Seit 100 Jahren ein Ort der Dankbarkeit

Mürlenbach · Herrlich am Waldrand gelegen, mit weitem Ausblick über Täler und Höhen ringsum, steht das Hanertkapellchen. In diesem Jahr wird das frisch renovierte Gotteshaus 100 Jahre alt.

Mürlenbach. 100 wechselvolle Jahre hindurch hat das Kapellchen so manchen Gast zu einem besinnlichen Verweilen beherbergt. Ungezählte stille Gebete stiegen hier zu der "schmerzhaften Mutter" empor. Für erhaltene Hilfe sind einige Votivtafeln angebracht: "Maria hat geholfen" und "Maria sei Dank".
Der am 6. August 1876 in Mürlenbach geborene Telegrafenwerkführer J. Hubert Müller erbaute die Kapelle 1911 eigenhändig. Was ihn zu diesem Werk veranlasste? Es war wohl tiefe Frömmigkeit, die ihn dazu bewegte.
Auch nach seinem beruflich bedingten Wegzug bekundete er seine Liebe zum Heimatort in dem 1932 gedruckten Heft "Heimatgeschichte von Mürlenbach". Und der 1931 geborenen Tochter gab er den Vornamen "Bertrada" - nach den hiesigen geschichtlichen Frauen gleichen Namens: Bertrada die Ältere (721 Stifterin der Abtei Prüm) und Bertrada die Jüngere (Mutter Karls des Großen).
dorf geschichte

 Das Innere des Hanertkapellchens mit der Pieta aus Holz. Foto: ernst becker

Das Innere des Hanertkapellchens mit der Pieta aus Holz. Foto: ernst becker


Die ursprünglich vorhandene Pieta (Maria mit dem Leichnam des Sohnes) hatte er aus Ton kunstvoll selbst gefertigt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Kapellchen durch Vandalismus und nicht mehr erfolgte Pflege arg mitgenommen, und die Pieta war demoliert worden. Ab 1950 wurde das Kapellchen in mehreren Schritten mit Spenden und einem Beitrag der Gemeinde renoviert.
Es erhielt ein neues Schieferdach, einen Aufbau für eine kleine Glocke, und die Einrichtung wurde ergänzt.
Eine gestiftete wertvolle Pieta wurde jedoch wegen der Gefahr von Diebstahl oder Beschädigungen nicht im Kapellchen, sondern später in der Pfarrkirche aufgestellt.
Das Kapellchen erhielt stattdessen eine Madonna aus Speicherer Keramik. Die jetzige Pieta hat ein Mürlenbacher Hobby-Künstler vor einigen Jahren als Votivgabe geschnitzt.
Ehrenamtlich wird in liebevoller Weise für den Schmuck und das würdige Aussehen des Kapellchens gesorgt, das - vor kurzem renoviert - in frischem Glanze dasteht.
Als im 17. Jahrhundert die Pest im Lande war und im Nachbarort Densborn wütete, gelobten die Mürlenbacher in höchster Sorge eine jährliche Prozession, falls sie von der Seuche verschont blieben.
Zur Erfüllung dieses Gelöbnisses ging bis etwa 1960 eine Dankprozession an Christi Himmelfahrt die Birresborner Straße entlang.
Pastor Zick hat die Prozession zeitlich und örtlich verlegt auf Mariä Himmelfahrt und den Weg zum Hanertkapellchen. So wird das von den Vorfahren in schweren Zeiten abgelegte Gelübde weiterhin erfüllt.
Im 100. Jubiläumsjahr wird am Kapellchen in Mürlenbach das Fest Mariä Himmelfahrt, 15. August, um 18.30 Uhr mit einer heiligen Messe gefeiert. In Dankbarkeit wird man des am 21. Juli 1937 verstorbenen Erbauers gedenken.

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