Segensworte statt Schuldzuweisungen

Üxheim-Niederehe · Die Mehrkosten von rund 125 000 Euro fürs Gemeindehaus Niederehe, die im Vorfeld für Ärger zwischen der Gemeinde und dem Architekten gesorgt hatten, haben bei der Einweihungsfeier kaum eine Rolle gespielt. Wie es beim Streit weitergeht, ist noch unklar. Die Kommunalaufsicht übt sich bislang in Zurückhaltung.

 Ortsbürgermeister Alois Reinarz assistiert Dechant Bruno Comes bei der Einsegnung des Bürgerhauses Niederehe. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Ortsbürgermeister Alois Reinarz assistiert Dechant Bruno Comes bei der Einsegnung des Bürgerhauses Niederehe. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Üxheim-Niederehe. Großer Andrang, tolles Wetter, gute Stimmung: Rund 200 Bürger nahmen an der Einweihungsfeier des neuen Gemeindehauses in Niederehe teil, unter ihnen viele Ortsbürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim, die VG-Chefin Heike Bohn, Landrat Heinz Onnertz und die Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt (SPD). Die Feier, die Dechant Bruno Comes mit einem Hochamt einläutete, lief weitgehend harmonisch ab: Es gab keine bösen Worte oder gar Schuldzuweisungen zu den Mehrkosten von rund 125 000 Euro - wohl aber zum am Samstag erschienenen Artikel des Trierischen Volksfreunds, in dem die Problematik angesprochen wurde. "So ein Beitrag ärgert mich, weil man jede Feier unter einem schlechten Vorzeichen sehen kann. Vergessen Sie den Bericht, und feiern Sie schön", appellierte Landrat Heinz Onnertz. Dennoch hielt Üxheims Ortsbürgermeister Alois Reinarz (CDU) Wort und ging in seiner Rede auf die Mehrkosten ein. Als Grund nannte er "Unwägbarkeiten", die jedem Bauherrn einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Er sagte: "Der Kamin hat sich als unzulänglich für die Heizungsanlage erwiesen, eine dritte Außentür musste her und ein zusätzlicher Raum für die Lagerung der Pellets." Wer das zu verantworten hat, ließ er offen. Welche Maßnahmen die Gemeinde ergreift, um die Mehrkosten reinzuholen? Keine Auskunft. Ob das Architektenbüro belangt werden soll? Keine Aussage dazu. "Es gibt bei diesem Umbau eben nicht nur schöne Seiten, sondern auch negative", sagte Reinarz mit Bedacht. Im Vorfeld der Feier hatte der verantwortliche Architekt Dieter Bernardy vom Architekturbüro Junk, Jardin, Bernardy aus Hillesheim nach Auskunft von Reinarz ihm per Fax eine Anzeige wegen Rufschädigung angedroht, falls er den Vorwurf einer Fehlplanung öffentlich äußere. Dem TV hatte Bernardy gesagt: "Den Vorwurf, wir hätten Planungsfehler gemacht, weise ich entschieden zurück." Alle Änderungen während des Planungsprozesses seien "besprochen, verhandelt, in den zuständigen Gremien beschlossen und dann umgesetzt" worden. Unterm Strich muss die Gemeinde Üxheim, zu der Niederehe gehört, einen Eigenanteil von rund 300 000 Euro verkraften. 54 000 Euro davon finanziert sie mit einem zinslosen Darlehen des Landes, der Rest ist kreditfinanziert. Nach Auskunft der Kommunalaufsicht ist die Gemeinde "verpflichtet", der Ursache für die Mehrkosten nachzugehen. Das teilte sie auf TV-Anfrage mit. Zudem müsse sie wegen der bislang nicht durch den Haushalt gedeckten Mehrkosten einen Nachtragsetat aufstellen und der Aufsicht vorlegen, was bereits geschehen sei. Ansonsten gibt sich die Aufsicht zurückhaltend. Sie ließ lediglich wissen: "Bezüglich der entstandenen Mehrkosten beim Umbau des Bürgerhauses in Niederehe liegt es an den Beteiligten vor Ort zu klären, wer für die Mehrkosten verantwortlich ist und wieso diese entstanden sind."Die Kommunalaufsicht habe zwar grundsätzlich auch eine präventive Funktion und biete Beratungen an, inwieweit sie aber in den aktuellen Fall eingebunden ist, sagte sie nicht. Es hieß lediglich: "Zu den weiteren Details können wir uns aufgrund des laufenden Verfahrens nicht äußern."Niederehes Ortsvorsteher Horst Wirtz kümmerte sich nicht um die Zahlen. Viemehr bat er die Bürger: "Zeigen Sie allen, dass wir auf unser neues Bürgerhaus stolz sind!"Meinung

Aufklären statt totschweigenKlar gibt es Schöneres, als bei einem Eröffnungsfest fürs Bürgerhaus auch über die Mehrkosten zu reden. Aber Totschweigen macht die Sache nicht besser. Daher hat Ortsbürgermeister Alois Reinarz das Richtige gemacht. Und er wird mit dem Ortsgemeinderat seiner Verantwortung gerecht werden müssen und untersuchen, wer dafür verantwortlich ist und womöglich zur Rechenschaft gezogen werden kann. Denn samt Zinslast summieren sich die Mehrausgaben rasch zu 150 000 Euro. Viel Geld für ein Dorf. m.huebner@volksfreund.de

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