Kirche Primiz in Stadtkyll: Und alle wollen seinen Segen

Stadtkyll · Mathieu Valet aus Stadtkyll hat an Pfingstsonntag seine erste Messe – die Primiz – als geweihter Priester gefeiert. Viele aus seinem Heimatort feierten mit – und hätten ihn am liebsten gleich dabehalten.

Primiz in Stadtkyll: Das ganze Dorf feiert Jung-Priester Mathieu Valet
42 Bilder

Primiz in Stadtkyll: Der Ort feiert mit Mathieu Valet

42 Bilder
Foto: Fritz-Peter Linden

Der Kirchplatz in Stadtkyll, Pfingstsonntag, 15 Uhr: Die große Messe für Mathieu Valet ist vorüber. Draußen feiern sie schon. Nur der Hauptakteur an diesem Tag kann noch nicht hinaus in die Sonne: Denn in der Pfarrkirche lassen sich viele, sehr viele, vom 26-Jährigen Valet segnen.

Der Primiz-Segen – also der erste, den ein frisch geweihter Priester erteilt – ist von besonderer Bedeutung für viele Gläubige. Und die Schlange im Mittelgang bildet sich immer wieder neu.

Am Samstag ist Mathieu Valet im Trierer Dom von Bischof Stephan Ackermann zum Priester geweiht worden, am Tag darauf feiert er seine Primiz in seinem Heimatdorf. Am Marktpatz zieht er sein Gewand über, dann holen sie ihn ab – Feuerwehr, Reservisten, die Matthiasbruderschaft und der Musikverein, dem er früher ebenfalls angehörte. Viele Stadtkyller sind dabei, nicht zuletzt natürlich die Familie: Die Eltern Evelyn und Pascal, die Geschwister Graziana und Gilbert. Vater Pascal stammt aus Frankreich, auch von dort sind Verwandte dabei an diesem Feier-Tag pour Mathieu.

Eine Primiz: Das ist ja vor allem in diesen Kirchenkrisenzeiten ein seltenes Ereignis. In Stadtkyll allerdings feiert man immerhin schon die zweite in den vergangenen 20 Jahren nach der von Matthias Hermes – der natürlich an diesem Tag ebenfalls dabei ist: „In einer Woche sind es genau 19 Jahre“, sagt er.

Primizfeier für Mathieu Valet in seinem Heimatort Stadtkyll: Der junge Priester mit seiner Familie auf dem Weg in die Kirche.

Primizfeier für Mathieu Valet in seinem Heimatort Stadtkyll: Der junge Priester mit seiner Familie auf dem Weg in die Kirche.

Foto: Fritz-Peter Linden

Der wesentlich Verantwortliche dafür ist auch da am Sonntag: Mentor der beiden war der frühere Stadtkyller Pastor Joachim Waldorf (heute St. Paulin in Trier), der am Sonntag auch die Predigt hält. Damit hat er praktisch sein Soll in Bezug auf den Pfarrernachwuchs mehr als erfüllt, oder? Waldorf lacht: „Wenn das alle so machen würden, hätten wir keine Probleme.“

Aber die – und andere, noch größere – haben sie in der Katholischen Kirche natürlich. Man kann darüber mit Mathieu Valet sprechen, er weicht dem Thema nicht aus. Und bekennt, dass er seine Kirche und deren Umgang mit den Missbrauchsfällen kritisch sieht. Nicht nur er: „Natürlich reden wir darüber“, sagt er. „Und wenn dann die Nachrichten so geballt kommen, dann kann das einem schon die Freude an der Sache nehmen.“

An die Sache aber glaubt er nach wie vor. Und an die Verpflichtung, die er eingegangen ist: Denn dem Negativen gegenüber, sagt er, „stehen die Erfahrungen in der Seelsorge. Ich bin oft überrascht, wie viel Vertrauen mir noch entgegengebracht wird.“

Gerade die vergangenen Jahre, in denen er auch Beerdigungen, Taufen, Hochzeiten vorgenommen habe, dieser Dienst an den Menschen, „das ist mehr als bestärkend für mich“. Wenn man spüre, „dass man als Priester viel Gutes tun und helfen kann“.

Seit 2021 ist er in Wittlich, anfangs als Pastoralpraktikant, seit November als Diakon, noch bis Sommer 2024, dann wird er auf eine neue Stelle wechseln. Und irgendwann eine Pfarrei übernehmen. Wo – nicht bekannt. An der Oberen Kyll, wo die Pfarrerstelle bekanntlich verwaist ist, würden sie ihn mit Kusshand nehmen. Vor allem in Stadtkyll, man hört es immer wieder an diesem Tag. Aber das ist natürlich nicht vorgesehen – bis auf gelegentliche Messen. Wenn sich das ergebe, „dann mache ich das sehr gerne“.

Und wie war der Tag der Primiz für ihn? „Spannend! Ich habe immer versucht, ein paar Ruhemomente zu finden während der Feier. Und ich hatte ein paar Momente in der Messe, die mich sehr berührt haben. In die Gesichter der Menschen zu sehen, die mich begleitet haben, die tolle Musik (von Kirchenchor, Organist Marcel Berens und dem Instrumentalenesemble, Anm.)“, da habe ihn doch vieles bewegt. „Ich bin wirklich stolz und glücklich, hier herzukommen“, sagt Mathieu Valet.

Die Schlange will nicht enden: Viele lassen sich vom jungen Priester den Primiz-Segen erteilen.

Die Schlange will nicht enden: Viele lassen sich vom jungen Priester den Primiz-Segen erteilen.

Foto: Fritz-Peter Linden

Valet heißt übrigens auf Deutsch, unter anderem: Diener. Da passt offenbar einiges zusammen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort