Tabula rasa am Kindergarten

GEROLSTEIN. Tiefer Einschnitt: Am Kindergarten Lindenanlage haben Forstleute aus Sicherheitsgründen am Wochenende 30 teils kranke Bäume gefällt. Das ist die Hälfte des gesamten Bestands in dem Areal. Bereits im Sommer waren dort zwei akut umsturzgefährdete Ulmen beseitigt worden.

Sonderschicht für rund zwei Dutzend Männer vom Gerolsteiner Forst, dem Bauhof, der Feuerwehr und der Polizei: Am Samstag und Sonntag sind sie bereits früh auf den Beinen, um am Gerolsteiner Kindergarten Lindenanlage tabula rasa zu machen. "Vor allem die Ulmen und Buchen sind von Fäule befallen, einige sind bereits ausgehöhlt und stellen daher ein großes Sicherheitsriskio dar", sagt Revierförster Ewald Michels zu dem Einsatz, der von ihm geleitet wird. Er zeigt auf einige der betroffenen Bäume, die bereits gefällt wurden. In der Tat: Der Kern der Buchen ist, wenn nicht schon vollends hohl, dann weich wie Sägemehl.Bald wären die Bäume doppelt so schwer

Daher machen sich gleich eine Reihe von mit Kettensägen ausgerüsteten Forstleuten an verschiedenen Stellen des Kindergarten-Areals an die Arbeit: Einige Bäume werden direkt gefällt. Andere wiederum werden zunächst - an der Krone angefangen - entastet, damit es beim Fällen keine Komplikationen gibt, die Bäume nicht in anderen hängen bleiben und dann womöglich in eine andere Richtung fallen als gewollt. Schließlich steht nicht nur der Kindergarten inmitten des Areals, auch auf die angrenzenden Wohnhäuser muss geachtet werden. Doch die Arbeit verläuft nach Plan: "Wow, die legen die Bäume genau dorthin, wo sie sie haben wollen", zollt unter anderem Gerolsteins Wehrführer Karl-Heinz Kunze den Forstleuten Respekt. Und dennoch ist die Arbeit, die so kinderleicht aussieht, nicht ungefährlich - obwohl die zu fällenden Baume allesamt mit Stahlseilen fixiert werden. Denn wenn so ein 15 Meter hoher Stamm auf den Boden kracht, wirken ungeahnte Kräfte und es kann dabei immer mal Unvorhergesehenes passieren. Nicht nur, dass es bedrohlich knirscht und kracht. Bei einem Baum, der auf der Straße aufschlägt, platzt plötzlich ein armdicker Ast ab und fliegt etliche Meter durch die Luft. Revierförster Michels erklärt: "Das Holz ist bei diesem Temperaturen teilweise gefroren, da kommt es vor, dass Äste absplittern." Auch aus diesem Grund werden einige Bäume zunächst von den Ästen befreit. Die Zeit für die Fällung ist seiner Ansicht nach dennoch gut gewählt: "Hätten wir zwei Wochen gewartet, hätte die Vegetation begonnen, und die Bäume wären binnen weniger Tage doppelt so schwer geworden. Da wäre das Fällen wesentlich schwieriger geworden." Dieser Meinung ist auch Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU), der sich zwischenzeitlich mal blicken lässt und sich nach dem Fortgang der Arbeit erkundigt. Er sagt: "Es war höchste Zeit, dass wir hier gehandelt haben. Das Risiko für die Kinder und Erzieherinnen konnte nicht mehr in Kauf genommen werden." Doch nicht nur die kranken Bäume fielen den Sägen zum Opfer, auch all die Bäume, die in Richtung Lindenstraße wuchsen, wurden gefällt. Michels: "Wenn wir schon einmal dran sind, dann sorgen wir auch gleich für die Verkehrssicherung." Und er ergänzt - wohl wissend, dass dieses Vorgehen auch auf Kritik stößt: "In ein, spätestens zwei Jahren ist von dem Eingriff kaum mehr etwas zu sehen, da wir den Unterstand fördern und auch einige Bäume neu anpflanzen." Dass für den Job am Wochenende gleich zwei Dutzend Beteiligte notwendig sind, hat vor allem damit zu tun, dass der Kindergarten an der Lindenstraße liegt, auf der täglich rund 7000 Fahrzeuge unterwegs sind. Die notwendige Sperrung eines Teilstücks der Straße führt daher - das war vorauszusehen - zu einigen Komplikationen. Das gilt vor allem am Samstag, an dem viele Menschen nach Sarresdorf zum Einkaufen fahren, und dafür nun zwangsweise durch die ohnehin viel befahrene Straße Am Auberg müssen. Da kommt es teilweise zu langen Rückstaus. "Da kann ich nicht verstehen, wenn Anwohner gerade an diesem Tag, wo die Umleitung bekannt war, Heizöl tanken müssen", ärgert sich Stadtbürgermeister Schwartz über die zusätzlichen Probleme.

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