Selbst alte Hasen überzeugt

BASBERG. Nachbarschaftshilfe: Weil die rheinland-pfälzische Forstverwaltung der Nachfrage nach Motorsägen-Schulungen nicht nachkommt, haben der Waldbauverein Daun und die zuständige Berufsgenossenschaft die "Mobile Waldbauernschule Saarland" für einen zweitägigen Kurs engagiert. Ein Dutzend Kleinwaldbesitzer hat das Angebot genutzt. Der TV war auch dabei.

 "Die Kette wird geschärft, wenn die Schnittleistung nachlässt, und nicht erst, wenn sie stumpf ist", appellierte Forstwirtschaftsmeister Torsten Böttger an die Lehrgangsteilnehmer wie Josef Jung aus Ahrbach und brachte ihnen den ein oder anderen Kniff bei. Foto: Mario Hübner

"Die Kette wird geschärft, wenn die Schnittleistung nachlässt, und nicht erst, wenn sie stumpf ist", appellierte Forstwirtschaftsmeister Torsten Böttger an die Lehrgangsteilnehmer wie Josef Jung aus Ahrbach und brachte ihnen den ein oder anderen Kniff bei. Foto: Mario Hübner

"An der richtigen Stelle getroffen, kann man miterleben, wie das Leben in Sekunden wegläuft" und "Die Motorsäge wird zur Waffe, wenn sie nicht richtig bedient wird" und auch "Wenn etwas passiert, steht der Staatsanwalt auf der Matte. Bei eigenem Verschulden ist dann rasch der eigene Hof weg." Ebenso plastisch wie drastisch bleuen die beiden Lehrer der "Mobilen Waldbauernschule Saarland", die Fortswirtschaftsmeister Torsten Böttger und Andreas Strauß, den Teilnehmern ein, welche Priorität der Aspekt Sicherheit bei der Waldarbeit zu genießen hat: die oberste. Aus gutem Grund, denn noch immer ist die Arbeit im Forst die mit Abstand gefährlichste. Das weiß auch Böttger: "Jeder Zweite im Forst hat schon einmal einen Unfall gehabt." Auf den Neuling in Sachen Forstarbeit wirken diese Worte bereits: Mir ist rasch klar, kein Jota von dem abzuweichen, was die Instruktoren vorgeben. Bei den alten Hasen, die schon 20, 30 Jahre "in den Wald gehen", bedarf es da noch weiterer überzeugender Worte. Und Taten. Aber es liegen ja noch zwei prall gefüllte Unterrichtstage vor uns - mit vielen Tipps. Beispiel gefällig? "Kein Profi schärft seine Kette, wenn sie stumpf ist, sondern bereits, wenn die Schnittleistung nachlässt." Oder: "Schmeißen Sie Ihre Eisenkeile weg und kaufen Sie sich für 22 Euro einen Aluminium-Vollkeil. Dafür lohnt es sich kaum, sein Augenlicht aufs Spiel zu setzen." Es wird rasch deutlich, dass die Lehrer in punkto Sicherheit keinen Spaß verstehen - obwohl es zwei freundliche und kommunikative Typen sind, die stets einen lockeren Spruch auf den Lippen haben. Jetzt aber fordern sie Ernst, Konzentration und die konsequente Beachtung der Unfallverhütungsvorschriften. "Die sind mit Blut geschrieben und sie haben Gesetzescharakter", spricht Strauß zweierlei an: Erstens, dass sie aus langer Erfahrung und nach vielen Unfällen entstanden sind, zweitens, dass ihre Befolgung nicht freiwillig ist. "Schon klar", scheint sich so mancher in der Runde zu denken und sehnt bereits den praktischen Teil herbei. Aber Hektik ist bei der Waldarbeit nicht angebracht. Auch nicht beim Kurs. Also zunächst einmal Theorie: Und die wird im mobilen Unterrichtsraum vermittelt. Das ist ein gut acht Meter langer, wohnwagen-ähnlicher Anhänger, der mit Werkbänken und allerlei Schulungsmaterial ausgerüstet ist, und jeweils direkt an das Waldstück gezogen wird, wo es später ans Werk geht. Das gefällt Teilnehmer Dietmar Gräfen aus Saxler: "Alles super flexibel. Bei Regen macht man eben im Mobil weiter." In die gleiche Kerbe schlägt Gerd Stolz aus Strohn: "Wir lernen eine Menge über die Sicherheit beim Arbeiten und sind dank des Mobils sehr flexibel."Keine Theoretiker, sondern Vollblut-Profis am Werk

Apropos Kerbe: Spätestens bei der praktischen Arbeit werden auch die letzten Zweifel beseitigt - und selbst bei den Altgedienten so der Weg für neue Erkenntnisse frei. Denn es wird rasch klar: Hier sind keine Theoretiker am Werk, sondern Vollblut-Profis. "Bei der Waldarbeit muss man sich bewegen", appelliert Böttger und kniet sich im wahrsten Wortsinn in die Arbeit, die zugleich Präsentation ist. Zack: auf die Knie und mit der Motorsäge ran an den Baum: Fallkerb-Anlage, also der Keil, der die Fallrichtung des Baums vorgibt. "Nein, kein 45-Grad-Winkel, 60 bis 80 Grad reichen vollkommen aus", sagt er. Zuvor selbstverständlich und sehr ausführlich: die Baumansprache. Wie groß, dick, gesund ist der Baum, wohin hängt er, in welche Richtung soll er fallen, wohin weiche ich nach der Fällung zurück, wie sieht die Umgebung aus? Das will er von jedem Teilnehmer erfahren. Das muss sitzen. Also rum um den Baum und schauen, und nochmal. Und falls man sich nicht ganz sicher ist: nochmal! Vorher wird die Motorsäge nicht angemacht. Genau: "Anmachen und nicht anwerfen!" korrigiert er beispielsweise Rudi Keul aus Mirbach, einen der alten Hasen, der sich im Umgang mit der Säge ansonsten als sehr geschickt erweist. "Tja, Gewohnheit", murmelt dieser. Und nicht wenige seiner Mitstreiter fangen an zu grinsen. Auch sie fühlen sich ertappt. Alles Gewöhnungssache. So auch der "Stechschnitt, den Sie künftig nur noch anwenden", appelliert Böttger. Denn bei dem bleibt man stets "Herr des Geschehens", und es bleibt mehr Zeit, die Umgebung vor dem wichtigen Moment des Fällschnitts zu überprüfen. Auf den Einwand, dass diese Technik länger dauere, entgegnet Böttger, dass das nur 15 bis 20 Sekunden seien. "Und so viel Zeit sollte Ihnen Ihre Sicherheit, Ihre Gesundheit ja wohl wert sein", sagt er und erntet ein ebenso ehrliches wie überzeugtes Nicken. "Ich bin selbst alles andere als ein Laie, aber was ich hier gelernt habe, ist top - alles sehr informativ, sehr lehrreich", sagt auch Joachim Mommer aus Hillesheim nach dem Kurs. Die Neulinge wie ich hatten ja von vornherein nie etwas anderes behauptet.

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