Tauziehen um die Gleise zwischen Gerolstein und Prüm geht weiter

Werden die Schienen nun doch reaktiviert? Der Streit um die Westeifelbahn geht weiter: Ein Interessent klagt vor Gericht, um eine Betriebsgenehmigung für die Gleise zu bekommen, ein zweiter streicht die Segel. Das alles verzögert die Umsetzung der Pläne der Stadt, einen Radweg zu bauen.

 Auf der Eisenbahnbrücke bei Gerolstein-Lissingen ist seit Jahren nichts in Sachen Schienenverkehr passiert. Auch dieses alte Wartehäuschen verkommt mehr und mehr. TV-Fotos: Sarah-Lena Gombert

Auf der Eisenbahnbrücke bei Gerolstein-Lissingen ist seit Jahren nichts in Sachen Schienenverkehr passiert. Auch dieses alte Wartehäuschen verkommt mehr und mehr. TV-Fotos: Sarah-Lena Gombert

Gerolstein/Prüm. Keine Bahn, kein Fahrrad: Wer sich die Trassen der Westeifelbahn zwischen Prüm und Gerolstein anschaut, weiß, dass hier seit vielen Jahren überhaupt nichts entlanggefahren ist.
Mittlerweile ist klar, dass wohl auch keine Draisinen auf der Westeifelstrecke fahren werden. Diese Idee hatte die Projektgruppe Westeifelbahn um den Kölner Andreas Kurth vorangetrieben (der TV berichtete). Doch nun hat Kurth das Projekt Westeifelbahn für sich zunächst abgeschlossen. Er werde mit seinen Geschäftspartnern keinen neuen Antrag auf Erteilung einer Betriebsgenehmigung stellen, erklärt Kurth in einer Mitteilung.
Kapital anderweitig eingesetzt


Anfang 2010 hatten Kurth und seine Partner sich an das Verkehrsministerium gewandt, um die Strecke "mit einem innovativen Konzept" zu reaktivieren. Weil jedoch der unerwartet aufgetauchte Mitbewerber, die Rhein-Sieg-Eisenbahn, über mehr Erfahrung verfügte, legte die Projektgruppe Westeifelbahn ihre Pläne zunächst auf Eis.
Dass aus der zwischenzeitlichen Pause nun ein endgültiges Aus für die Projektgruppe geworden ist, liegt laut Andreas Kurth daran, dass das Kapital, das für das Projekt vorgesehen war, anderweitig verwendet wurde. Außerdem stehe Kurth selbst momentan weder für eine Betreibergesellschaft noch für die Geschäftsführung einer solchen Gesellschaft zur Verfügung. Darüber hinaus zeigt sich Kurth "von der Entwicklung sehr enttäuscht." Er ist der Überzeugung, dass bereits wieder Schienenfahrzeuge auf einem Streckenabschnitt der Westeifelbahn fahren würden, wenn seine Projektgruppe den Antrag nicht zurückgezogen hätte. Weil Kurth von seinem Konzept auch heute noch überzeugt ist, glaubt er, dass es auch von anderen Betreibern umsetzbar wäre. "Wir sind da in alle Richtungen gesprächsbereit."
Warten aufs Ministerium


Für die Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE), die eine touristische Nutzung der Schienen plant, ist die Sache noch nicht zu Ende. Mit der Entscheidung des Verkehrsministeriums gibt sich das Unternehmen aus Bonn nicht zufrieden.
"Wir haben die Klage gegen die Entscheidung des Verkehrsministeriums fristgerecht eingereicht", sagt Daniel Preis, Eisenbahnbetriebsleiter der RSE, auf TV-Anfrage. "Nun läuft die Phase der Akteneinsicht." Wie lange das dauern wird, das könne er überhaupt nicht einschätzen. "Die Unterlagen sind am 16. September bei uns eingegangen", bestätigt Andrea Hermen, Geschäftsleiterin des Mainzer Verwaltungsgerichts. Das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium habe bereits Gelegenheit zur Stellungnahme gehabt. Nun warte das Gericht darauf, dass das Ministerium die erforderlichen Akten einsendet. Hermen: "Dann entscheidet die Vorsitzende."
Für die Stadt Gerolstein und die Verbandsgemeinde Prüm, die Eigentümer der Strecke sind und eigentlich ganz andere Pläne mit der alten Trasse hatten (siehe Extra), bedeutet das vor allem: warten. "Wir sitzen zwischen Stamm und Borke", sagt Gerolsteins Stadtbürgermeister Bernd May. Erst wenn eine Entscheidung gefallen sei, käme das Thema wieder auf den Tisch.Die Westeifelbahn zwischen Prüm und Gerolstein ging 1883 erstmals in Betrieb. Drei Jahre später wurde die Strecke um das Teilstück bis Pronsfeld erweitert. Es folgten der Abschnitt nach St. Vith in Ostbelgien sowie Stichstrecken nach Neuerburg und Waxweiler. 1948 wurde die im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörte Strecke zwischen Prüm und Gerolstein wieder eröffnet. Ab den 1960er Jahren wird der Personenverkehr jedoch nach und nach eingestellt. Die letzten Güterzüge rollen 1994. Am 11. Juni 2001 wird die Strecke für den Gesamtverkehr stillgelegt. Nachdem die Verbandsgemeinde Prüm und die Stadt Gerolstein die Strecke 2005 gekauft haben, beschließen sie 2007, die Westeifelbahn zu einem Radweg umzubauen. So soll Prüm an den Kylltalradweg angeschlossen werden. Im Juni 2010 wird die Entwidmung der Strecke beantragt. Diese liegt auf Eis, solange noch Anträge auf Betriebsgenehmigungen vorliegen. ch

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