Suche nach Vergangenheit und Identität

Ein recht anspruchsvolles Stück französischer Literatur hat sich die Theatergruppe des Geschwiwister-Scholl-Gymnasiums in Daun vorgenommen: Jean-Paul Sartres "Die Fliegen". Premiere ist am Samstag, 12. Mai.

Daun. (red) Als die Deutschen Frankreich besetzten, verfasste Jean-Paul Sartre das Drama, um seine Landsleute zum Widerstand aufzufordern. Die Uraufführung fand 1943 in Paris statt. Später meinte der Autor im Vorwort: "Nach unserer Niederlage im Jahre 1940 verfielen zu viele Franzosen der Mutlosigkeit oder gaben in ihrem Innern der Selbstverleugnung Raum. Ich aber schrieb ,Die Fliegen' und versuchte, zu zeigen, dass Selbstverleugnung nicht die Haltung war, die die Franzosen nach dem militärischen Zusammenbruch unseres Landes wählen durften. Unsere Vergangenheit existierte nicht mehr. Sie war uns in der Hand zerronnen, ohne dass wir Zeit hatten, sie festzuhalten, sie weiterhin zu beachten, um sie zu begreifen. Neu aber war - auch wenn ein feindliches Heer Frankreich besetzt hatte - die Zukunft!"Als Agamemnon nach Troja ziehen will, muss er seine eigene Tochter Iphigenie opfern, um den Segen der Götter für den Kriegszug zu erhalten. Daran zerbricht nicht nur die Ehe mit seiner Frau Klytamnestra, diese Tat stürzt ihn und seine Familie zudem in eine entsetzliche Blutrache. Klytamnestra, die das Opfer der Tochter nicht verwunden und den zehn Jahre andauernden Krieg hindurch ihre Wut genährt hat, ermordet mit ihrem Liebhaber Ägist den heimkehrenden Agamemnon und besteigt mit dem Liebhaber den Thron von Mykene.Hier setzt Sartres Stück an. 15 Jahre nach der Bluttat kehrt Orest, Sohn Agamemnons und damit Thronerbe in das heimatliche Argos zurück. Seine Rückkehr ist eine Suche nach seiner Vergangenheit und damit nach einer eigenen Identität. Die Frage, der er sich stellen muss, ist eine einfache: Ist er bereit, die eigene Mutter zu ermorden, um seinen Platz im Leben zu finden? Wie immer sparsam und nah am Text inszeniert, versucht die Aufführung der Theater-AG des GSG den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Die jungen Schauspieler gehen in dem Drama der Frage nach, wie viel Freiheit der Einzelne zu opfern bereit ist, um anderen zu helfen.Der Eintritt ist frei.Aufführungen: Samstag, 12. Mai, 20 Uhr, und Sonntag, 13. Mai, 17 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort