So schrecklich ist das Klima nicht

DAUN. Den 100. Geburtstag des von Köln aus tätigen Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) feierte die jüngste seiner elf Gruppierungen: der 1994 gegründete Kreisverband Daun. Den Festvortrag hielt Gartenhistorikerin Stella Junker-Mielke.

Schon die Themenwahl für den Festvortrag ist programmatisch für den Rheinischen Verein. Denn wie die Gartenhistorikerin Stella Junker-Mielke die historischen Spuren gärtnerischen Gestaltens verfolgt und darüber ein Buch geschrieben hat und nun der Festversammlung ein Kapitel präsentierte ("Die verborgenen Gärten der Eifel"), so ist es seit der Gründung strategisches Ziel des Vereins, immer wieder Prozesse der Bewusstmachung anzustoßen, Entwicklungen kritisch zu begleiten und sich einzumischen - "allerdings ohne Krawall", wie es zu Beginn der Festveranstaltung der Kreisverbandsvorsitzende Hans Jürgen Kranz auf den Punkt brachte. Es sei ein erheblicher Irrtum, dass es in der Eifel wegen des rauen Klimas keine Gartenkultur gebe, sagte Stella Junker-Mielke, bevor sie Mitglieder, Gratulanten und Gäste mit auf einen Spaziergang durch die Gärten von Burgen, Schlössern, Klöstern, Kirchen und Bauernhäusern nahm. Sie erläuterte die barocke Gartenanlage von Schloss Ahrenthal und lobte die Neuanlage des mittelalterlichen Schaugartens von Schloss Bürresheim und den Terrassengarten von Schloss Oberehe als "schöne Werke der Gartenkunst". Darüber hinaus zeigte sie den eisernen Garten und den runden Garten von Schloss Malberg aus der Vogelperspektive, machte auf Brunnenhäuser, Hainbuchenhecken und Streuobstwiesen aufmerksam. Die Gartenhistorikerin schwärmte vom alten evangelischen Friedhof in Daun und appellierte gleichzeitig, sich um seine Erhaltung zu sorgen. Sie stellte einen Bauerngarten in Schutz als besonders geglücktes Beispiel vor. Hans Jürgen Kranz hatte zunächst den Bogen von der Gründung des Hauptvereins im Jahr 1906 bis zur Gründung des Kreisverbands Daun als jüngstem Spross gespannt und das Anliegen damals wie heute als "überlegte Bündelung der Einflussnahme engagierter Bürger" bezeichnet. Der Vorsitzende des Gesamtvereins, Norbert Heinen, bescheinigte dem 1994 auf Initiative von Rudolf Monzel ins Leben gerufenen Kreisverband Daun eine hervorragende Organisation mit einer solch großen Zahl von Tagungen und Symposien wie kein anderer Zweigverein. Landrat Heinz Onnertz dankte dem RVDL, dass er den Behörden "engagiert, kritisch und partnerschaftlich" auf die Finger schaue. Als aktuelle Beispiele der Einmischung nannte Onnertz die Themen Lava-Abbau, Windenergie und Zersiedelung der Landschaft. Jacqueline Kraege, Staatssekretärin im Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz, erklärte, der RVDL sei mit seiner Sensibilität für Natur und Kultur ideenreich und entschieden am Puls der Zeit geblieben. Mit der Sicherung und Entwicklung der Kulturlandschaft als zentrales Anliegen verfolgten der Rheinische Verein und die Umweltpolitik einen sehr ähnlichen Ansatz, sagte Kraege.

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