Teurer, aber ohne Ampel

Die Großbaustelle kommt: Der um ein Jahr verschobene Ausbau der Haupteinkaufsmeile Gerolsteins, der Sarresdorfer Straße, wird voraussichtlich im Juli beginnen und bis ins nächste Jahr dauern. Die Kosten von rund 1,66 Millionen Euro und einem Stadtanteil von 436 000 Euro liegen weit über den ursprünglichen Schätzungen.

 Mit dem Ausbau der Sarresdorfer Straße soll im Juli begonnen werden. TV-Foto: Mario Hübner

Mit dem Ausbau der Sarresdorfer Straße soll im Juli begonnen werden. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. Den Zuschlag für den bereits für 2006 geplanten, etwa 1,1 Kilometer langen Ausbau der Sarresdorfer Straße (B 410) hat die Gerolsteiner Firma Reichle zum Angebotspreis von rund 1,66 Millionen Euro erhalten. Sie hat somit quasi ein Heimspiel, denn der Firmensitz liegt in besagter Straße. War man beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Gerolstein seiner Zeit noch von etwa 800 000 Euro Gesamtbaukosten ausgegangen, hat sich die Summe nach der Ausschreibung letztlich als doppelt so hoch erwiesen. Nach Einschätzung von Robert Simon vom LBM, der die Bauüberwachung für das Projekt inne hat, hat das zum einen damit zu tun, dass in der ursprünglichen Kostenschätzung die zusätzliche Asphaltierung der Bundesstraße bis nach Lissingen auf weiteren 1,8 Kilometern nicht berücksichtigt gewesen sei.Wie ein Schluck Wasser in der Kurve

Und: Mittlerweile wurde beschlossen, auch die Kreisverkehre im Vollausbau (mit neuem Untergrund, Aufbau und Bordsteinen) zu erneuern, anstatt nur deren oberste Asphaltschicht. Zudem wird der Kreisverkehr am Baumarkt komplett saniert, da er laut Simon "wie ein Schluck Wasser in der Kurve hängt". Allein die Kreisverkehr-Maßnahmen würden mit Zusatzkosten von rund 200 000 Euro zu Buche schlagen. Zudem beobachtet er, dass die Firmen seit diesem Frühjahr um gut zehn Prozent mit ihren Preisen angezogen hätten. "Es scheint so, dass sie derzeit gesättigt sind und nicht mehr um jeden Preis an Angebote herankommen müssen", mutmaßt Simon. Darüber hinaus schlügen die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die gestiegenen Preise vor allem für das Rohölprodukt Bitumen zu Buche. Baubeginn soll laut Simon im Juli sein, mit der Fertigstellung "ist erst im nächsten Jahr zu rechnen". Geplant sind drei Bauabschnitte: vom Ortseingang aus Richtung Lissingen bis zum ersten Kreisverkehr, von dort bis zum Kreisverkehr am Baumarkt und schließlich bis zum Kreisverkehr an der Lindenstraße. Eine Vollsperrung der stark frequentierten Bundesstraße, die täglich von rund 15 000 Fahrzeugen befahren wird, soll es aber während der gesamten Bauzeit nicht geben. Vielmehr soll mit einer Einbahnregelung für einen relativ guten Verkehrsfluss während der Bautätigkeit gesorgt werden. Laut Simon kann beim Bauabschnitt an der ED-Tankstelle die Baustelle von der Innenstadt in Richtung Prüm passiert werden. Wer in die andere Richtung will, wird am Hit-Markt vorbei geleitet. In den beiden sich anschließenden Abschnitten ist die Einbahnregelung umgekehrt, wobei im Mittelteil die Umleitung über die Raderstraße und die Lissinger Straße erfolgt, im Endstück über die Lindenstraße und die Straße Am Auberg. Weiterhin sind mehrere Überquerungshilfen für Fußgänger in Form von Mittelinseln geplant: zwischen Lidl und Aldi, vor der Berufsbildenden Schule (BBS) sowie zwischen Kreisheimatmuseum und Erlöserkirche - dort, wo die Stadt auf dem Areal des alten Spielplatzes einen Parkplatz für Busse und PKW baut. Lediglich Mittelinseln zur optischen Auflockerung und zur Tempodrosselung hingegen werden am Ortseingang aus Richtung Lissingen installiert - in Höhe der ED-Tankstelle. Weiterhin werden vor der BBS an jeder Straßenseite Bus-Einbuchtungen gebaut, damit es künftig beim Ein- und Aussteigen der Schüler nicht mehr zu den langen Rückstaus kommt wie bisher.Zur Nachfinanzierung in den Nachtragshaushalt greifen

Neben diesem Gesamtpaket, das der Bund bezahlt, da es sich um eine Bundesstraße handelt, gibt es einen städtischen Anteil: für den Bau der beidseitigen, zwischen 1,50 und 2,50 Meter breiten Gewege auf der gesamten Baustellenlänge. Dieser beläuft sich auf rund 436 000 Euro, was ebenfalls über der ursprünglichen Kostenschätzung liegt. Im Haushalt der Stadt waren für diesen Posten 390 000 Euro eingestellt, der fehlende Betrag von 46 000 Euro wird über den Nachtragshaushalt finanziert. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses hat es unterdessen eine Diskussion über eben jenes städtische Paket gegeben. Denn im Raum stand neben der nun gewählten Variante mit Betonbordsteinen auch ein Ausbau mit höherwertigen und langlebigeren Naturstein-Bordsteinen - für Mehrkosten von gut 50 000 Euro. Doch während Ausschussmitglied Herbert Faber aus Gerolstein-Roth sich für die teurere Variante aussprach, weil er auch für seinen Stadtteil teureres Material wünschte, folgte die Mehrheit des Gremiums der Argumentation von Ausschussmitglied Volker Simon aus der Kernstadt. Dieser sagte: "Die Stadt ist hoch verschuldet, und wir müssen schon bei dieser Lösung nachfinanzieren. Es gibt keinen Spielraum für Luxus."

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