Stadt sammelt Unterschriften für die Geburtshilfe

Gerolstein · Die Gerolsteiner Stadtspitze hat eine Unterschriftenaktion gegen die Schließung der Geburtshilfestation im Krankenhaus in Gerolstein initiiert. Die Krankenhausleitung lässt sich dadurch aber nicht beeinflussen: Ab Juli werden in dem Haus keine Babys mehr zur Welt gebracht.

Die Gerolsteiner Stadtspitze mit Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) und den drei Beigeordneten hat eine Unterschriftenaktion gegen die für Ende Juni angekündigte Schließung der Geburtshilfestation im Krankenhaus in Gerolstein ins Leben gerufen: Laut May sind rund 150 Listen in Geschäften und Gaststätten in Gerolstein ausgelegt worden. May sagt: "Die Schließung der Geburtshilfestation ist ein relativ schwerer Schlag für den Standort Gerolstein. Denn wenn es sie nicht mehr gibt, könnte das für junge Familien durchaus ein Grund sein, nicht nach Gerolstein zu kommen beziehungsweise wegzuziehen."

Daher möchte die Stadtspitze auf diesem Weg herausfinden, wie die Gerolsteiner Bevölkerung zu der Schließungsankündigung steht, und "eventuell die Geschäftsführung des Hauses bewegen, die Entscheidung noch einmal zu überdenken", sagt May.May: "Nicht alles schlucken"

Dennoch gibt er sich realistisch und sagt: "Die Juni-Entscheidung werden wir wohl kaum mehr beeinflussen können. Unsere Idee ist eher, die Krankenhausleitung dazu zu bewegen, in Zukunft nochmals mit Hebammen Kontakt aufzunehmen und eventuell dafür zu sorgen, dass doch wieder Babys in Gerolstein zur Welt gebracht werden." Außerdem möchte die Stadtspitze "nicht einfach alles schlucken, sondern ein Zeichen setzen".
May sagt: "Ich bin der Auffassung, dass es, auch unter Berücksichtigung sicherlich bestehender wirtschaftlicher Gründe, Möglichkeiten und Wege geben muss, dass im Mittelzentrum Gerolstein mit seinem großen Umland Geburtshilfe im Krankenhaus angeboten werden kann."

Die Listen sollen bis Ende Juni ausliegen, danach will die Stadt mit der Geschäftsführung des Krankenhauses das Gespräch suchen, kündigt May an. Wie viele Menschen bislang unterschrieben haben, konnte May nicht sagen. Nur so viel: "Die Aktion wird gut angenommen." Michael Osypka, Geschäftsführer des Krankenhausträgers, der Marienhaus GmbH in Waldbreitbach, hatte Ende April bekanntgegeben, dass die Geburtshilfestation im Krankenhaus Gerolstein zum 1. Juli dieses Jahres schließt. Das Krankenhaus Gerolstein bildet mit den Häusern in Bitburg und Neuerburg den Verbund Marienhaus-Klinikum Eifel.Erfolglose Lohnverhandlungen

Als Gründe wurden die Kündigung der drei Hebammen nach erfolglosen Lohnverhandlungen, sinkende Geburtenzahlen und Ärztemangel genannt. So könne die Sicherheit der Patienten nicht mehr gewährleistet werden. Die Geschäftsführung hatte aber auch durchblicken lassen, dass mit der Geburtshilfestation kein Geld verdient werde.

Schließungen weiterer Abteilungen in Gerolstein seien derzeit aber kein Thema. "Im Gegenteil, wir haben durch die Schaffung unseres Verbunds die Leistungen sogar ausgeweitet. Von einem Anfang vom Ende kann überhaupt nicht die Rede sein", hatte der ärztliche Direktor Professor Dr. Christian Blöchle gesagt.

2012 sind im Gerolsteiner Krankenhaus 157 Kinder zur Welt gebracht worden - knapp 30 mehr als im Jahr zuvor. Der Trend bei der Geburtenrate geht dennoch seit Jahren nach unten. Die künftig weiteren Anfahrten für werdende Mütter mit Zeiten von mehr als einer halben Stunde hält die Krankenhausleitung für zumutbar.

Auf TV-Anfrage, was die Geschäftsführung des Krankenhausträgers von der Unterschriftensammlung halte, sagte Sprecher Heribert Frieling: "Der Beschluss ist endgültig, daran wird sich nichts ändern lassen." Auch für die Zukunft ist nicht mit einer Wiedereröffnung der "Geburtshilfe" in Gerolstein zu rechnen. Frieling: "Ich kann mir angesichts der Demografie und des Ärztemangels keine Situation vorstellen, bei der es in Gerolstein Sinn machen würde, eine solche Abteilung wieder zu eröffnen."Meinung

Nur ein Zeichen
Die Unterschriftenaktion gegen die Schließung der Geburtshilfestation im Krankenhaus in Gerolstein ist ein Zeichen. Mehr aber auch nicht. Die Geschäftsführung des Krankenhauses wird sich dadurch nicht im Geringsten beeinflussen lassen, die Abteilung - wie angekündigt - zum 30. Juni dieses Jahres zu schließen. Dafür haben die Klinikmanager bereits detailliert ausgerechnet, dass sich das Geschäft mit dem Kinder-zur-Welt-bringen auf dem Land nicht lohnt. Und das ist für sie der maßgebliche Entscheidungsgrund. Hätte die Klinikleitung gemeinsam mit den Kommunalpolitikern einen Weg für den Erhalt der Einrichtung suchen wollen, hätte er mit diesen das Gespräch im Vorfeld gesucht. So aber wurden auch sie nur vor bereits vollendete Tatsachen gestellt. Daran werden auch die Unterschriften nichts ändern. Und seien es Tausende. m.huebner@volksfreund.de

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