Sie lebt für ihre kranke Tochter

Bongard/Berlingen/Daun · Bei der Gründungsversammlung der neuen Selbsthilfegruppe für Menschen mit Multipler Sklerose (MS) hat Agnes Sicken aus Bongard den "Ehrenpreis für pflegende Angehörige" erhalten. Die 72-Jährige pflegt seit Jahren ihre Tochter Brigitte.

 Agnes Sicken (links) ist für die Pflege ihrer MS-kranken Tochter Brigitte mit dem „Ehrenpreis für pflegende Angehörige“ ausgezeichnet worden. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Agnes Sicken (links) ist für die Pflege ihrer MS-kranken Tochter Brigitte mit dem „Ehrenpreis für pflegende Angehörige“ ausgezeichnet worden. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Bongard/Berlingen/Daun. Das Haus der Familie Sicken in Bongard hat zwei Eingänge; zu dem einen führt eine Treppe, zu dem anderen eine Rampe. Diese war nötig geworden, als die Tochter von Agnes und Josef Sicken in den Rollstuhl kam. Brigitte Sicken hat MS - eine sehr seltene Form, die der gelernten Hotel- und Gaststättenhilfe vor zwölf Jahren zunächst die Kraft aus Armen und Beinen und dann die Gehfähigkeit raubte. Sie musste ihre Arbeit aufgeben, benötigte einen Rollator und schließlich einen Rollstuhl. Trotz einer Vielzahl an Therapie-Maßnahmen und Klinik- und Krankenhausaufenthalten verschlechterte sich der Gesundheitszustand immer mehr. Inzwischen ist die 44-Jährige komplett auf Hilfe angewiesen, kann nicht alleine essen oder einen Telefonhörer abheben, noch nicht mal eine Fliege wegscheuchen, die sie belästigt.
"Eine Selbstverständlichkeit", nennt Agnes Sicken die Pflege ihrer Tochter von Anfang an. Da das eigene Haus nicht behindertengerecht war, wurde ein Anbau errichtet - mit extra breiten Zimmertüren und einem großen Bad mit bodengleicher Dusche. Die bauliche Situation und technische Hilfsmittel erleichtern ihr die Arbeit, einmal am Tag kommt ein mobiler Pflegedienst ins Haus. "Und die Familie unterstützt mich, wann immer es nötig ist", betont die 72-Jährige mit Blick auf ihren Mann Josef und ihre Söhne Alois und Wolfgang. So bleibt Agnes Sicken dennoch Zeit für ihre beiden Leidenschaften: den Chorgesang und die Enkelkinder Marcel und Jonas.
"Agnes Sickens Einsatz für ihre Tochter ist vorbildlich", sagte bei der Gründungsversammlung der neuen Selbsthilfegruppe "MS-Infokreis Vulkaneifel" (siehe Extra) auf der Berlinger Mühle Landrat Heinz Onnertz. Er hat die Schirmherrschaft über die Gruppe übernommen und überreichte der Mutter von Brigitte Sicken den "Ehrenpreis für pflegende Angehörige". Den mit Geld dotierten Preis stiftet die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) jährlich an fünf Angehörige, die MS-Betroffene pflegen. Die neue Selbsthilfegruppe "MS-Infokreis Vulkaneifel" ist von Alexandra Bumb (Darscheid), Sabine Diehl (Bleckhausen) und Maria Reicherz (Mehren) ins Leben gerufen worden. Sie trifft sich am ersten Donnerstag im Monat von 15 bis 17 Uhr im Krankenhaus Maria Hilf in Daun. Eingeladen sind MS-Kranke, Angehörige und Interessierte. Begleitet wird die Arbeit von Sozialpädagogin Marlies Wanninger, Leiterin der DMSG-Beratungsstelle Eifel-Mosel in Minheim. Kontakt: Telefon 06507/5826. bb

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