Tatort Klassenzimmer

GEROLSTEIN. Spannende Schulstunde mit prominentem Gast: "Tatort"-Autor Klaus-Peter Wolf hat Gerolsteiner Gymnasiasten im Rahmen des Krimifestivals "Tatort Eifel" in die Welt von Literatur und Film entführt.

 Autor Klaus-Peter Wolf, der unter anderem bereits für einige Tatort-Filme verantwortlich zeichnete, hat Gerolsteiner Gymnasiasten in die Welt von Film und Literatur entführt. Foto: Mario Hübner

Autor Klaus-Peter Wolf, der unter anderem bereits für einige Tatort-Filme verantwortlich zeichnete, hat Gerolsteiner Gymnasiasten in die Welt von Film und Literatur entführt. Foto: Mario Hübner

Auch wenn die 16- und 17-jährigen Jungs und Mädels während der etwas anderen Deutschstunde nicht viel gesagt haben, so waren sie doch von dem, was ihnen ihr Gast berichtete und vor allem vorlas, gefesselt. Die meisten zumindest. Schon die ungewöhnliche Ruhe unter den Schülern ließ auf die besondere Begegnung schließen. Da wurde weder gequasselt, geflüstert noch mit Papierchen geraschelt. Mit offenem Mund, den Blick auf die Lippen des Vortragenden fixiert und bei den spannendsten Momenten die Arme vorm Körper verschränkt und die Luft anhaltend lauschten die Schüler Wolfs Erzählung "Die rote Taste". Fragen und diskutieren wollten sie schließlich nicht. In der Geschichte beschreibt der Erzähler in der Ich-Perspektive eines Jugendlichen, der in etwa so alt wie seine Zuhörer an diesem Vormittag gewesen sein könnte, vom saufenden und prügelnden Vater, der die Familie ruiniert. Und von den Folgen für den Jungen: Er klaut Geschenke für Geburtstagsfeiern, um ja nicht aufzufallen. Er berichtet von seinen Ängsten vor der nächsten Tracht Prügel, von den Erniedrigungen, den Problemen in der Schule. Und von der Unmöglichkeit, mal einen Freund mit nach Hause zu bringen - aus Angst, der Alte könnte mal wieder ausrasten. Das sind Probleme, die Jugendliche bewegen, Situationen, die der ein oder andere seiner Zuhörer vielleicht schon mal selbst durchgemacht hat. "Betroffene fangen bei den Schlüsselszenen dann schon mal an zu lachen", berichtet der Autor, der nach eigener Auskunft jährlich rund 200 Schulen besucht, anschließend im TV-Gespräch von seinen Erfahrungen. Doch nicht nur durch den Inhalt seiner Werke (Wolf gilt als einer der erfolgreichsten Autoren deutscher Sprache; seine Bücher wurden acht Millionen Mal verkauft und in 21 Sprachen übersetzt) zieht er die Zuhörer in seinen Bann, sondern auch durch seinen Vortrag. Sitzt er anfangs noch - leger mit Jeans, T-Shirt und Kapuzenpulli gekleidet - im Schneidersitz auf dem Pult und liest ruhig, setzt er zunächst leichte Mimik ein. Steigt die Spannung, nimmt auch seine Gestik zu, breitet er die Arme aus, streicht über den Kopf oder verstärkt auf andere Art das soeben Gesagte. Dann wird bereits klar, weshalb er die Ärmel hochgekrempelt hat: Wolf arbeitet seine Texte. Ein sehr guter Vorleser

Dazu gehört dann auch, dass der gebürtige Gelsenkirchener vom Pult springt, nach vorne an die ersten Tische herantritt und bei den stärksten, den emotionalsten Momenten in Ruhrpott-Slang verfällt. Das sitzt! Das meint auch Svenja Trierscheid aus Esch. "Er ist ein sehr guter Vorleser", sagt die 16-Jährige, die zudem Wolfs Ausführungen über die Arbeit fürs Fernsehen "sehr interessant" fand. Vor allem seine Schilderungen über die Arbeit mit jugendlichen Schauspielern und über seriöses Casting sorgen für Nachfragen. "Denn so ne Rolle mal zu bekommen, fände ich schon toll", spricht Anna Krüger (16) aus Dohm-Lammersdorf so manchen ihrer Altersgenossinnen aus der Seele. Mehr zum Tatort Eifel SEITE 25

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