Selbst der Präsident glaubt nicht an 40 Cent

Folge des Milchpreisverfalls? Verhalten war die Stimmung beim Fest der Landwirtschaft, das überdies mit 120 Gästen schwächer besucht war als in den Vorjahren. Trotz des Angebots von Musik, Tanz und Unterhaltung blieben viele Stühle leer.

 Nach Feiern ist zwar den meisten Landwirten angesichts der aktuellen Lage nicht zumute, aber ein Tänzchen darf trotzdem sein. TV-Fotos: Helmut Gassen (2)

Nach Feiern ist zwar den meisten Landwirten angesichts der aktuellen Lage nicht zumute, aber ein Tänzchen darf trotzdem sein. TV-Fotos: Helmut Gassen (2)

Daun. Im Volksmund nannte man ihn immer den "Knollenball", doch das ist schon lange Vergangenheit. Heute nennt sich die Veranstaltung der land- und forstwirtschaftlichen Vereine und Verbände im Kreis Vulkaneifel ganz fein das "Fest der Landwirtschaft".

Die Milchbauern im Landkreis Vulkaneifel haben wie ihre Kollegen im ganzen Land ein Jahr mit Höhen und Tiefen hinter sich. Im großen Milchpreiskampf Discounter gegen die Bauern sah die Lage anfangs gut für die Landwirte aus. Zuerst hieß es einmal jubeln über einen vermeintlichen Sieg über die preisallmächtigen Discounter, der am Ende dann doch keiner war. "Es herrschte Euphorie und Aufbruchstimmung, die Bauern waren ausnahmsweise zufrieden mit der Entwicklung", erinnerte Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau bei seiner traditionellen Rede in Daun. Doch die Milchpreise, aktuell bei etwa 31 Cent, und auch die Getreidepreise (- 50 Prozent) gingen nach einem kurzen Hoch ebenso rasant wieder in den Keller - eine Entwicklung, mit der auch Leo Blum nicht zufrieden ist. "Wir haben heute eine andere Situation als im Vorjahr. Es ist alles andere als berauschend, was wir zu Anfang 2009 erkennen", sagte Blum.

"Es wird gute und schlechte Zyklen geben"

 Bauernchef Leo Blum sprach in Daun.

Bauernchef Leo Blum sprach in Daun.



Verantwortlich dafür ist nach Meinung des Bauernpräsidenten die neue Marktlage. "Wir haben bei der Milch die Situation, dass durch die Beschlüsse von 2004 eine freie Preisgestaltung herrscht. Dies gilt sowohl für die Milch, den Schweine haltenden Bereich als auch für das Getreide. Dadurch müssen die Bauern sich dem Markt stellen, was zur Folge hat, dass es gute und schlechte Zyklen geben wird."

Blum sieht allerdings etwas Licht am Horizont. "Im Frühjahr werden die Preise für Milch noch einmal sinken, das signalisieren ja die Molkereien, aber ich bin optimistisch, dass die Preise sich im Laufe des Jahres erholen werden." Die einzige Chance sei, dass nach einer deutlich größeren Nachfrage durch die niedrigen Preise für Milchprodukte die im Sommer anstehenden Preisverhandlungen im Sinne der Landwirte gestaltet werden könnten. Blum: "Ich denke, dass wir dann Preisverbesserungen durchsetzen können, ich glaube aber nicht an 40 Cent."

Ähnlich sehen die Landwirte die Lage. An "Milchpreiswunder" glaubt Landwirt Ernst Schäfer aus Steineberg schon lange nicht mehr. Einen oder zwei Cent pro Liter Milch mehr oder weniger seien nicht das Problem, vielmehr müsse man eine Perspektive haben.

Zur aktuellen Situation sagte er: "Wenn der Milchpreis so niedrig bleibt, muss ich Investitionen zurückstellen. Ich kann weiter überleben, aber es kommt auf die Produktions-, Energie- und Maschinenkosten an." So seien die Kosten für Dünger auf das Dreifache von vor zwei Jahren gestiegen. Doch wenn man ernten wolle, müsse man auch düngen. "Von nichts kommt nichts", sagte der 59-jährige, der 75 Kühe im Stall hat.

Schäfer hat nach eigenem Bekunden trotzdem nach wie vor Spaß an der Landwirtschaft. Er sagte: "Ich mache das seit 40 Jahren, bin Bauer mit Leib und Seele und würde es immer wieder machen."

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