SPD kämpft für den Erhalt der Kreisbibliothek

Daun · Im Kreis wird derzeit an vielen Stellen darüber nachgedacht, wie die drohende Schließung der Kreisbibliothek zum Ende des kommenden Jahres doch noch verhindert werden kann. Heute behandelt der Kreistag das Thema erneut.

 Viel zu wenige Bürger nutzen die Ausleihmöglichkeiten in der Kreisbibliothek in Daun. TV-Foto: Mario Hübner

Viel zu wenige Bürger nutzen die Ausleihmöglichkeiten in der Kreisbibliothek in Daun. TV-Foto: Mario Hübner

Daun. Die Kreisbibliothek in Daun hat eine Galgenfrist von einem Jahr. Zunächst war im Rahmen der Überlegungen zum Schuldenabbau die Schließung der defizitären Einrichtung bereits zum Ende 2011 diskutiert worden. Denn der defizitäre und hoch verschuldete Kreis muss die nächsten 15 Jahre jährlich 820 000 Euro aufbringen, um dem Kommunalen Entschuldungsfonds des Landes beitreten zu können (der TV berichtete).
Gegen die umgehende Schließung aber sprachen sich Ausschuss und Kreistag aus. Die Verwaltung machte daraufhin den Vorschlag, die Schließung für Ende 2012 ins Auge zu fassen. Zuvor sollten mit den Schulen und örtlichen Büchereien Gespräche geführt werden. Ziel soll es laut Landrat Heinz Onnertz (parteilos) sein, erstens die Kosten für den Kreis zu senken, zweitens die Schulen als Träger für die dann schulinterne Bücherei zu gewinnen und drittens dennoch ein öffentliches Angebot zu erhalten.
Dass aber weiterhin die Schließung der Kreisbibliothek als Ziel formuliert wird, ist vor allem der SPD-Fraktion ein Dorn im Auge. Sie wartet daher mit einem neuen Antrag zur heutigen Kreistagssitzung auf. Darin heißt es: "Ziel der Gespräche im Jahr 2012 muss es sein, nach Lösungen für den Erhalt der Kreisbibliothek zu suchen." Sie bemängelt, dass die Einrichtung nicht bekannt genug im ganzen Kreis sei und daher die Ausleihzahlen so niedrig seien.
Beides bestätigt Heinz-Peter Hoffmann, zuständiger Abteilungsleiter der Kreisverwaltung. Er sagt zum einen: "Wir können nicht verschweigen, dass wir bei den Ausleihen einen nicht unerheblichen Rückgang haben" (siehe Extra). Zum anderen werden seiner Meinung nach die Möglichkeiten der Einrichtung auch kaum genutzt - zum Beispiel die Blockausleihe. So könnten sich Schulen, Kindergärten und sonstige Gruppen und Einrichtungen ganze Pakete zu einzelnen Themenschwerpunkten über einen längeren Zeitraum anfordern. Hoffmann: "So etwas muss aber auch nachgefragt werden", beklagt Hoffmann mangelndes Interesse.
Wenig Akzeptanz im Umland


Und gerade weil das so ist, stößt die Kreisbibliothek auch nur in Daun und Umgebung auf höhere Akzeptanz. Oder wie es Hoffmann formuliert: "Wir versuchen zwar seit Jahren, den Eindruck zu vermittteln, dass es eben keine Bibliothek nur für Daun ist, aber wer kommt schon aus Hallschlag und leiht sich hier ein Buch aus?"
Und so kommt es nicht von ungefähr, dass aus dem Bereich Gerolstein, Hillesheim und Obere Kyll immer mal wieder Appelle zur Schließung der Einrichtung laut werden.
Davon will die SPD aber nichts wissen. Sie schlägt daher vor, dass "gemeinsam mit sachkundigen Bürgern" diskutiert werden soll, wie die Ausleihzahlen erhöht, die Leseförderung und die Öffentlichkeitsarbeit verbessert werden können. An den Gesprächen sollten neben Vertretern aus Politik und Verwaltung, auch "Profis" wie die Leiterin der Kreisbibliothek, Verleger, Autoren, Deutschlehrer und andere Kulturschaffende beteiligt werden. SPD-Mitglied Jens Jenssen sagt: "Gemeinsam müssen wir uns dafür einsetzen, das wichtige Angebot, das die Kreisbibliothek darstellt, auch für die Zukunft zu erhalten und vor allem auf der Höhe der Zeit weiterzuentwickeln."
Auch die beiden Dauner Gymnasien haben sich bereits in einer gemeinsamen Stellungnahme für den Erhalt der Kreisbibliothek starkgemacht. Eine Schließung wäre ein "eklatanter Rückschritt" für das Bildungsangebot der Schulen und der Bevölkerung. Trotz der elektronischen Medien bleibe das gedruckte Wort wichtig. So werde das Interesse fürs Lesen "geweckt, geübt und gepflegt". Die Schulen erklären sich in dem Schreiben bereit, ein Konzept zu erarbeiten, damit die Bibliothek weiterexistieren kann.Extra

Gründung: 1989. Medienbestand: Sachliteratur (12 600 Bücher); Romane: 7036; Kinder- und Jugendliteratur: 7831; CD-Roms, Musik, Spiele: 2457; Zeitungen/Zeitschriften: 3799 (Archiv). Ausleihen: 2011: 30 640 (Stand 6. Dezember), 2010: 34 693; 2009: 39 027; 2008: 41 705; 2007: 43 743. Etat für neue Bücher: 2011: 22 300 Euro; 2010: 22 300 Euro; 2009: 16 165 Euro; 2008: 16 000 Euro. Finanzen: In den vergangenen Jahren hat das Defizit stets über 100 000 Euro gelegen. Konkret waren es: 2011: 112 730 Euro; 2010: 118 230 Euro; 2009: 107 815 Euro. Öffentliche Büchereien im Landkreis: 22 (dazu zählen auch Kleinstbüchereien). mh

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