Tierische Frühlingsgefühle im Herbst

Ein merkwürdiges Geräusch, das wie eine Mischung aus brüllendem Löwen und rostigem Stahlträger klingt, durchdringt die Stille, die am frühen Abend im Dauner Wild- und Erlebnispark herrscht. Und schuld sind verliebte Männer.

Daun. Wenn die Hirsche im Dauner Wildpark verliebt sind, dann kann man das nicht nur auf dem Parkgelände hören. Während der Paarungszeit machen die männlichen Tiere ziemlichen Krach. "Zurzeit haben wir 45 Hirsche in unserem Großgehege", erklärt Stefan Bost vom Dauner Wild- und Erlebnispark. "Und wenn die loslegen, dann bekommen die Einwohner vom nahe gelegenen Pützborn alles mit." Sogar in der Stadt Daun sei das Röhren zu hören, wenn der Wind günstig steht.
Während der Brunftzeit pilgert sogar Fachpublikum zum Wildpark: "Es kommen jetzt viele Jäger hierher, um die Tiere zu beobachten", erklärt Bost. So nah wie im Dauner Gehege kommt man den Hirschen selten.
Warum das Verhalten der männlichen Tiere während der Brunft, also in der Paarungszeit, gerade in diesem Herbst so auffällig ist, das stellt auch den Hirsch-Experten Bost vor ein kleines Rätsel: "Eigentlich sagt man, dass die Brunft besonders intensiv ist, wenn es kälter wird. Doch es war in den vergangenen Wochen ziemlich warm. Trotzdem sind die Tiere richtig laut." Es habe auch schon Jahre gegeben, wo man von der Brunft kaum etwas mitbekommen habe, weil die Tiere so leise gewesen seien.
Die 45 Hirsche, um die es geht, teilen sich ihr Areal, das sind in Daun 100 Hektar, mit 200 Hirschkühen und deren Kälbern. Auch Esel, Mufflons und Lamas leben mit den Hirschen zusammen. Für die tierischen Nachbarn sind die Hirsche während der Brunftzeit ungefährlich, sagt Bost. "Solange die Tiere genügend Platz haben, gibt es da keine Probleme."
Anders sieht es innerhalb der Hirschgruppe aus: "Natürlich kämpfen die auch", sagt Stefan Bost. Solche Revierkämpfe seien völlig normal und auch in der freien Wildbahn zu beobachten. Erst vor einigen Tagen sei bei einem solchen Kampf ein Tier verletzt worden. "Der Hirsch hatte eine Stichwunde im Schulterbereich." Doch ein Arzt habe festgestellt, dass das Tier keine bleibenden Schäden davontragen würde.
Für die Angestellten des Wildparks, die sich um die Tiere kümmern, ändert sich laut Bost während der Brunftzeit nicht sonderlich viel. "Außer, dass die Hirsche in der Zeit kaum fressen." Das führe dazu, dass die stattlichen Waldbewohner bis zu einem Drittel ihres Gewichts verlieren.
150 000 Besucher in 2010


Auch die Besucher des Wildparks brauchen sich keine Sorgen machen - auch nicht um ihre Autos, mit denen man über die acht Kilometer lange Wanderstraße durch den Park fahren kann (siehe Extra). "Mit den Besucherzahlen in dieser Saison bin ich bisher sehr zufrieden", sagt Bost. In 2010 haben 150 000 Menschen den Park besucht. Wie viele es in diesem Jahr sein werden, kann Bost noch nicht sagen. Trotz des schlechten Wetters im Sommer werde es aber auf ein Plus hinauslaufen. Für das nächste Jahr stehen schon wieder Investitionen auf dem Plan: "Wir wollen für den Erlebnisbereich einen Biergarten einrichten und noch weitere Trampoline für Kinder aufbauen." Bereits in diesem Jahr hatte der Park Trampoline und ein Bällebecken für die jüngeren Besucher aufgebaut.
Die Brunftzeit der Hirsche, so schätzt Stefan Bost, wird mindestens noch zwei Wochen andauern. Nachwuchs beim Rotwild gibt es dann wieder im kommenden Mai oder Juni. "Den Bestand halten wir dadurch relativ konstant, dass wir Tiere aus der Gruppe rausnehmen." Das sei einerseits wichtig, damit es für die Gruppe genug Futter gibt. "Außerdem wollen wir den Baumbestand schützen."

Extra

Der Wild- und Erlebnispark Daun, Wildparkstraße 1, hat noch bis 15. November täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Außer Hirschen kann man dort Rehe, Wildschweine, Esel, Lamas und auch Affen beobachten. Das Besondere: Die Besucher müssen ihr Auto nicht unbedingt verlassen, um relativ nah an die Tiere heranzukommen. Sie können auf der Autowanderstraße bleiben. Der Eintritt kostet 7 Euro für Erwachsene und 5 Euro für Kinder von vier bis 15 Jahren. Für Gruppen und Familien gibt es Ermäßigungen.slg Weitere Informationen unter www.wildpark-daun.de oder Telefon 06592/3154.

Für Kinder

Das Geweih ist der Kopfschmuck der Hirsch-Männer. Es besteht nicht aus Horn, sondern aus Knochensubstanz. Mit etwa einem Jahr wachsen den männlichen Tieren die ersten zwei Stangen aus dem Stirnknochen. Einjährige Hirsche nennen Jäger deshalb oft Spießer. Rothirsche werfen regelmäßig im Frühjahr das Geweih ab und danach wächst ziemlich schnell ein neues. Je älter ein Hirsch ist, umso stärker und schwerer wird sein Geweih. Und manchmal entwickelt es sich auch richtig verzweigt: Zwölfender sind zum Beispiel ausgewachsene Hirsche mit Geweihstangen, die auf jeder Seite sechs Enden haben. Und manchmal können am Ende des Geweihs mehrere Seitenenden abzweigen, so dass eine Krone entsteht. Das Geweih kann übrigens schwer werden: Es wiegt mehrere Kilogramm. dpa Wie klingt ein röhrender Hirsch? Das hört ihr im Kinderpodcast unter www.volksfreund.de/kinder

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