Sorgenvolle Blicke in die Zukunft

Angst um den Standort: Der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein hat sich gegen eine Integrierte Gesamtschule Hillesheim-Jünkerath ausgesprochen. Es wird befürchtet, dass die neue Schule mit Abiturmöglichkeit sowohl der Regionalen Schule als auch dem Gymnasium in Gerolstein schadet.

 In Gerolstein wird befürchtet, dass die geplante Integrierte Gesamtschule Hillesheim-Jünkerath der Regionalen Schule und dem Gymnasium schadet. TV-Foto: Mario Hübner

In Gerolstein wird befürchtet, dass die geplante Integrierte Gesamtschule Hillesheim-Jünkerath der Regionalen Schule und dem Gymnasium schadet. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. Die Entscheidung fiel nach kontroverser Diskussion: Mit den Stimmen der CDU-Mehrheitsfraktion sowie Alfred Brück (FWG) hat der Verbandsgemeinderat Gerolstein Stellung zur Schulentwicklungsplanung genommen, die am kommenden Montag vom Kreistag verabschiedet wird.

Zentraler Punkt des Gerolsteiner Votums: Nein zur geplanten IGS Hillesheim-Jünkerath, stattdessen ein Ja zu jeweils einer Realschule plus in Jünkerath, Hillesheim und Gerolstein. CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Schildgen begründete den von der CDU ins Spiel gebrachten Vorschlag so: "Es müssen die Voraussetzungen für einen fairen Wettbewerb unter den Schulen geschaffen werden. Die IGS würde zu Wettbewerbsverzerrungen führen und wahrscheinlich unseren Schulstandort schwächen, in den wir bereits viel Geld investiert haben." Speziell meinte er die Regionale Schule in Gerolstein, deren Gesamtkonferenz sich zwischenzeitlich ebenfalls gegen die IGS im Norden des Kreises ausgesprochen hat.

In den anderen Fraktionen wurde das anders gesehen. So sagte Tim Steen (Bündnis 90/Die Grünen): "Natürlich haben wir alle das Interesse, den eigenen Schulstandort zu erhalten und zu stärken. Wir müssen aber auch an Eltern und Kinder denken. Und es ist nun einmal festzustellen, dass offenkundig viele die IGS wollen. Davon profitieren auch unsere Eltern."

Er plädierte dafür, die "eigenen Hausaufgaben zu machen": erstens für eine gute Ausstattung der eigenen Schulen zu sorgen und zweitens die eigenen Schulen bei deren Weiterentwicklung zu unterstützen.

Auch Herbert Lames (SPD) sah sowohl die VG als Schulträger als auch die Regionale Schule selbst in der Pflicht. Er sagte: "Wir müssen für eine gute Ausstattung sorgen und uns um gute Verkehrsverbindungen zur Schule stark machen, und die Schule muss um jeden einzelnen Schüler kämpfen." In die gleiche Kerbe schlug Barbara Worm: "Die Regionale Schule muss sich bemühen, ein qualitativ hochwertiges Angebot zu schaffen."

Zwiespältig war FWG-Sprecher Klaus-Dieter Peters: "Einerseits müssen wir den eigenen Schulstandort stärken, andererseits sollten wir uns auch für ein hochwertiges Bildungsangebot in Wohnortnähe, also der Region, einsetzen."

Bürgermeister Matthias Pauly (CDU), der sich in der Diskussion merklich zurück- und letztlich der Stimme enthielt, versuchte, die Konfrontation mit den Nachbarn im Norden zu verhindern. Er sagte: "Wir sollten nicht gegen, sondern für etwas sein. Es geht darum, vor Ort Angebote aufrechtzuerhalten, die eine Abwanderung von Schülern verhindern."

Zwei weitere Punkte waren unstrittig: So sprach sich der Rat jeweils einstimmig für die Einrichtung eines beruflichen Gymnasiums mit Schwerpunkt Wirtschaft an der Berufsbildenden Schule (BBS) in Gerolstein aus. Zudem dürfe die an der Realschule in Daun geplante Fachoberschule "Sozialwesen" nur nach vorheriger Abstimmung mit der BBS Gerolstein eingerichtet werden.

EXTRA Schulentwicklung: In der VG Gerolstein ist in den nächsten zehn Jahren mit rund 100 Geburten pro Jahr zu rechnen. Die Hälfte der Kinder geht aufs Gymnasium, das daher im Bestand gesichert zu sein scheint. Eine IGS Hillesheim-Jünkerath wird vor allem zulasten der Regionalen Schulen Gerolstein gehen. Um den Schulstandort Gerolstein zu stärken, wird die Errichtung eines beruflichen Gymnasiums mit Schwerpunkt Wirtschaft an der BBS gefordert. Zudem soll durch die Zusammenarbeit der Schulen (auch mit dem Gymnasium) der Übergang zur BBS frühzeitig vorbereitet werden. (mh)

Meinung

Werben für den eigenen Standort

Die Angst der Gerolsteiner Politiker um ihren Schulstandort ist zwar nachzuvollziehen, sie ist aber auch ein klassisches Beispiel für veraltetes Kirchturmdenken. Jetzt, wenige Tage vor der Entscheidung im Kreistag, gegen die geplante IGS im Norden des Kreises zu schießen, die bereits seit mehr als einem Jahr im Gespräch ist, ist zum einen reichlich spät. Zum anderen hätten sich die Gerolsteiner Politiker besser früher Gedanken darum gemacht, wie der eigene Schulstandort gestärkt werden kann. Das gewünschte berufliche Gymnasium an der Berufsschule ist eine Idee, die in die richtige Richtung zielt. Ebenso wichtig wird es aber sein, dass die Regionale Schule ein gutes Angebot aufrechterhält und sich künftig auch die Mühe macht, dafür zu werben. Nur so kann der traditionelle Schülerstrom von der Kyll bis ins relativ entfernt gelegene Hillesheim unterbrochen werden. Auch dem Gerolsteiner Gymnasium würde eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit nicht schaden. m.huebner@volksfreund.de

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