Bestseller-Autor ist 2022 gestorben Ehrenbürgerwürde für Jacques Berndorf? Wie die Chancen stehen

Daun/Dreis-Brück · Helmut Schäfer, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat der Verbandsgemeinde (VG) Daun, beantragt, dem Eifeler Bestseller-Autor posthum die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Dem steht jedoch eine Verwaltungsvorschrift entgegen. Was die Fraktionen im Rat dazu sagen.

 Ehrenbürgerwürde für den Bestseller-Autor aus der Eifel? Er sorgt auch nach seinem Tod im vergangenen Jahr für Diskussionen.

Ehrenbürgerwürde für den Bestseller-Autor aus der Eifel? Er sorgt auch nach seinem Tod im vergangenen Jahr für Diskussionen.

Foto: dpa/Uwe Zucchi

„Am 3. Juli 2022 verstarb im Alter von 85 Jahren einer der bedeutendsten Mitbürger der VG Daun: Manfred Hugo Michael Preute, der unter seinem Pseudonym Jacques Berndorf unsere Heimat mit seinen Eifel-Krimis bundesweit berühmt machte“, beginnt Helmut Schäfers Brief an die Fraktionsvorsitzenden der im VG-Rat Daun vertretenen Parteien.

Preute alias Berndorf sei Mitbegründer des Krimifestivals „Tatort Eifel“, seine Verdienste seien unumstritten, sein literarisches Legat wirke weiterhin, schreibt Schäfer. „Um einem der herausragendsten Förderer der Eifel, in der er bis zum Schluss mit Genuss lebte, die Ehre zuteil werden zu lassen, die ihm gebührt, beantrage ich hiermit die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an ihn, posthum.“

Dem Vorschlag folgt aber gleich ein Dämpfer: Eine Verleihung posthum sei nicht möglich, erklärt VG-Bürgermeister Thomas Scheppe. Wegen einer Verwaltungsvorschrift könne die Ehrenbürgerwürde nur an lebende Personen verliehen werden, sie erlösche automatisch im Todesfall. Schäfer gibt sich damit nicht zufrieden: „Eine Verwaltungsvorschrift ist eine Vorschrift an die Verwaltung, nicht an den VG-Rat.“ Zur Klärung habe er inzwischen eine dementsprechende Anfrage an den Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz gestellt.

Doch was sagen die Fraktionsvorsitzenden der weiteren Parteien? Es verbiete sich, Informationen dieser Art an die Presse weiterzugeben, sagt Thomas Klassmann, Fraktionsvorsitzender der CDU. „Es ist üblich, dass der Tagespunkt, in dem über Kandidaten für die Ehrenbürgerschaft im Rat gesprochen wird, im nichtöffentlichen Teil der Sitzungen platziert wird.“

Es könne dadurch das Ansehen der fraglichen Person beschädigt werden, wenn der Rat solch ein Ansinnen ablehne. Es dürfe aber auch nicht sein, dass Druck auf das Gremium aufgebaut werde, dem Antrag stattzugeben. Auch Klassmann hat die Information von der Verwaltung erhalten, dass lediglich lebende Personen zu Ehrenbürgern ernannt werden könnten: „Bleibt abzuwarten, wie die SPD-Fraktion damit umgeht.“

Karl-Heinz Schlifter, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, hält eine Nominierung Berndorfs für eine gute Idee, „aber die Satzung spricht dagegen.“ Die Vorschrift zu ändern sei eine komplexe Angelegenheit: „Ich gehe davon aus, dass wir in der nächsten Sitzung verschiedene Lösungen diskutieren werden.“

Alfred Gundert, FDP-Fraktionsvorsitzender, sagt, dass der Passus in der Gemeindeordnung, die Ehrenbürgerschaft nicht posthum zu verleihen, für ihn bindend sei. „Und zwar unabhängig aller Verdienste um die Region, für die Jacques Berndorf bereits zu Lebzeiten gewürdigt worden war.“

Karl-Wilhelm Koch (Bündnis 90/Grüne): „Ich sehe den Antrag aus verschiedenen Gründen kritisch: Zum einen ist es rechtlich nicht möglich, die Ehrenbürgerschaft posthum zu verleihen, und eine ,Sonderregelung Jacques Berndorf‘ halte ich nicht für angemessen.“

So sehr er dessen Verdienste um die Region auch schätze, für eine Würdigung solle ein anderer Weg gefunden werden.

„Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft erfolgt aus Gründen des außerordentlichen sozialen oder politischen Engagements der betreffenden Person. Ehrlich gesagt – und ich wiederhole noch einmal, dass ich die Lebensleistung des Herrn Preute sehr schätze – sehe ich in diesem Fall diese Voraussetzung als nicht gegeben.“

Waltraud Rexroth von der Fraktion der Unabhängigen Grünen im VG-Rat meint, die Auszeichnung solle ein Ansporn für die Lebenden sein. „Jacques Berndorf ist ein ehrenwerter Schriftsteller, wurde jedoch für seine Verdienste bereits geehrt  (Berndorf/Preute erhielt 2007 den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz, Anm.). Es gibt aus meiner Sicht viele anderen Frauen und Männer, die für eine Ehrenbürgerschaft infrage kommen.“

Das Schlusswort gebührt Geli Gatzke-Preute, der Ehefrau des so erfolgreichen Krimi-Autors: „Michael hatte eine Leidenschaft für die Eifel, aber vor allem war das Schreiben seine Passion. Vieles andere war zweitrangig. Den Verdienstorden des Landes hat er zwar mit viel Humor angenommen, aber nie getragen. Das war einfach nicht sein Ding.“

TV-Redakteur Fritz-Peter Linden zitiert Preute in seiner Biografie „Jacques Berndorf: Von der Eifel aus betrachtet“ (2011, erschienen bei KBV in Hillesheim) mit den Worten: „In dieser Landschaft wollte ich etwas passieren lassen.“

Und siehe da: Der Bestseller-Autor aus der Eifel sorgt auch nach seinem Tod im vergangenen Jahr für Diskussionen.

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