Geschichte Mädchen wurden erst ab 1825 unterrichtet

Immerath · Das Schulmuseum in Immerath ist wieder geöffnet und bietet einen anschaulichen Einblick in 200 Jahre Schulgeschichte.

 Denise Wagner-Schumann berichtet den Gästen fachkundig über die Schulzeit im 18. und 19. Jahrhundert.

Denise Wagner-Schumann berichtet den Gästen fachkundig über die Schulzeit im 18. und 19. Jahrhundert.

Foto: Lydia Vasiliou

Wer sich ins Schulmuseum nach Immerath begibt, gerät in ein Meer von Nostalgie. Schon der Anblick des alten, weiß getünchten Fachwerkhauses aus dem Jahr 1760 verrät, dass hinter der Tür ein Stück Geschichte lebt. Und die beginnt mit der alten Backvorrichtung gleich hinter der Eingangstür.

„Die Führungen beginnen immer auch mit der Historie des alten Backhauses“, sagt Denise Wagner-Schumann. Seit fünf Jahren ist sie zuständig für Gruppen-Führungen oder an den Öffnungszeiten auch für einzelne Besucher die richtige Ansprechpartnerin. Die Bürokauffrau aus Udler hat sich auf eine Anzeige der Verbandsgemeinde, der das Schmuckstück in Immerath gehört, im Amtsblatt gemeldet, „das hat mich interessiert und ich habe gleich zugesagt“.Inzwischen sei es zum Hobby geworden, sagt die 38-Jährige. Zur Einarbeitung habe sie Unterlagen zur Historie bekommen und auch privat Informationen gesammelt.

Dass sie die nötige Fachkompetenz hat, merkt man im Gespräch, wenn sie ausführlich die 200 Jahre Schulgeschichte auspackt. Dazu muss man erst einmal die schmale Holztreppe erklimmen, die zum Klassenraum führt, der voll gespickt ist mit Erinnerungen an alte Zeiten. Holzbänke und pultartige Tische, Griffelkästen, Schiefertafeln mit Schwämmchen und gehäkelten Vierecken zum Trocknen der Tafeln und einiges mehr gehören zur Einrichtung.

„Das Lehrerpult und der gusseiserne Ofen stammen aus Niederstadtfeld“, erklärt die Fachfrau, „alle anderen Einrichtungsgegenstände stammen aus den alten Schulen aus dem ganzen Vulkaneifelkreis“.

In dem rund 16 Quadratmeter großen Raum wurden also einst die Schüler der ersten bis zur achten Klasse unterrichtet. „Um 1770 begann man erst einmal mit der Winterschule und zwar nur für Jungen“, sagt Wagner-Schumann. Im Sommer mussten die Kinder bei der Feld- und Hausarbeit helfen. Die Lehrer waren meist ausgediente Handwerker, die von Bürgermeister und Pfarrer ausgesucht wurden und bestimmte Voraussetzungen erfüllen mussten: Sie sollten lesen und schreiben können, bibelfest sein und möglichst musikalisch. Entlohnt wurden sie meist mit Naturalien.

Erst mit der Schulpflicht ab 1825 wurden dann auch Mädchen unterrichtet. „Unter strengen Regeln“, sagt Denise Wagner-Schumann. So gehörte das Strammstehen dazu, als auch die Hände auf den Bänken zu halten, der Blick nach vorne gerichtet, mit geradem Rücken sitzen und andere Vorschriften. Unterrichtet wurden die Fächer Deutsch  – die Schreibschrift war Sütterlin  – die Grundrechenarten, Natur- und Heimatkunde sowie Religion, „wobei biblische Geschichte und Katechismus getrennt bewertet wurden“, sagt Wagner-Schumann.

 Erbaut um 1760, ist das alte Schul- und Backhaus in Fachwerkbauweise auch heute noch Anziehungspunkt für viele Besucher.

Erbaut um 1760, ist das alte Schul- und Backhaus in Fachwerkbauweise auch heute noch Anziehungspunkt für viele Besucher.

Foto: Lydia Vasiliou

Das hat sie nicht zuletzt aus alten Zeugnisheften, die ebenfalls im Schulmuseum von Privatleuten abgegeben wurden und dort gesammelt werden, entnehmen können. Musikalisch bedienten sich die Lehrpersonen des Gotteslobs, schließlich stand die Schule unter kirchlicher Obhut.

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