Sternsinger kommen nicht in jedes Haus

Heute sind wieder die Sternsinger unterwegs und sammeln unter dem Motto "Kinder zeigen Stärke" für notleidende Kinder in aller Welt. In Daun wird aber wohl nicht jedes Haus gesegnet, denn erstmals kommen nicht genügend Sternsinger zusammen.

Daun/Gerolstein. In der Kernstadt Daun sowie den beiden Stadtteilen Gemünden und Boverath werden rund 55 Sternsinger benötigt, damit an jedem Haus der Segen "Christus Mansionem Benedicat 2011 - Christus segne dieses Haus 2011" angebracht werden kann. Trotz vielfältiger Bemühungen und "unzähliger Telefonate", wie Projektleiterin Barbara Drockur aus Daun sagt, kommen aber diesmal nur maximal 40 Kinder zusammen. Also nur zehn anstatt der üblichen 15 Gruppen. Und das, obwohl die ersten Aufrufe zur Teilnahme an der Sternsingeraktion bereits Ende November getätigt wurden.

Drockur: "Sie werden es aber nicht schaffen, jede Straße, jedes Haus besuchen zu können." Zumal für Donnerstag auch noch Regen gemeldet ist und die Kinder in ihren schweren Kostümen ohnehin schon einen harten Job erledigen. "Einige haben sich zwar bereiterklärt, auch am Freitag nochmals zu gehen. Aber ob das klappt oder den Kindern überhaupt zuzumuten ist, werden wir kurzfristig entscheiden", sagt Drockur. Sie betont: "Wir sind bemüht, bitten aber um Verständnis, wenn wir nicht überall einen Besuch abstatten können."

Bislang konnten zwar noch immer alle Häuser bei der traditionellen Spendenaktion besucht werden, dennoch werde es immer schwieriger, genügend Teilnehmer zusammenzubekommen. "Das ist ein Trend, den wir leider verzeichnen", sagt sie.

Situation analysieren und nach Lösung suchen



Auf die Frage, ob man sich angesichts dieser Tatsache künftig vom flächendeckenden Besuch der Sternsinger verabschieden müsse, sagt Drockur: "Wir müssen die Sache analysieren und für die Zukunft nach einem realistischen Modell suchen." Eine Möglichkeit sei ein "Bestellsystem, das es bereits in einigen großen Städten gibt", sagt die Ehrenamtlerin.

Sie selbst plädiert aber eher dafür, von Jahr zu Jahr andere Straßen nicht zu berücksichtigen. Denn sie geht davon aus, dass alte und einsame Menschen einen Sternsingerservice kaum anfordern würden. Sie sagt: "Es sind ja gerade die unverhofften Besuche, die die schönen und besonderen Momente schaffen."

In den Dauner Stadtteilen ist die Lage entspannter. Organisationsleiterin Bärbel Urmersbach sagt: "Bei uns sieht es - wie all die Jahre - gut aus."

Es werden also genügend Sternsinger unterwegs sein. Im Einzelnen sind es in Rengen acht, in Pützborn (ohne den Pützborner Hang) sieben, in Neunkirchen zwölf, in Steinborn neun und in Waldkönigen fünf Kinder.

In Gerolstein, wo die Sternsinger erst am Samstag unterwegs sind, ist man "noch gespannt" über die endgültige Teilnehmerzahl. So sagt Pastor Pius Krämer: "Bisher gehen wir von 30 Kindern aus, würden uns aber freuen, wenn es noch ein paar mehr würden."

Denn eigentlich werden 40 Sternsinger benötigt, um alle Häuser in der Kernstadt besuchen zu können. Krämer: "Je mehr, desto besser und für alle Beteiligten einfacher." Schließlich geht es in der Brunnenstadt vielerorts steil bergauf und bergab.

Während im vergangenen Jahr mehr als 30 Kinder in der Stadt dabei waren, hatte es 2008 einen Einbruch gegeben, wie Lia Merkes vom Pfarrbüro sagt: "Da waren es vielleicht zwei Dutzend."

Sie spricht daher noch nicht von einem Negativtrend, sondern sagt: "Bei uns hängt es auch immer davon ab, wie viele Erstkommunionkinder wir haben."

Sind das viele, meldeten sich von den Neun- bis Zehnjährigen in der Regel auch immer zahlreiche als Sternsinger. Merkes sagt: "Die Kinder haben in dieser Zeit eine starke Bindung an die Kirche und sind daher auch gerne und mit viel Spaß bei der Sternsingeraktion dabei." In den Stadtteilen wiederum sehe es "sehr unterschiedlich" aus, was auch mit der Anzahl der Kinder überhaupt zusammenhänge.

In der Pfarreiengemeinschaft Kelberg-Hilgerath-Ueß ist die Aktion bereits am 1. Januar gestartet "und es läuft super", sagt Irmgard Theisen vom Pfarrbüro. In Kelberg mit den umliegenden Ortschaften Hünerbach, Köttelbach und Zermüllen sind 45 Kinder unterwegs, im Bereich Hilgerath und Ueß nochmals jeweils 35 bis 40 Kinder.

In der Pfarreiengemeinschaft Hillesheim, zu der neben der Stadt auch der Stadtteil Niederbettingen sowie die Orte Berndorf und Wiesbaum zählen, ist ebenfalls Zuversicht angesagt. So sagt Pfarrsekretärin Adrienne Ballmann: "Die sieben Gruppen, die wir für Hillesheim benötigen, haben wir bislang immer zusammenbekommen, und das wird auch diesmal wieder so sein."

Auch auf den Dörfern sehe es gut aus. Los geht's im Bereich Hillesheim am kommenden Sonntag nach der Messe. Am Tag zuvor werden die Gruppen eingeteilt.

Für all diejenigen, an deren Tür die Sternsinger nicht waren, haben die Pfarrbüros in Daun und Gerolstein aber einen Service parat. Man kann sich dort einen Aufkleber mit dem Segenswunsch abholen - und natürlich auch spenden.

Kontakt: Pfarrbüro Daun (Telefon 06592/7091), Pfarrbüro Gerolstein (Telefon 06591/980030).

Meinung

Mehr Kinder einladen

Der Mangel an Sternsingern, der sich in Daun und Gerolstein manifestiert, hat vielfältige Gründe: weniger Kinder insgesamt, weniger Familien mit religiöser Bindung, weniger Zeit, Lust und Einsicht (der Eltern), sich nun auch noch für andere einsetzen zu sollen. Und ihre Kinder dazu zu animieren. Diesen Trend kann man beklagen. Das würde aber nichts ändern. Hingegen könnte die Aktion dadurch neuen Anschub erhalten, dass die engen konfessionellen Fesseln abgelegt und auch Nichtkatholiken aktiv zur Teilnahme aufgerufen werden. Denn den Kindern macht der Einsatz erstens Spaß, weil sie sich verkleiden können, weil sie Süßigkeiten und zumeist auch ein kleines Taschengeld bekommen und ihnen von vielen Menschen Lob und Anerkennung für ihre gute Tat gezollt wird. Zweitens freuen sich die Besuchten. Und drittens kommt mehr Geld für die gute Sache zusammen, je mehr Häuser besucht werden. m.huebner@volksfreund.de

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