Stadt sorgt für Spaß am Surfen

Gerolstein · Überall in der Stadt mobil und kostenlos im Internet surfen: Das will die Stadt Gerolstein in den nächsten Monaten ermöglichen und somit ein in der gesamten Eifel bislang einmaliges Angebot für Einheimische und Touristen schaffen. Der Stadtrat hat nun einstimmig einen entsprechenden Grundsatzbeschluss getroffen und stellt das Geld für die erforderliche technische Ausrüstung bereit.

Stadt sorgt für Spaß am Surfen
Foto: ARRAY(0x18c3596a0)

Gerolstein. "Jetzt hat der Stadtrat für einen richtigen Knaller gesorgt. Und ich glaube, dessen sind sich die meisten überhaupt nicht bewusst. So etwas gibt es in der ganzen Region nicht, und es eröffnet unglaubliche Chancen." Mit diesen Worten kommentierte Hardy Schmidt-Ellinger, Ortsvorsteher von Gerolstein-Bewingen, hauptberuflich Leiter IT- und Softwareentwicklung bei einer Eifeler Firma und zudem Initiator und Kopf des Vereins Digitale Stadt Gerolstein (siehe Extra I), den aktuellen Beschluss des Gerolsteiner Stadtrats."Es herrscht großes Interesse"


Der hatte sich auf Antrag der CDU einstimmig dafür ausgesprochen, dass zunächst in der Kernstadt Gerolstein in den nächsten Monaten flächendeckend freie Internetzugänge über WLan bereitgestellt werden. Dazu sollen etliche Router gekauft und in öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen sowie bei Geschäftsleuten aufgestellt und in Betrieb genommen werden.

Konkret aufgezählt wurden folgende Standorte: im Rathaus, in der Tourist-Info im Bahnhof, im Schwimmbad, im Rondell, im Naturkundemuseum, im Krankenhaus, in den Schulen, in Banken und Sparkassen sowie in Geschäften.
Die Kosten beziffert die CDU auf 100 Euro pro Stück sowie 50 Cent monatliche Stromkosten. Zudem schlägt sie vor, dass sich die Behörden und Betriebe zur Hälfte an den Kosten beteiligen. Bei geschätzten 25 Stück in der ersten Phase kämen somit 1250 Euro auf die Stadt zu. Das Geld stellte der Stadtrat sofort bereit, die Bereitschaft bei etlichen Geschäftsleuten scheint groß zu sein.
So berichtete CDU-Fraktionsvize Markus Hetzius: "Ich bin mit der Idee von Geschäft zu Geschäft gegangen: Die meisten haben gesagt: Sofort her damit! Es herrscht großes Interesse."
Laut CDU erleichtert die Änderung der Gesetzgebung durch den Bund die Möglichkeit, sogenannte öffentliche Hot-Spots für freien Internetzugang einzurichten. "Wir sehen dies als zusätzliches Angebot für Urlauber und Gäste, Geschäftskunden und unsere Bürger", sagte Hetzius und verwies auf einen positiven Nebeneffekt. Dadurch könne auch der teilweise schlechte Handy-Daten-Empfang in Teilen der Stadt ausgeglichen werden.
Hot-Spots für Stadtteile


Der Stadtbürgermeister wurde beauftragt, nun mit den örtlichen Behörden und Dienststellen sowie dem Gewerbeverein darüber zu verhandeln, dass die Router aufgestellt und in Betrieb genommen werden. In einer zweiten Phase soll auch für jeden Stadtteil mindestens ein Hot-Spot eingerichtet werden.
IT-Experte Schmidt-Ellinger schwärmt von freien WLan-Netzen, gerade im ländlichen Raum: "Die Region wird für die Ansiedlung von Industrie und Gewerbebetrieben attraktiv, der Tourismus wird angekurbelt, Bildung für alle Gesellschaftsschichten erreichbar. Und für die alternde Bevölkerung wird die Möglichkeit geschaffen, mittels Assistenzsystemen im Bereich der Telemedizin eine ärztliche Versorgung zur Verfügung zu stellen." Für ihn ist klar: "Jetzt können wir nicht nur mit unserer tollen Landschaft und der daraus resultierenden Lebensqualität punkten, sondern eben auch mit moderner technischer Infrastruktur und einem in der Region einmaligen Angebot."

