So näht man einen Knopf ans Hemd

Mehren · Drei Senioren aus Daun und Demerath bringen Schülern der Ganztagsgrundschule Mehren im Rahmen des Projekts "Alt und Jung" bei, wie man Knöpfe annäht, häkelt oder strickt.

Mehren. Es begann 2004 mit einem Inserat im Mitteilungsblatt des ehemaligen Schulleiters der Ganztagsgrundschule Mehren, Joachim Mauer. Er suchte Frauen, die das Geschick besitzen, Schülern die Handarbeit mit Nadel und Zwirn beizubringen. Gertrud Kiefer, 72 Jahre, aus Demerath, Karin Gburrek (71) und Elfi Poss (58), beide aus Daun, meldeten sich spontan auf den Aufruf.
Es macht dem Trio sichtlich Spaß, mit Schülern der ersten bis vierten Klasse einmal die Woche für zwei Stunden mit Häkelnadeln, Wolle und Zwirn zu arbeiten. Das Schulprojekt "Alt und Jung" ist bei den Kleinen ein beliebter Teil des Unterrichtsplans geworden.
"Wir versuchen, den Mädchen und Jungen all\' das beizubringen, was bei unseren Urgroßeltern, Großeltern und Eltern noch selbstverständlich war. Sie konnten nicht gleich zur Näherin kommen, wenn an der Kleidung etwas nicht in Ordnung war, und auch Kleidung und Haushaltsartikel wurden nicht gleich von der Stange gekauft", erklärt Gertrud Kiefer.
"Wir beschäftigen die Klasse mit Knöpfe annähen, Stricken und Sticken oder Häkeln, und dabei sind die Jungen den Mädchen nicht unterlegen, sogar ausdauernder, sie zeigen viel Geschick für diese Handarbeiten", sagt Karin Gburrek. Dann und wann werden natürlich auch Löcher in Socken gestopft. "Damit der Unterricht nicht zu trocken wird, setzen wir auf Abwechslung. Es werden Kuchenpausen eingelegt, und zu den Festtagen werden natürlich allerlei Artikel wie zum Beispiel leuchtende Fensterbilder gebastelt. Wir machen auch Denk- und Ratespiele, und es werden Witze erzählt", berichten die Frauen.
Die Eltern stehen diesem Schulprojekt "Alt und Jung" positiv gegenüber und freuen sich, wenn ihr Nachwuchs stolz Selbstgemachtes aus Stoff und Wolle mit nach Hause bringt. Sie sind froh mit den Lehrer-Großeltern. "Für Wollspenden sind wir sehr dankbar", meint Elfi Poss. Drei Euro bezahlt jedes Kind für Materialien pro Quartal. Die "Omas" richten diesen Unterricht ehrenamtlich aus. "Man wird einfach wieder jung. Wir spüren aus der Gruppe eine direkte erfreuliche Resonanz. Die Kinder sind anhänglich. Oft müssen wir auch bei kleinen Kindersorgen oder Wehwehchen tröstende Worte finden", verrät Gertrud Kiefer.
Bis vor kurzem gehörte auch Gisela Umbach aus Steineberg noch zu dem Team, und sie verstand es, mit den Kindern Eifeler Dorfdialekt aufleben zu lassen. Noten muss das Trio nicht verteilen. "Wir geizen nie mit Lob und Anerkennung, das ist der spürbare Ansporn", wissen Gburrek und Poss.
Lina Hennen (7) aus Ulmen: "Es ist toll, schöne Sachen hier selbst zu machen, und ich mache hier gerne mit." Hanna Grundmann (6) aus Demerath ist zum ersten Mal bei den "Handarbeitern". Sie denkt mit Spannung an den Nachmittag. Wie sie kann sich jeder zu diesem Projekt freiwillig melden.
Schulleiterin Beatrix Fochs freut sich: "Es ist ganz wichtig, dass die Kinder mit älteren Generationen kommunizieren. Sie lernen hier während der Stunden Fähigkeiten, die früher im Familienhaushalt noch selbstverständlich waren. Ich bewundere auch die Geduld der älteren Frauen, die viele Arbeiten mehrmals erklären, und sie hören aufmerksam zu, was die Kleinen zu berichten haben. Es ist heutzutage einfach nicht selbstverständlich, dass Menschen für diese Tätigkeit ehrenamtlich ihre Freizeit opfern."

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