Titel "Heilklimatischer Kurort" zahlt sich aus

Daun · Die Stadt Daun ist ein besonderer Ort. Sie trägt die Prädikate: Heilklimatischer Kur- und Kneippkurort. Für die Auszeichnungen muss Daun Bedingungen erfüllen und teure Gutachten bezahlen. Dennoch: Die Titel rechnen sich, Kurgäste kommen aber immer weniger nach Daun.

 Sie nutzen die Angebote im Kurort Daun: Nadine Fast (links) und Elena Junemann kneippen im Kurpark. Tv-Foto: Juliane Renk

Sie nutzen die Angebote im Kurort Daun: Nadine Fast (links) und Elena Junemann kneippen im Kurpark. Tv-Foto: Juliane Renk

Daun. Rund 13 000 Euro hat Daun vor vier Jahren ausgegeben, um heilklimatischer Kurort (siehe Extra) zu bleiben. So viel kostete das Gutachten, das der Deutsche Wetterdienst für die Stadt erstellt hat. Um das Prädikat zu bekommen, wird über zwölf Monate hinweg wöchentlich eine Luftprobe an drei verschiedenen Orten genommen. Die Auswahl war auf einen Bereich im Kurpark, Trierer Straße und Rosenbergstraße gefallen. Ist die Luft rein genug, gilt die Auszeichnung für die folgenden zehn Jahre.
Städte und Dörfer, die heilklimatische Kurorte sind, dürfen von ihren Gästen Kurtaxe verlangen - und zwar nicht nur von den Kurgästen, sondern von allen Besuchern, die in der Stadt übernachten. In Daun liegt die Abgabe zwischen 70 Cent und 1,20 Euro pro Tag, je nach Zone und Saison.
Über diesen Beitrag nimmt die Stadt jährlich etwa 120 000 Euro ein, sagt Thomas Räthlein, Leiter der Tourist-Information Daun. Mit den Einnahmen werden Veranstaltungen wie Konzerte, aber auch der Betrieb und die Instandhaltung des Kurparks finanziert.
Letzterer spielt für den Titel Kneipp-Kurort, den Daun seit 1973 trägt, eine entscheidende Rolle. Denn dort befindet sich die Kneippanlage.
Voraussetzung, um dieses Prädikat zu bekommen, ist, dass Wasserkuren nach Sebastian Kneipp angeboten werden. Die meisten Kurgäste, die nach Daun kommen, leiden unter Rheuma, Erkrankungen der Atemwege oder des Bewegungsapparates, sagt Badearzt Heinz-Josef Weis. Er stellt aber einen deutlichen Rückgang fest. "Während Daun zwischen 1980 und 1990 noch deutlich mehr als 100 Kurgäste pro Jahr hatte, sind es nun nur noch um die 20", sagt Weis. Er erklärt sich den Rückgang auch damit, dass das Kurmittelhaus geschlossen ist. Also, eine Einrichtung, in der Anwendungen wie Aufgüsse gemacht werden können. Die einstige Massagepraxis und das Warmwasserbad sind ebenfalls zu, beklagt der Arzt.
Während eine Wiedereröffnung des Warmbads wegen der hohen Kosten nicht zu erwarten ist, hofft Weis aber darauf, dass zumindest die Massagepraxis bald wieder aufmacht. "Die Hälfte meiner Patienten, die zur Kur kommen, würden diese Einrichtungen brauchen", sagt der Arzt. Laut Stadtbeigeordnetem Hans-Dieter Wilhelm ist noch völlig unklar, wann und wie sich die Situation in Sachen Kurmittelhaus ändern könnte. So sei weder klar, ob es einen Neubau gäbe oder die alte Massagepraxis saniert werde. Er sagt: "Wir wissen nicht, aus welchem Topf Geld fließen könnte. Wir erhalten zwar Fördermittel für den Kurpark, aber sie sind zweckgebunden. Für das Bad können wir das Geld auf jeden Fall nicht verwenden." Die Bezeichnung Heilklimatischer Kurort setzt als Bedingungen ein therapeutisch wirksames Klima voraus. Die Luft muss demnach besonders rein sein. Das muss durch regelmäßige Messungen nachgewiesen werden. Zudem müssen vor Ort Klimatherapien angeboten werden. Von Heilklima spricht man, wenn das Klima - also das Wetter - nicht belastend ist. Vielmehr müssen eine ausgeglichene Temperatur und Luftfeuchtigkeit herrschen sowie die Luft sehr rein sein. jur

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