Singen erfreut und hält gesund

Gillenfeld/Darscheid/Manderscheid · Der 21-jährige Martin Reuschenbach ist begeisterter hauptamtlicher Kirchenmusiker in der Pfarreiengemeinschaft Gillenfeld. Ihn stört allerdings das verstaubte Image des Kirchenchorgesangs. Deshalb geht er mit originellen Ideen auf Nachwuchssuche für seine vier Chöre: Er nennt ihre Proben "Gesundheitskurse" und präsentiert sie in einem Großprojekt bei Gottesdiensten in Gillenfeld und Darscheid.

Gillenfeld/Darscheid/Manderscheid. An seiner Arbeit als Leiter der Kirchenchöre Demerath, Manderscheid und Mehren und des Männergesangvereins Gillenfeld gefällt Martin Reuschenbach besonders gut, dass er an jedem einzelnen Sänger die Fortschritte beobachten kann, die er mit seiner Stimme macht. Dennoch räumt er ein, dass die Zeiten zuweilen hart, der Weg steinig sei.
Dass es immer schwieriger wird, Jugendliche und junge Erwachsene für den Kirchenchorgesang zu begeistern, weiß er aus eigener Erfahrung. Etwa als er seinen eigenen Berufswunsch "Kirchenmusiker" unter die Leute brachte; da hätten dies viele Gleichaltrigen als altmodisch angesehen. Und wenn er die Geburtsjahrgänge seiner vier Chöre betrachte, werde es ihm schon bange um ihren dauerhaften Bestand.
"Die Ursache dieser Entwicklung liegt jedoch viel tiefer. Das Singen verschwindet immer mehr aus unserem Leben, möglicherweise auch, weil in den Familien nicht mehr gesungen wird. Nur zu jammern bringt aber nichts", erklärt der 21-Jährige, der seit zwei Jahren kirchenmusikalisch in der Eifel tätig ist. Daher setzt Reuschenbach derzeit zwei Ideen in die Tat um. Er hat ein Faltblatt verfasst, das auf den ersten Blick ein Fitnessprogramm verspricht.
Nach dem Aufschlagen wird aber schnell klar, dass das Fitnesserlebnis mit Chorsingen zu tun hat. Unter dem Titel "Aktuelle Gesundheitsangebote in der Region Vulkaneifel" zählt Reuschenbach die gesundheitsfördernden Seiten des Chorgesangs auf (siehe Extra).
Er ermuntert: "Schauen Sie einfach mal vorbei!" Denn: "Die eigene Überwindung ist der größte Preis, den man zahlen muss" und "Für die Teilnahme an diesem Gesundheitsprogramm wird keine Praxisgebühr fällig."
Und wenn man sich überwunden hat, kann man montags zur Probe in Mehren, dienstags in Demerath, mittwochs in Gillenfeld oder donnerstags in Manderscheid gehen.
Die Stimmlage wird in einem Vorgespräch herausgefunden. Eine Chorprobe dauert 90 Minuten und beginnt mit Stimm- und Atemübungen, vergleichbar mit dem Dehnen vor dem Sport.
Es werden neue Lieder mit den einzelnen Stimmen erarbeitet oder bereits bekannte aufgefrischt. Ob man das Chorleben als neues Hobby entdeckt, liegt dann an jedem selbst. bb
Reuschenbachs vier Chöre in Gemeinschaft gestalten zwei Gottesdienste mit: am Sonntag, 8. Mai, um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche Gillenfeld und am Samstag, 21. Mai, um 19 Uhr in der Pfarrkirche Darscheid.
Kontakt und weitere Infos: Martin Reuschenbach, Telefon 06573/9526940, E-Mail: martin.reuschenbach@bgv-trier.de.

Extra

Forscher entdeckten, dass das Gehirn schon nach dreißig Minuten Singen erhöhte Anteile von Beta-Endorphin, Serotonin und Noradrenalin produziert. Diese Botenstoffe tragen dazu bei, dass man sich spürbar besser fühlt. Praktischerweise werden zusätzlich Stresshormone abgebaut - ganz ohne die Einnahme von Medikamenten, allein durch das Singen. Nach bereits einer Stunde hellt sich die Stimmung auf, der Sänger wird entspannter. Gesang fordert den ganzen Körper. Während der Chorprobe wird das Herz-Kreislauf-System auf Trab gebracht. Die Atmung intensiviert sich, der Körper wird besser mit Sauerstoff versorgt. Studien haben gezeigt, dass das Herz bereits nach einigen Monaten aktiver Teilnahme an einem Chor so fit sein kann wie das eines Dauerläufers. Sänger leben länger als Nichtsänger, denn statistisch gesehen erhöht sich durch regelmäßiges Singen die Lebenserwartung. Singen bildet. Untersuchungen lassen vermuten, dass bei aktiver Beteiligung die Leistungsfähigkeit gesteigert wird. bb "Bei der wöchentlichen Chorprobe singe ich mir die Sorgen und Probleme des Alltags von der Seele. An Martin Reuschenbach gefällt mir besonders, dass er so aufgeschlossen für Neues ist. Bei ihm ist es nie langweilig." "Ich bin erst seit kurzem im Kirchenchor. Es gefällt mir sehr gut. Obwohl ich mich mit den älteren Chormitgliedern gut verstehe, bedauere ich, dass so wenig junge Leute dabei sind. Martin Reuschenbach ist begeisterungsfreudig und locker." "In meiner Jugend sind alle, die gut singen konnten, wie ich in den Kirchenchor eingetreten. Ich bin dabeigeblieben, weil ich gerne religiöse Lieder singe. Die Texte und die Musik bauen mich auf. Der Kirchenchor trägt und stützt meinen Mann und mich in schweren leidvollen Zeiten." "Ich bin als 15-Jähriger in den Kirchenchor gegangen und bis heute begeistert dabeigeblieben. Singen ist etwas Wunderbares. Mir gefällt, wie Reuschenbach mit uns neue Lieder einstudiert. Er bringt Schwung in jede Chorprobe."bb

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