Soziales Gas fließt, Wohnungen werden wieder warm

Gerolstein · Versprechen superschnell gehalten: Eifellicht bringt 120 Heizlüfter in die Wohnsiedlungen Am Rasbach und Vor der Hardt.

Seit Freitagnachmittag laufen die Heizungen in Gerolsteiner Wohnsiedlungen
Foto: TV/Clara Zins-Grohe

Von Clara Zins-Grohe

und Mario Hübner

Gerolstein Die gute Nachricht kam am Freitagnachmittag, kurz nach 17 Uhr: Das Gas fließt wieder in die Gerolsteiner Wohnsiedlungen Am Rasbach und Vor der Hardt, die Heizungen werden warm, die rund 500 Bewohner müssen nicht mehr frieren. Die Energienetze Mittelrhein (enm) haben als zuständiger Netzbetreiber die Sperrung der Gasversorgung aufgehoben, nachdem der Gasversorger Mainova aus Frankfurt einen entsprechenden Entsperrauftrag erteilt hatte. Welche Übereinkunft die Mainova und die Saad Immo als Eigentümerin getroffen haben, ist unklar. Ebenso ist bis heute nichts darüber gesagt worden, weshalb die Sperrung seinerzeit erfolgte. Zwischen dem Eingang des Entsperrauftrags und der Ausführung lagen keine zwei Stunden. Über die Lösung sind nicht nur die Bewohner heilfroh, sondern auch Gerolsteins Stadtbürgermeister Uwe Schneider. Er sagte: „Ich bin froh, dass die Menschen nicht mehr frieren müssen und dass die Situation nicht eskaliert ist. Und ich danke allen für das Durchhalten und für die Hilfe – vor allem der von Eifellicht.“

In der Nacht hatte es bereits den ersten Frost gegeben, tagsüber zeigt das Innenthermometer in der Küche der Familie Kraft 13 Grad an. Die Hausfrau trägt mehrere Pullover und Jacken übereinander. Ihr Sohn Michael hat sogar eine warme Wollmütze auf dem Kopf. Es duftet nach frisch aufgebrühtem Kaffee – eine willkommene Möglichkeit, sich die Hände am Kaffeebecher zu wärmen. Die Eheleute Kraft sind die Initiatoren der Protestaktion des Viertels – 500 Menschen, die unverschuldet in eine Notlage geraten sind, weil ihnen das Gas abgedreht wurde.

Warm wurde es punktuell dann aber doch in den Wohnsiedlungen – dank der Hilfsorganisation Eifellicht. Der 2. Vorsitzende Heinz-Peter Thiel hatte durch den Volksfreund-Artikel von der Notlage erfahren und schnelle Hilfe „quasi über Nacht“ versprochen. Und es in kürzester Zeit gehalten: Am Vormittag fährt er höchstpersönlich mit dem LKW und zwei weiteren Helfern vor. Ihre kostbare Fracht: 120 Heizlüfter!

Einige Anwohner haben sich bereits eingefunden. Sie freuen sich riesig über die zwei großen Paletten mit den nagelneuen Geräten. Schnell sind die Paletten abgeladen. Für die Helfer von Eifellicht geht es schon gleich weiter, denn der nächste Hilfstransport wartet schon.

Unter der Regie von Ute Kraft werden die ersten Lüfter verteilt. Sie hat sehr gute Vorarbeit geleistet. Sie und ihr Sohn Michael (20 Jahre) haben am Tag zuvor die Anwohner „Am Rasbach“ und „Vor der Hardt“ über das Hilfsangebot informiert und den Bedarf ermittelt. Zur Beseitigung von Sprachbarrieren wurde Freundin Lupa aktiviert, die Ukrainisch und Russisch spricht, denn es wohnen dort auch Menschen mit Migrationshintergrund. Niemand sollte vergessen werden. Das merkt man jetzt auch bei der Verteilung. „Kannst Du für Haus Nr. X bitte einen Lüfter mitnehmen, da kann gerade niemand vorbeikommen?“, „Frau Y ist schwer erkrankt und kann auch nicht kommen für sie also auch einen.“, „Und geh bitte noch bei Herrn Z. vorbei. Er ist an Krebs erkrankt…er ist da, macht aber vielleicht die Tür nicht auf – stell das Gerät an der Wohnungstür ab, ich rufe ihn gleich an“, „Oma E. ist gehbehindert, die Jungs nehmen ein Gerät für sie mit!“ – Ute Kraft managt die Verteilung professionell. Und so geht das noch eine ganze Weile, dann sind alle, die Bedarf angemeldet haben, versorgt.

Junge Männer tragen den älteren Menschen die Geräte nach Hause. Die Freude, bald wieder im Warmen zu sitzen, ist allen anzusehen. Und falls es weitere Interessenten gibt, beispielsweise unter denen, die an diesem Vormittag auf der Arbeit waren: Es sind noch Geräte da, einfach bei Ute Kraft melden! So funktioniert Nachbarschaftshilfe – obwohl sich manche Bewohner der Wohnsiedlungen zuvor nur „vom Sehen her“ kannten. Glücklicherweise mussten die Heizgeräte aber nur kurzzeitig eingesetzt werden. Jetzt spenden sie aber noch immer ein gutes Gefühl – falls die Heizung mal wieder ausfällt oder der Gashahn zugedreht wird.

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