Steinebergs seltsame Schrumpfung

Steineberg · Steineberg scheint einer der Verlierer zu sein. Eine Ortsgemeinde, die 39 Prozent ihrer Einwohner von 1999 bis 2009 verloren hat. Doch bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass es nicht die Eifeler waren, die weggezogen sind.

Steineberg. Warum gibt es in Steineberg von 1999 auf 2009 plötzlich 141 Menschen weniger? Warum weiß niemand etwas von einem großen Exodus? Ortsbürgermeisterin Hildegard Rebelein glaubt nicht, dass Steinebergs Einwohnerzahl um 39 Prozent abgenommen hat. "Wenn, dann hängt das mit den Asylanten zusammen", vermutet sie. Tatsächlich kann man die Schwankungen in der Statistik auf die im Jugendzentrum in Steineberg wohenden Flüchtlinge zurückführen. Dabei taucht auch ein Vorfall auf, der die Anzahl der Bewohner stark beeinflusst hat. Im Jahr 1998 randalierten fünf Asylbewerber. Einer verletzte den damaligen Ortsbürgermeister Heinz Bohr, der den Streit schlichten wollte, mit einem Holzpfahl am Kopf. "Daraufhin beschloss der Gemeinderat, nicht mehr als 15 Asylanten aufzunehmen, weil die Bewohner Angst hatten", sagt Rebelein.
Doch wie kam das Statistische Landesamt 1999 zu 366 Einwohnern, während die Gemeinde lediglich 234 zählte? Die Ursache liegt zum einen darin, wie das Statistische Landesamt seine Einwohnerzahlen ermittelt, und zum anderen darin, dass Steineberg in den 1980er Jahren im Jugendzentrum bis zu 160 vietnamesische Flüchtlinge der Cap Anamur aufgenommen hatte.
Das Statistische Landesamt legt die Volkszählung von 1987 zugrunde. Das heißt, die Menschen, die zu dieser Zeit Asyl in Steineberg suchten, wurden mitgezählt, da sie ihren Hauptwohnsitz dort hatten.
Die Gemeinde erfasste die Asylbewerber möglicherweise nicht, oder nur einen geringeren Anteil da beide Institutionen nicht denselben Stichtag hatten. Die Anzahl der Eifeler in Steineberg hat sich so über zehn Jahre hinweg kaum verändert hat. jur
Um die Bevölkerungsentwicklung in den Orts- und Verbandsgemeinden zu beurteilen, werden die Angaben des Statistischen Landesamtes von 1999 und 2009 verglichen. Damit keine starken Verzerrungen entstehen, werden nur Gemeinden mit mindestens 200 Einwohnern betrachtet. Für die Statistik des Landesamtes zählt allein der Hauptwohnsitz. Ausgangswert ist die Volkszählung von 1987. jur

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