Entwicklung Hilferuf aus der Innenstadt

Gerolstein · Stadtrat verabschiedet auf Antrag der UWG einen Grundsatzbeschluss, die Entwicklung der City wieder stärker in den Fokus zu rücken. Konkrete Vorhaben sind damit (noch) nicht verbunden.

 Hier belebte Stellen mit reichlich Publikumsverkehr, da Leerstände: Die Stadtpolitik will die Hauptstraße in Gerolstein wieder verstärkt in den Blick nehmen.

Hier belebte Stellen mit reichlich Publikumsverkehr, da Leerstände: Die Stadtpolitik will die Hauptstraße in Gerolstein wieder verstärkt in den Blick nehmen.

Foto: TV/Mario Hübner

Die UWG-Fraktion im Gerolsteiner Stadtrat hat einen Antrag zur Zukunftssicherung der Innenstadt gestellt, den der Stadtrat einstimmig verabschiedet hat. Ob, und wenn ja welche Projekte und Maßnahmen daraus resultieren, ist noch völlig offen. Auch über Finanzierungsfragen wurde nicht gesprochen.

Ziel der UWG war es, einen Grundsatzbeschluss über die zukünftige Unterstützung innerstädtische Belange herbeizuführen und damit nochmals das seit Jahren drängende Problem der Entwicklung der Innenstadt, insbesondere der Hauptstraße, wieder stärker in den Fokus rücken.

UWG-Mann Kai-Uwe Dahm, der den Antrag vorbrachte, sagte: „Wir machen uns Sorgen um die Innenstadt, die durch Corona stark angeschlagen ist. Es ist ein schützenswerter Bereich, der erhalten bleiben muss. Daher müssen wir ihn ideell und finanziell unterstützen.“ Nur durch die Zusammenarbeit aller Akteure (Handel, Dienstleistungen, Gastronomie, Tourismus und Politik) könne die Stadt Gerolstein ihre „multifunktionalen und vitalen Kräfte erhalten beziehungsweise stärken“, so die Argumentation der UWG.

Dahm führte weiter aus: „Der Fortbestand in der jetzigen Form ist mehr als fraglich. Wir nähern uns den Zuständen wie zum Beispiel in Kyllburg.“ Damit spielte er auf die vielen Leerstände in dem Ort an, die auch in der Hauptstraße in Gerolstein in den letzten Jahren wieder mehr geworden sind. Die UWG fordert von der Stadt: die konsequente Nutzung der gesetzlichen Instrumentarien zur Steuerung der Wirtschaftsentwicklung, eine gute Stadtplanung, eine attraktive Gestaltung des öffentlichen Raumes, eine Verbesserung der Sicherheit sowie der Sauberkeit, Gewerbeerhalt und -ansiedlung, eine Verbesserung der Wohnungssituation, die Modernisierungsprozesse zu unterstützen sowie für Gewerbetreibende und Gastronomen gut erreichbar zu sein.

Doch nicht nur an die Stadt, sondern auch an die Händler, Gastronomen, Hoteliers und Dienstleister richtet die UWG einen Appell: „Alle müssen ihr Geschäftsmodell hinterfragen.“ Es reiche schon lange nicht mehr, dass Gerolstein Gerolstein heiße und hier ein Weltuunternehmen angesiedelt sei.

Gerlinde Blaumeiser (UWG), Stadtbeigeordnete und Unternehmerin in Gerolsteins Innenstadt, unterstrich die Bedeutung des Vorstoßes: „Die Innenstadt und all ihre Akteure brauchen dringend eine bessere Wahrnehmung. Um das zu erreichen, haben wir keine zehn Jahre Zeit.“

Im Stadtrat stieß der Antrag erwartungsgemäß auf breite Zustimmung. So sagte CDU-Fraktionssprecher Gotthard Lenzen: „Wir unterstützen dies vollumfänglich. Wir müssen ein Ambiente in Gerolstein schaffen, dass die Menschen hier gerne leben und viele Leute gerne hierherkommen.“

Aber es wurde auch Kritik laut. So sagte Lenzen: „Ich habe den Eindruck, dass einige Eigentümer von leer stehenden Geschäften sich nicht richtig um die Vermietung kümmern.  Oder sie haben es nicht nötig.“ Tim Steen (Bündnis 90/Die Grünen) sagte zum UWG-Antrag: „Das ist eine schöne Absichtserklärung, aber auch nicht viel mehr.“ Zudem verwahrte er sich als langjähriges Mitglied des Stadtrates der Allgemeinkritik. Es sei in den vergangenen Jahren viel passiert, etliches öffentliches Geld in die Verschönderung der Innenstadt gesteckt worden. Er listete auf: kompletter Neubau der Hauptstraße mit Fahrbahn, Gehwegen, Plätzen und Terrassen; Schaffung des Kyll-Platzes am Rathaus sowie anstehender Kyll-Umbau am Bahnhof; Ausdehnung der kostenfreien Parkzeit. Und wenn der Ankauf des Kaiserhofes durch die Stadt zwecks Abrisses wegen überzogener Forderungen der Eigentümer nicht zu realisieren sei, „dann kann man das schlecht der Stadt anlasten“, so Steen.

Doch auch er sieht weiteren Handlungsbedarf: die Besucherlenkung von den Parkplätzen in die Innenstadt sei nach wie vor verbesserungswürdig, die neugebildete Wirtschaftsförderung müsse sich stärker für die Stadt Gerolstein einbringen, „und von den Gewerbetreibenden und Gastronomen fehlen mir ganz konkrete Vorschläge, die umsetzbar sind“, sagte der Grünen- Fraktionssprecher.

 „Laden zu vermieten“ steht inzwischen häufiger an Gerolsteiner Schaufenstern.

„Laden zu vermieten“ steht inzwischen häufiger an Gerolsteiner Schaufenstern.

Foto: TV/Mario Hübner

Die Erste Stadtbeigeordnete Irmgard Dunkel (CDU), die derzeit den Stadtbürgermeister krankheitsbedingt vertritt, nannte den Vorstoß einen „Hilferuf“. Sie informierte darüber, dass die Wirtschaftsförderung bereits einen aktualisierten Leerstandskataster für die Innenstadt erarbeitet hat, sie sagte aber auch: „Es kam beim Gewerbeverein nicht gut an, dass wir die Mittel für das Geroteam aus dem Haushalt gestrichen haben.“

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