Jahre Betriebszugehörigkeit auf. Die lange Mitarbeit in der Spezialabteilung macht auch ein Umstieg in die Kunststoffabteilung fast unmöglich. Hillesheim rechnet vor: "Wir bräuchten beim Wechsel mindestens eine 20-monatige Anlernphase. Dann wären wir quasi überall handlungsunfähig."

Für den Betriebsrat hat Priorität, dass die 90 Arbeitsplätze in der Kunststoffabteilung gesichert werden. Doch da kann te Baay keinerlei Garantie geben.

Er sagt: "Wir verzeichnen auch erhebliche Rückgänge im Kunststoffbereich. Sicherlich ist die Situation für den Gesamtbetrieb nicht unkritisch." Gerüchte, der Standort werde aufgegeben, dementieren Geschäftsführer und der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende übereinstimmend.

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