Meinung

Brillante Idee
Mal eben kostenlos und mobil ins flächendeckend verfügbare Internet, um nach dem nächsten Café, Museum, Arzt Ausschau zu halten oder einfach nur zu surfen oder mit Freunden zu chatten und sich zu verabreden: vor allem für junge Menschen eine traumhafte Vorstellung. Aber die ist selbst in den meisten Großstädten bislang nicht Realität - geschweige denn in der Eifel. In Gerolstein soll sie es nun werden. Eine brillante und sogar bezahlbare Idee, die die Brunnenstadt zum digitalen Vorreiter in der gesamten Region machen könnte. Deswegen werden zwar (vorerst) keine Menschen nach Gerolstein ziehen, sich eigens Firmen dort ansiedeln, mehr Touristen kommen. Aber es ist immerhin ein kleiner und nicht zu unterschätzender Mosaikstein bei der Standortentscheidung. Und die Grundlage für Technologien, die heute noch kaum vorstellbar sind, vielleicht morgen aber schon zum Standard gehören. Man denke nur an die internetbasierten Hilfs- und Betreuungssysteme für ältere Menschen. m.huebner@volksfreund.deExtra

Der Stadtrat hat beschlossen, für die Stadtteile Hinterhausen, Oos, Roth und verschiedenen Bereichen der Kernstadt Glasfaserkabel für schnelles Internet anzumieten, dass die RWE verlegen will. Für Gees, Lissingen, Müllenborn hat sie dies bereits getan. Über die Leitungen sollen zunächst kommunale Einrichtungen miteinander verbunden werden. Aber auch Privatleute sollen davon profitieren. Gotthard Lenzen, Ortsvorsteher von Gerolstein-Roth, sagt: "Es ist ein Trauerspiel in Roth: Wir haben nur ganz langsames Internet. Es muss sich schnellstens was tun." Der erste Stadtbeigeordnete Klaus Jansen (CDU): " Unser Ziel ist es, dass die Stadt und alle Stadtteile möglichst rasch eine schnelle und beständige Internetverbindung bekommen." mhExtra

Die Digitale Stadt Gerolstein ist eine Initiative von Leuten aus den Bereichen Informationstechnologie, Bildung, Forschung, Medien und Wirtschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Gerolstein zu einem digitalen Mittelpunkt in der Region zu etablieren. Auf ihrer Homepage ( www.digitalestadtgerolstein.de ) heißt es: "Ziel ist es, durch eine Vernetzung der verschiedenen Bereiche ein innovatives Umfeld zu schaffen, um den Wirtschaftsstandort Gerolstein noch interessanter zu gestalten." Schließlich sei Gerolstein nicht nur eine schöne Stadt inmitten herrlicher Natur, sondern "durch seine geostrategisch günstige Lage" auch der "ideale Ausgangspunkt für wirtschaftliche Aktivitäten im Bereich Informationstechnologien." Dem Verein schwebt auch vor, Angebote für die immer älter werdende Gesellschaft bereitzustellen. So könnten in ihrer Bewegung eingeschränkte Menschen virtuelle Rundgänge durch die Heimat machen - übers Munterleyplateau oder durchs Naturkundemuseum. Und der Lebensalltag könnte durch Assistenzsysteme erleichtert werden. Die Beispiele sind vielfältig: automatische Abschaltung des Herdes bei Abwesenheit, Schutzmaßnahmen gegen Einbrüche sowie Beleuchtungs-, Raumtemperatur- oder Musiksteuerung per Klick auf das Smartphone. Die Sicherheit lässt sich verbessern, wenn intelligente Rauchmelder bei Brandverdacht zusätzlich Verwandte oder Nachbarn informieren. Bewegt sich nachts etwas um die Wohnung oder das Haus, wird mit Musik, Licht und Fernsehen simuliert, dass jemand zu Hause ist. mh

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