Schwimmen wird teurer
Gerolstein · Die Schwimmbadpreise in Gerolstein steigen zum 1. Juli: für Erwachsene um sechs Prozent von 3,30 Euro auf 3,50 Euro und für Kinder um fast 14 Prozent von 2,20 Euro auf 2,50 Euro. Das hat der Haupt- und Finanzausschuss einstimmig entschieden. Und: Familienkarten wird es auch weiterhin nicht geben.
Gerolstein. Die Badesaison 2015 war bisher ein Reinfall. Bereits seit Jahren wird ein Abwärtstrend bei den Besucherzahlen auch im Gerolsteiner Schwimmbad verzeichnet. Während bis 1992 permanent über 60 000 Besucher im Jahr gezählt wurden, waren es mit wenigen Ausnahmen danach nur noch zwischen 40 000 und 50 000.
Da aber die Personal- und vor allem Energiekosten regelmäßig steigen, wird auch turnusmäßig über höhere Eintrittspreise diskutiert. So auch aktuell wieder. Angesichts eines Defizits, das sich seit Jahren um die 300 000 Euro bewegt, sagte dann auch Bürgermeister Matthias Pauly (CDU): "Die Frage ist nicht ob, sondern in welchen Schritten wir die Eintrittspreise anheben." Zur Alternative standen eine kleine, und eine große Erhöhung. Letztlich stimmte der Haupt- und Finanzausschuss einstimmig für die kleine Anhebung, die zum 1. Juli dieses Jahres greift.
Demnach steigen die Eintrittspreise für Erwachsene um sechs Prozent von 3,30 auf 3,50 Euro und für Kinder um fast 14 Prozent von 2,20 auf 2,50 Euro. Die weitergehende Variante hätte eine Erhöhung auf vier Euro für Erwachsene und drei Euro für Kinder vorgesehen. Die beschlossene Erhöhung bringt jährliche Mehreinnahmen von rund 5000 Euro. Bernd May stimmte wie alle anderen für die Anhebung, regte aber an: "Um mehr Besucher anzulocken, müssen wir an der Attraktivität des Bades arbeiten. Außerdem bin ich dafür, endlich eine Familienkarte einzuführen."
Auch Hendrik Eltze (SPD) sprach sich für einen Familienbonus aus. Parteifreund Georg Linnerth wiederum forderte, vor allem die Attraktivität des Hallenbads zu steigern - nur dann sei eine noch weitergehende Erhöhung der Eintrittspreise zu rechtfertigen. Er sagte: "Es gibt den vielfachen Wunsch nach Warmwasserangeboten."
Elfriede Grewe von der Betreibergesellschaft BVB, in deren Verantwortung das Gerolsteiner Bad seit fast zehn Jahren liegt, verteidigte die Verteuerung: "Die Besucher können mit dieser Preisanhebung leben. Das gilt auch für Familien, schließlich bekommen sie für ihr Geld einen ganzen Tag Vergnügen." Sie sprach sich zudem gegen Familienkarten aus. Aus mehreren Gründen: Erstens sei eine Familie heutzutage schwer zu identifizieren, zweitens würden Ausweiskontrollen am Eingang für Unmut sorgen, und drittens hätten ja die Gästefamilien über die Touristenkarte bereits freien Eintritt ins Bad. Bernd May sprach sich aber auch für eine Entlastung einheimischer Familien aus und regte an, dass das Amt auf Antrag Familienpässe ausstelle, mit denen dann vergünstigte Konditionen zu bekommen seien. Der Ausschuss will darüber nochmals diskutieren. Aktuell wird es aber kein Familienticket geben. Bei Badegästen stieß das auf Enttäuschung (Extra).
Weitere Rutschen oder sonstige Freizeiteinrichtungen wird es aber vorerst nicht geben. Wenn groß investiert werde, da sind sich Bürgermeister Pauly und Betriebsleiterin Grewe einig, dann doch eher in energieeinsparende Maßnahmen wie etwa ein Blockheizkraftwerk.Meinung
Wo bleibt die Familienkarte?
Das Gerolsteiner Hallen- und auch Freibad ist ein Spaßbad. Aber nur für diejenigen, die Spaß daran haben, Bahnen zu ziehen, auf dem großflächigen Gelände zu chillen oder mit ihrem Kleinkind zu plantschen. Für all diejenigen gibt es ein ordentliches Angebot. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Für die Steigerung der Attraktivität des Bades, wie sie bereits beim großen Umbau in Aussicht gestellt wurde, ist also noch reichlich Luft nach oben. Und natürlich würden ein höherer Sprungturm und eine tolle Rutsche mehr Gäste anziehen. Klar ist aber auch, dass das ohne hohe Zuschüsse nicht zu stemmen und eine Refinazierung dieser Investitionen eine Sache von Jahrzehnten ist. Schwimmbäder sind und bleiben einerseits Zuschussgeschäfte, andererseits unverzichtbare Freizeiteinrichtungen. Vor allem für eine Tourismusregion wie das Gerolsteiner Land. Außerdem festzuhalten ist: Die aktuelle Preiserhöhung ist moderat und gerechtfertigt, eine Familienkarte jedoch längst überfällig. m.huebner@volksfreund.deExtra
Unter Besuchern stieß die Preiserhöhung auf unterschiedliche Resonanz: Dimitri Harms aus Gerolstein sagt: "Wir sind hier Dauergast, und ich ärgere mich seit Jahren darüber, dass der Feierabendtarif erst ab 18 Uhr gilt, und man also um 17 Uhr noch immer 3,30 Euro oder künftig 3,50 Euro zahlen muss." Die aktuelle Erhöhung findet er moderat, er glaubt aber nicht, dass das die letzte war. Seine Frau Victoria meint angesichts der beiden eigenen Kinder: "Wir hätten uns schon lange über eine Familienkarte gefreut." In die gleiche Kerbe schlägt Ulrike Bücking aus Hillesheim. Die Mutter zweier Kinder sagt: "Ich bin schon lange dafür, dass es eine Familienkarte gibt. Und ich weiß von vielen Bekannten, die ähnlich denken." Gerade für Alleinerziehende sei ein Besuch ein teures Vergnügen. Und falls man, weil das Geld nicht reiche, dann auf den Badbesuch verzichte, "ist das Gejammere bei den Kindern verständlicherweise groß". Bei einem Vater aus Hillesheim, der seinen Sohn zum Schwimmtraining bringt, herrscht Verständnis über die Verteuerung. Er sagt: "Das ist eine moderate Preisanhebung." mhExtra
Beispiele: Eine Familie (zwei Erwachsene, zwei Kinder) zahlt im Gerolsteiner Bad elf und bald zwölf Euro. Im Bad in Daun (und am Gemündener Maar) zahlt sie mit Familienkarte acht Euro. Die Einzeltickets: Gerolstein (Erwachsene 3,50 Euro, Kinder 2,50 Euro), Freibad Kelberg (2,50 Euro, 1,50 Euro), Freizeitbad Kyllburg (3,70 Euro, 2 Euro), Daun (3 Euro, 2 Euro (Maar: 1,50 Euro)), Hallenbad Jünkerath (3 Euro, 2 Euro), Freizeitbad Prüm (5 Euro, 3 Euro), Freibad Prüm (4 Euro, 2,50 Euro). mh
