"Steinalte" Arbeit im Film

PLAIDT/SAFFIG. Das Infozentrum Rauschermühle in Plaidt/Saffig – und damit auch der Vulkanpark – ist um eine Attraktion reicher. Im Auftrag des Kreises Mayen-Koblenz drehten Profis von ARD und SWR eine Dokumentation über die 7000-jährige Geschichte des Gesteinsabbaus rund um Mayen und Mendig. "Stein-Zeiten" ist ein Film zur Tourismusförderung und gegen das Vergessen.

Rau war das Leben in der Region um Mendig und Mayen schon immer, anstrengend und arbeitsintensiv außerdem. In der kargen, aber "steinreichen" Gegend sicherten Bodenschätze lange Zeit das Überleben der Menschen, versprachen allmählichen Wohlstand. "Beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde jedes zweite Haus in Deutschland mit Steinen von hier gebaut", erläuterte Michael Knopp, Geschäftsführer der Vulkanpark GmbH, bei der Filmpremiere im Infozentrum Rauschermühle in Plaidt/Saffig. "Stein-Zeiten" ist ein Film über die 7000-jährige Geschichte des hiesigen Gesteinsabbaus. Die 80 000 Euro teure Dokumentation produzierten im Auftrag des Kreises Profis von ARD und SWR: Regisseur Utz Kastenholz und Kameramann Ralf Gemmecke haben beide reichlich Erfahrung in Sachen Dokumentation und Schulfernsehen. Sechs Wochen lang drehten sie an historisch bedeutenden Schauplätzen der Region. Herrliche Landschaftsaufnahmen vom Laacher See, die Abtei Maria Laach, die Genovevaburg in Mayen und römische Stollen wechseln sich in dem 30-minütigen Film mit Computersimulationen und Szenen mit Spielfilmcharakter ab. Für die waren vor allem die Mitglieder von "Cohors XXVI VCR" verantwortlich. Die Rheinbrohler rund um Egbert Michel, Dirk Esser und Kuno Menchen stellen im Film den Steinabbau der Römer nach. Dass dies Knochenarbeit bedeutete, haben sie während der Dreharbeiten am eigenen Leib erfahren. "Alles, wie etwa den Ausbruch des Laacher-See-Vulkans, konnten wir nicht nachstellen. Das haben Trickspezialisten übernommen", sagte Kastenholz. Seit 2003 hat sich der Regisseur mit dem Projekt "Stein-Zeiten" befasst, das das Land Rheinland-Pfalz zu mehr als 50 Prozent fördert. "Ich habe dabei viel über Vulkanismus, aber auch über die Menschen hier gelernt." Noch in den 50er-Jahren arbeiteten rund 6000 von ihnen in mehr als 800 Betrieben der örtlichen Steinindustrie. Heute gibt es noch 40 solcher Arbeitsstätten, in denen insgesamt nur etwa 800 Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen. "Stein-Zeiten" ist ein Film zur Tourismusförderung und gegen das Vergessen. Keine Region in Rheinland-Pfalz verfügt über mehr Bodenschätze als die Gegend rund um Mendig und Mayen. "Noch heute", sagt Vulkanpark-Geschäftsführer Knopp, "findet sich in fast jeder Familie ein Opa, der früher in der Steinindustrie gearbeitet hat. Was die Heimat der Menschen über Jahrtausende geprägt hat, darf nicht in Vergessenheit geraten." Die Bedeutung des Films für den strukturellen Wandel der Region machte mit einem Vergleich Landrat Albert Berg-Winters deutlich: "Schon die Römer haben bewiesen, dass aus Soldaten erfolgreiche Unternehmer werden können", sagte der CDU-Politiker und spielte auf die Auflösung des Bundeswehrstandorts Mendig an. Dass der Tourismus Arbeitsplätze sichern und sogar schaffen kann, daran glauben die Initiatoren des Filmprojekts. Seinem Ziel, Geschichte erlebbar zu machen, kommt der Vulkanpark mit "Stein-Zeiten" jedenfalls näher.

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