Studie: Bis zu 109 neue Windräder für die Vulkaneifel

Daun · Bis zu 109 neue Windkraftanlagen (WKA) könnten im Kreis installiert werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Energieagentur Region Trier in ihrer Potenzialstudie, die der Kreis in Auftrag gegeben hat. Gestern Abend ist sie im Kreistag vorgestellt worden.

Daun. Vier Monate nach dem knappen Beschluss (15 zu 14 Stimmen) hat die Energieagentur Region Trier die beauftragte und für den Kreis kostenlose Studie zu erneuerbaren Energien im Landkreis Vulkaneifel vorgestellt. In dem 35-seitigen Papier wird aufgezeigt, wo im Kreis Flächen für die Windkraftnutzung besonders geeignet sind.
Hauptaussage: Zieht man alle Ausschlussgebiete (1000-Meter-Abstand zu Dörfern und Städten, Naturschutzgebiete, Gesteinsabbauflächen) ab, berücksichtigt man nur ertragreiche Standorte (ab einer Windhöffigkeit von sechs Metern pro Sekunde) und konzentriert man sich auf Windparks (ab drei Anlagen), dann ist im Kreis Platz für bis zu 109 weitere WKA der Drei-Megawatt-Klasse. Die entsprechen dem aktuellen Standard, sind bis zu 200 Meter hoch und haben 100 Meter Rotordurchmesser.
Die Aufteilung auf die fünf Verbandsgemeinden im Kreis wäre laut Energieagentur sehr unterschiedlich: In der VG Hillesheim wäre Platz für 17 weitere WKA (aufgeteilt auf drei Windparks), in der VG Gerolstein und an der Oberen Kyll für 18 neue Anlagen (je drei Windparks), in der VG Kelberg für 22 Anlagen (vier Windparks) und in der großen VG Daun für 34 neue WKA (fünf zusätzliche Windparks).
Diese zunächst rein theoretischen Zahlen können sich aber dadurch noch reduzieren, dass die Verbandsgemeinden weitere Kriterien über die WKA-Nutzung heranziehen können. Denn die Verbandsgemeinden und nicht der Kreis stellen die maßgebliche Flächennutzungsplanung auf. So können sie selbst entscheiden, ob WKA in Flora-Fauna-Habiat-Gebieten oder in Naturpark-Kernzonen vorgesehen werden sollen und ob beispielsweise Anlagen an dieser oder jener Stelle ihrer Ansicht nach das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen.
Diese Kriterien müssen aber fürs gesamte VG-Gebiet einheitlich, nachvollziehbar und begründbar sein. Willkürliche Festsetzungen haben nach Ansicht von Experten vor Gericht keinen Bestand.
Achim Hill, Geschäftsführer der Energieagentur Trier, der die Studie vorstellte, gab folgende grundsätzliche Empfehlungen: "Man sollte die Standorte für Windparks kreisweit abstimmen und Bürgerbeteiligungen an den Parks anbieten. Denn die Erfahrung zeigt, dass die Akzeptanz deutlich steigt, wenn die Bürger eingebunden sind und von den Anlagen selbst profitieren."
Wie Bürger und Kommunen an der Windkraft mitverdienen können und welche Formen von Betreibermodellen es gibt, soll im Rahmen einer gesonderten Veranstaltung Anfang Mai in Gerolstein geklärt werden. Ein gleichlautender Antrag von SPD, FWG und Grünen fiel auf fruchtbaren Boden. SPD-Fraktionsvorsitzender Jens Jenssen, zugleich Antragsteller der Studie, sagte: "Die Studie ist ein wichtiger Beitrag zur Diskussion - nicht zuletzt, weil sie zeigt, wie wichtig ein kreisweit abgestimmtes Vorgehen ist. Und sie zeigt: Das Thema Beteiligung ist der entscheidende Schlüssel, um die Energiewende positiv zu gestalten."Extra

Stromverbrauch und Windenergie: 2008 wurden im Kreis Vulkaneifel 426 Gigawattstunden Strom verbraucht. Der Anteil des aus Windenergie erzeugten Stroms lag 2009 bei 38 Prozent. An der Oberen Kyll wurden 140 Prozent des Strombedarfs aus Windenergie gedeckt, die VG Kelberg entsprach dem Durchschnitt, in den drei anderen VGn war er unter Durchschnitt. Wertschöpfung: Die Höhe der kommunalen Wertschöpfung durch 109 neue WKA hängt davon ab, wie sich die Kommunen selbst am Bau und Betrieb beteiligen. Ist die Beteiligung gering (15 Prozent), ist ab 2020 (wenn alle WKA stehen) mit fünf Millionen Euro jährlicher Wertschöpfung zu rechnen, ist sie hoch (75 Prozent), steigt sie laut Energieagentur auf jährlich 15 Millionen Euro. mh

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