Starke Schultern und offene Ohren

Prüm · Vor zehn Jahren nahmen die "Wegbegleiter für Trauernde" der Katholischen Erwachsenenbildung Westeifel (KEB) ihre Arbeit auf. Mittlerweile besuchen 100 Ehrenamtler Hinterbliebene und unterstützen sie in schweren Zeiten.

 Petra Schweisthal und Christiane Stahl betreuen die Helfer des Wegbegleiter-Programms. TV-Foto: Frank Auffenberg

Petra Schweisthal und Christiane Stahl betreuen die Helfer des Wegbegleiter-Programms. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm Manchmal kommt er überraschend, dann wieder haben Angehörige Monate oder sogar Jahre Zeit, um sich auf den Tod eines geliebten Menschen vorzubereiten. "Was aber fast allen Hinterbliebenen gemein ist, ist das Gefühl eines unbeschreiblichen Verlusts", sagt die Trauerbegleiterin Christiane Stahl.
Um Menschen an solch einem Wendepunkt des Lebens nicht alleine zu lassen, hat die Katholische Erwachsenenbildung Westeifel vor zehn Jahren das Programm "Wegbegleiter für Trauernde" ins Leben gerufen. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm und im Vulkaneifelkreis besuchen mittlerweile mehr als 100 Ehrenamtler auf Anfrage Trauernde.
"Jeder geht mit dem Tod eines Angehörigen anders um, so gibt es auch kein Geheimrezept im Umgang mit Trauernden - wichtig ist vor allem, einfach für sie da zu sein", sagt Christiane Stahl. Manche wollten reden, andere seien einfach dankbar dafür, dass jemand für sie da sei, sagt sie.
Das Gefühl, plötzlich alleine zu sein, werde häufig noch durch die Unsicherheit des Umfelds verstärkt. "Menschen wechseln plötzlich die Straßenseite, allein um nicht in eine unangenehme Situation zu kommen", bestätigt Marlies Simon-Nau, Mitarbeiterin des Prümer KEB-Büros. Weil jeder individuell mit dem Verlust umgehe, sei als wichtigster Ratschlag auch nur eins festzuhalten: "Gehen Sie Trauernden nicht aus dem Weg. Seien Sie mutig und gehen Sie auf sie zu." Leicht sei das sicherlich nicht, darum biete die KEB auch dreimal im Jahr Seminare zum Thema an: für neue Wegbegleiter, aber auch als Fortbildung für bereits engagierte.
"Unsere Gesellschaft hat das Thema Tod und mit ihm auch die Trauer sehr an den Rand gedrängt. Wir lernen nicht mehr, richtig Abschied zu nehmen", sagt Christiane Stahl. Die Sprachlosigkeit gegenüber Trauernden sei also nicht unverständlich, sollte aber überwunden oder auch einfach akzeptiert werden. "Es ist nicht schlimm, um Worte zu ringen. Aber wir haben einen Mund und zwei Ohren, können also doppelt so viel zuhören wie reden", sagt sie.
Überwiegend seien Frauen als Wegbegleiter engagiert: "Einige Männer sind aber auch dabei. Mittlerweile kann ich auf eine Gruppe verschiedenster Charaktere zurückgreifen", sagt sie. Rufe ein Hinterbliebener an, könne sie so schauen, wer zum einen in der Gegend ist, aber auch, wer am besten zum Trauernden passt.
Mit einem Festakt feiert die Katholische Erwachsenenbildung Westeifel das 10-jährige Bestehen der "Wegbegleiter für Trauernde" am Samstag, 11. Februar, um 10 Uhr in der Aula im Prümer Konvikt.
WEGBEGLEITER FüR TRAUERNDE


Extra

Die Wegbegleiter der KEB Westeifel gibt es nun seit zehn Jahren. Sie bieten Hilfe im Trauerfall an unter Telefon 06594/18174 oder unter 06556/693.

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