"Testfahrten sind eine Belastung"

Während die Polizei sagt, dass Testfahrer und -fahrzeuge kein besonderes Problem rund um die Eifel-Rennstrecke darstellen, spricht der Kelberger Verwaltungschef Karl Häfner davon, dass nicht alle Tester die Spielregeln einhalten.

Nürburgring/Kelberg. (sts) Ist die Region rund um den Nürburgring der Wilde Westen für die Autohersteller? Dürfen Testfahrer nach Lust und Laune rasen, gilt die Straßenverkehrsordnung nicht für sie? Der tödliche Unfall vor einigen Tagen auf einer Zufahrtsstraße zum Ring (der TV berichtete), an dem gleich zwei Testwagenteams beteiligt waren, wirft Fragen auf. Für die für das Gebiet um den Ring zuständigen Polizeidienststellen in Daun, Adenau und Mayen ist die Antwort klar: Nein, Testfahrer und Testfahrzeuge stellen kein besonderes Problem dar. Heinz-Peter Thiel, Leiter der Polizeiinspektion (PI) Daun, zuständig für die an die Rennstrecke angrenzende Verbandsgemeinde (VG) Kelberg, sagt: "Wir haben keine besonderen Vorkommnisse mit professionellen Testfahrten." Laut Thomas Emmerichs von PI Mayen gibt es weder bei Radarkontrollen noch bei Unfällen eine statistisch belegbare Auffälligkeit und auch keine Klagen aus der Bevölkerung. Weitaus mehr Arbeit haben die Polizisten Woche für Woche mit sogenannten Touristenfahrern, die glauben, dass die Nordschleife des Nürburgrings sich über die gesamte Region ausdehnt, wie die Beamten der Dienststelle in Adenau (Kreis Ahrweiler) berichten. Auch der Dauner PI-Leiter weiß um die Probleme mit "sportlich ambitionierten Privatiers, die vom Rennfieber gepackt über die Stränge schlagen." Karl Häfner, Bürgermeister der VG Kelberg, teilt diese Einschätzung: "Die sogenannten Wochenend-Rennfahrer werden zunehmend zum Problem. Sie reisen freitags an und verabschieden sich am Montag mit Vollgas und riskanten Überholmanövern." Für die VG stellen aber auch die Testfahrten durchaus eine Belastung dar, sagt Häfner. "Es hat in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit Auto- und Reifenherstellern gegeben. Es kam mehrfach zu gefährlichen Situationen. Große Handlungsmöglichkeiten, etwas dagegen zu tun, haben wir aber nicht. Wenn Auffälligkeiten gemeldet werden, schreiben wir die Firmen an", erläutert Häfner die Vorgehensweise. "Es gehen bei der Verwaltung auch Anträge von Firmen ein, die um die Freigabe von bestimmten Wirtschaftswegen bitten. Aber es kommt auch oft genug vor, dass die Strecken ungefragt genutzt werden", ärgert sich der Bürgermeister. Er regt ein Gespräch mit dem sogenannten "Industriepool" an. Zu diesem Zusammenschluss gehören alle Hersteller und Zulieferer, die auf und rund um den Nürburgring fahren und testen. Häfner stellt fest: "Wir leben gerne mit den Testfahrten, wenn sich die dafür Verantwortlichen an die Spielregeln halten." Dass auch Kooperation möglich ist, belegt der Bürgermeister an einem Beispiel: "Nicht alle Testfahrer sind Raser. Es gibt auch positive Beispiele. So gibt es eine gute Zusammenarbeit mit einem in Welcherath ansässigen Sportwagenhersteller. Er sucht immer wieder den Kontakt mit Vertretern der Gemeinde und VG, um anstehende betriebliche Entwicklungen und Aktivitäten vor Ort anzusprechen."

Liebe Leser, haben Sie Erfahrungen mit Testfahrern oder vom Rennfieber gepackten Privatfahrern? Dann schreiben Sie (20 Zeilen à 40 Anschläge) mit vollem Namen und Adresse an eifel-echo@volksfreund.

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