Sogar ein Prinzenorden ruht im Fundament

Gerolstein · Mit großem Interesse ist in Gerolstein der Baustart des Bürgerbrunnens verfolgt worden. Rund 50 Zuschauer haben auf dem Rondellvorplatz miterlebt, wie das Fundament gegossen wurde. Viele von ihnen haben - wie vom Künstler Martin Schambach initiiert - Erinnerungsstücke mit einbetonieren lassen.

Gerolstein. Den Moment, als das Fundament für den 46 000 Euro teuren Bürgerbrunnen betoniert wurde, will sich Andres Stritzke nicht entgehen lassen. Natürlich nicht. Schließlich ist er einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens und somit letztlich auch des Bürgerbrunnens, der nun auf dem Rondellvorplatz in Gerolstein entsteht. Er sagt: "Der Brunnen wird schön. Und es ist schön, dass er jetzt kommt. Und es kein Zurück mehr gibt. Ich bin mir sicher, dass er den Platz deutlich aufwerten und Leute anlocken wird."
Dass es von der ersten Idee bis zur Realisierung so lange gedauert hat, ist für ihn nicht weiter schlimm. Verflogen der meiste Groll über die Widerstände und die Auseinandersetzungen mit der Stadt, die das Projekt für ihn und seine Mitstreiter mit sich gebracht hat. Er weiß sogar eine Anekdote beizutragen: "Am Tag, als ich zum ersten Mal im Bauausschuss saß und mich gegen das von der Stadt favorisierte Brunnenmodell ausgesprochen habe, hat mir meine Freundin eröffnet, dass sie schwanger ist. Jetzt ist unser Sohn Jan 17 Monate alt." Und ist mit dabei beim Baustart. So wie gut 50 weitere interessierte Gerolsteiner. Darunter die Stadtspitze mit Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) und der Beigeordnetenriege sowie gut ein halbes Dutzend Stadtratsmitglieder.
Und sie nehmen die Einladung von Künstler Schambach gerne an, ebenfalls einen der "Gedankensteine" - das sind Erinnerungsstücke von Gerolsteiner Bürgern - in dem dickflüssigen Beton zu versenken. Dazu zählen viele Steine, Fossilien, aber auch außergewöhnliche Dinge.
Ring und Tonkrug einbetoniert



"Und alle haben eine tolle Geschichte", weiß Schambach zu berichten. Da ist der Ring eines Gerolsteiners, der sich den dazugehörigen Finger vor vielen Jahren bei der Arbeit abgerissen und fortan den Ring stets in der Hosentasche getragen hat. Da ist ein original Tonkrug des Flora-Brunnens, des ersten Mineralwasserbetriebs in der Brunnenstadt - ein wichtiges Stück Gerolsteiner Geschichte. Das ist auch das Mitbringsel von Helmut Schäfer. "Ich gebe meinen Prinzenorden von 1976." Als Beerdigung der karnevalistischen Tradition in der Brunnenstadt soll das aber ja nicht missverstanden werden. Und dann liegt da noch ein Zehn-Pfennig-Stück. Es ist von Andreas Stritzke. Seine Begründung: "Ich hätte damals keine zehn Pfennig dafür gegeben, dass es was wird mit dem Brunnen." Jetzt muss er den Wetteinsatz einlösen, denn es wird ja nun.
Nichts wird es hingegen mit dem Wunsch von Künstler Martin Schambach, den Brunnen im Rahmen des Gerolsteiner Stadtfestes am zweiten Augustwochenende feierlich eröffnen zu können. Das bestätigt Daniel Mauer von der Firma M&K Udelfanger Sandstein aus Üxheim-Niederehe, die den Brunnen baut: "Wir tun, was wir können, aber es ist einfach noch zu viel Arbeit. Außerdem müssen wir warten, bis der Beton und vor allem der Estrich aushärtet, bis wir weitermachen können. Und wir haben auch noch eine Woche Betriebsurlaub."
Für Walter Büchel (84) und Fritz Assion (76) aus Gerolstein, die aus Neugierde dabei sind, "und weil wir für den Brunnen gekämpft haben", ist der zeitliche Verzug kein Problem. Büchel sagt: "Der Brunnen ist sehr gut, und der Platz wird schön. Da bin ich sicher."Extra

So sieht der Zeitplan laut Generalunternehmer Daniel Mauer aus: Nachdem das Betonfundament nun ausgehärtet ist, wird Ende dieser Woche mit Schweißbahnen und Teichfolie der Brunnen abgedichtet. Bis Ende Juli werden die Randsteine gesetzt, danach die Leitungen und Kabel für die Pumpen und Beleuchtung verlegt und darauf der Estrich aufgebracht. Der muss bis zu zwei Wochen aushärten, weil darauf die schweren Basaltwerkstücke kommen. Mauer sagt aber: "Wir hoffen, noch im August fertig zu werden." mhExtra

Das Brunnenthema beschäftigt die Gerolsteiner und ihren Stadtrat seit mehr als zwei Jahren. Nach langem Hin und Her mit Auftragsvergabe an Künstler Werner Bitzigeio, Bürgerbegehren, Bitzigeio-Kündigung, 15 000 Euro Schadenersatz und neuem Auswahlverfahren schien das Thema erledigt. Ende 2011 ist der Stadtrat dem Votum von mehr als 1000 Bürgern gefolgt und hat sich dafür ausgesprochen, dass der Bürgerbrunnen von Martin Schambach auf dem Rondellvorplatz errichtet wird. Nach langem Leerlauf geht das Vorhaben nun in seine Endphase. mh

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