Städte sind Partner, Menschen Freunde

Gerolstein · Die Verbindung zwischen Digoin und Gerolstein besteht nun seit drei Jahrzehnten. In beiden Kommunen bereiten sich die Bürger auf die Jubiläumsfeier vor. Dabei spielt auch der Speckkuchen wieder eine besondere Rolle.

 Mit Digoin in Frankreich hat Gerolstein eine offizielle Städtepartnerschaft, mit Gilze en Rijen in den Niederlanden bestehen freundschaftliche Bande. TV-Foto: Mario Hübner

Mit Digoin in Frankreich hat Gerolstein eine offizielle Städtepartnerschaft, mit Gilze en Rijen in den Niederlanden bestehen freundschaftliche Bande. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: (e_daun )

Gerolstein Feste Feiern, das können die Einwohner beider Partnerstädte ohne Frage, und das können sie in diesem Jahr gleich zweimal unter Beweis stellen. "Die jährlichen gegenseitigen Besuche sind ohnehin ein Grund zur Freude, doch in diesem Jahr haben sie eine besondere Qualität", sagt Evi Linnerth, Vorsitzende des 2015 gegründeten und in etwas steifem Deutsch so benannten "Verein zur Förderung der Städtepartnerschaften der Stadt Gerolstein", der aktuell 30 Mitglieder zählt.
Steif oder gar förmlich sei es seit der Besiegelung der Partnerschaft im Jahre 1987 nie zugegangen, erzählt der stellvertretende Vorsitzende Albert Müller: "Da sind sehr schnell Freundschaften geschlossen worden, die über die reine Formalität einer Städtepartnerschaft weit hinausgehen", sagt er. Entstanden ist die Idee zur - im Französischen klingt es eindeutig besser: Jumelage de Digoin avec Gerolstein - aus der schönen Gepflogenheit des Schüleraustauschs im Sinne der Völkerverständigung.
Bereits ab 1970 reisten Schüler des Sankt-Matthias-Gymnasiums in die französische Kleinstadt südlich von Dijon, die heute rund 8800 Einwohner hat - und ihre Kollegen aus dem Lycée Digoin kamen regelmäßig auf Gegenbesuch. Dass da nach geschlagenen 47 Jahren untereinander in einer Sprache gesprochen wird, ist keine Frage. Dabei ist es egal, in welcher. Es ist immer die, die von Herzen kommt.
Das einzige gesetzte Mitglied im Vorstand des Vereins ist der jeweilige Stadtbürgermeister, denn die Stadt stellt die finanziellen Mittel zur Förderung der Städtepartnerschaft. "Das geschieht immer sehr unbürokratisch und in vollem Vertrauen in die Arbeit des Vereins", sagt Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz. "Die Partnerschaft ist mehr als die Treffen der offiziellen Vertreter der Städte. Sie sollte von der Basis unterstützt sein - alles andere wäre langweilig." Basisarbeit machten vor allem die Vereine gerne, auch wenn sie sich wünschte, dass sich da künftig noch mehr tue, erzählt Evi Linnerth. "Die Gerolsteiner Stadtsoldaten waren bereits mehrmals in Digoin und sind dort sehr beliebt."
Auch weitere Vereine, wie der Sportverein und der Gesangverein, stehen in ständigem Kontakt zu ihren Pendants in der französischen Partnerstadt. "Wir möchten noch mehr Vereine für die Sache gewinnen", sagt Linnerth und hat gleich eine Idee: "Wir fahren vom 1. bis zum 5. Mai mit einem großen Tross nach Digoin und im Reisebus sind noch Plätze frei." Das wäre doch die Gelegenheit, Stadt und Leute kennenzulernen, meint die Vorsitzende. Darüber hinaus machen die Stadtsoldaten vom 7. bis 9. Juli eine Tour in die Partnerstadt. Eine Fahrt dorthin lohne sich, sagt Albert Müller und erzählt von den tollen Empfängen im Gewölbekeller des Rathauses von Digoin, der mit Bildern von Gerolstein geschmückt sei, den langen Abenden, an denen die französischen Freunde den Gerolsteiner Gesangverein aus Begeisterung nicht von der Bühne lassen wollten, von den Handballturnieren und der "Bruderschaft des Speckkuchens", in die bereits so mancher Gerolsteiner in einer prächtigen Zeremonie aufgenommen wurde. Müller erwähnt auch eine Kranzniederlegung zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus am Kriegerdenkmal der Stadt Digoin.
Die hat auf alle Anwesenden tiefen Eindruck gemacht. "Da standen die ehemaligen Erzfeinde gemeinsam am Denkmal, und niemand konnte sich vorstellen, jemals wieder die Hand gegen den anderen zu erheben. Es war ein großartiger Moment der Versöhnung", erinnert sich Albert Müller.
Dem Besuch der Gerolsteiner folgt selbstverständlich ein Gegenbesuch: Die Bürger Digoins sind im Oktober zum Herbstfest in der Brunnenstadt eingeladen. "Am Programm basteln wir noch", sagt Evi Linnerth. "Aber auf jeden Fall wird es ein großes Fest im Rondell geben - mit viel französischer Musik und natürlich dem berühmten Speckkuchen."
Weitere Informationen zu den Aktivitäten des Städtepartnerschaftsvereins und zur Bürgerfahrt nach Digoin vom 7. bis 9. Juli unter:
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KEINE PARTNERSCHAFT, ABER FREUNDSCHAFT


Extra

 Im Rathaus hängt ein Gemälde mit dem Wappen der Partnerstadt Digoin und an ihm jede Menge schöne Erinnerungen. Albert Müller, Evi Linnerth, Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (von links). TV-Foto: Vladi Nowakowski

Im Rathaus hängt ein Gemälde mit dem Wappen der Partnerstadt Digoin und an ihm jede Menge schöne Erinnerungen. Albert Müller, Evi Linnerth, Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (von links). TV-Foto: Vladi Nowakowski

Foto: vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"

(mh) 1981 schlossen Gerolstein und die niederländische Stadt Gilze en Rijen in Nordbrabant (gut 26 000 Einwohner) eine offizielle Städtepartnerschaft. Seither gab und gibt es regelmäßige Besuche. Und obwohl der Rat der niederländischen Gemeinde die offizielle Städtepartnerschaft 2003 einseitig aufgekündigt hat - gegen den Willen des Bürgermeisters und der Beigeordneten -, besteht die Freundschaft fort. Davon zeugen die regelmäßigen Besuche in die Niederlande und nach Gerolstein. Legendär sind dabei die Besuche von niederländischen Radsportlern an Vatertag, die es schon sehr lange gibt. Auf ihrem 270 Kilometer langen Weg werden sie seit Jahren von Gerolsteiner Radlern eskortiert, die ihnen bis zur Grenze entgegenfahren: ein schweißtreibender, aber großer Spaß. Seit zwei Jahren wird auch am ersten Oktoberwochenende ein deutsch-niederländisches Musik- und Freundschaftsfest gefeiert.

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