"Toll und vielseitig"

GEROLSTEIN. Freude bei Eltern Lehrern und Schulträger, gemischte Gefühle bei den Schülern: Ab kommendem Schuljahr darf die Grundschule Gerolstein Ganztagsschule (GTS) sein. Voraussetzung: 36 Schüler müssen angemeldet werden.

"Ich finde das echt klasse", freut sich Andrea Wolber. Die selbstständige Frisörmeisterin hat bisher ihre zwei Kinder nachmittags zur Kindergartenbetreuung gegeben. Monatliche Kosten: 175 Euro je Kind. "Die Ganztagsschule ist kostenlos, lediglich fürs Mittagessen wird ein Obolus erhoben", erklärt Schulleiter Horst Follmann.Andrea Wolber sieht viele Vorzüge: "Die GTS ist altersgerechter als die Betreuung im Kindergarten. Außerdem werden die Arbeitsgemeinschaften interessanter sein, und die Kinder machen Sachen, die man ihnen als berufstätige Eltern gar nicht bieten kann."Bereits vor der Antragsstellung hatte die Schule, deren Einzugsgebiet sich von den Stadtteilen Lissingen, Müllenborn, Oos, Roth, Büscheich, Michelbach, Bewingen und Hinterhausen über Duppach bis nach Kalenborn-Scheuern erstreckt, die Eltern über ein mögliches Angebot informiert. "Das wird toll und vielseitig werden", vermutet Wolber."Die möglichen Aktivitäten haben wir an unseren Räumlichkeiten festgemacht", erklärt Follmann. So laden Tischtennisplatten und Basketballkörbe auf dem Schulhof, der angrenzende Spielplatz, die Sprunggrube und die Laufbahn auf dem gemeinsam mit der Jugendherberge genutzten Platz zu Sport und Spiel im Freien ein. Außerdem besitzt die Schule 22 Fahrräder und einen ausgewiesenen Parcours zum Training.In der Schule warten der Computerraum, ausgestattet mit acht Rechnern, die Bücherei und der Gymnastikraum auf Belebung am Nachmittag. "Unsere Eltern sind sehr kreativ, das haben sie schon oft bei Projekttagen bewiesen. Da hoffen wir noch auf das ein oder andere Angebot", berichtet Müller - beispielsweise Gitarrenkurse oder Erste-Hilfe-Lehrgänge. Damit es für die Kinder, die verbindlich für ein Jahr angemeldet werden müssen, nicht langweilig wird, denkt die Schulleitung an ein System, das einen quartalsweisen AG-Wechsel möglich machen soll.Allerdings bleiben die Schüler vorerst skeptisch. Die neunjährige Eva Knauf sagt: "Ich könnte gar nicht den ganzen Tag in die Schule kommen, weil ich an einigen Nachmittagen schon andere Kurse habe, und die will ich nicht aufgeben." Ihre Klassenkameradinnen Helen Kerner und Annika Kunze würden gerne mitmachen. Unisono erklären sie: "Am liebsten würden wir dann Sport und Ballspiele machen."Fürs Mathe-Ass Patrick Lenzen ist klar: "Ich würde hingehen, aber mich dann für die Computer-AG anmelden." Bis die Ganztagsschule Realität ist, braucht die Schulleitung 36 verbindliche Anmeldungen. "Das wird kein Problem", prognostiziert Schulelternsprecher Thomas Krämer. 52 Eltern der insgesamt 341 Schüler hatten Bedarf angemeldet. Für die Kalkulation des Grundkonzepts ist er von 50 Kindern ausgegangen. "Dann bekämen wir zusätzlich 33 Wochenstunden zugewiesen, die je zur Hälfte von Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften bestritten würden", rechnet Rektor Follmann vor.Lehrerin Eva Hanke-Rett wäre mit von der Partie: "Klar, wäre ich bereit, auch am Nachmittag zu kommen." Schulelternsprecher Krämer erteilt der Lehrerschaft ein dickes Lob: "Sie haben einfach tolle Vorarbeit bei der Ausarbeitung des Konzeptes geleistet." Konrektor Müller sagt: "Das Kollegium steht voll hinter der Ganztagsschule. Aber wir machen das nicht zur Eigendarstellung, sondern weil wir dem Elternwillen Folge leisten."Karl Servatius, zuständiger Fachbereichsleiter beim Schulträger, der Verbandsgemeinde Gerolstein, erklärt: "Wir haben mehrmals mit dem zuständigen Referenten im Ministerium gesprochen und auf unsere Aus- und Übersiedler-Problematik hingewiesen. Die Förderung der Integration war sicherlich ein Ausschlag gebendes Argument für die Zusage." Schulleiter Follmann berichtet: "Ein Drittel unserer Schüler kommen aus Aussiedlerfamilien. Es ist einfach schwierig, wenn zu Hause russisch und in der Schule deutsch gesprochen wird." Eine deutsch-russische Lehrerin unterrichtet bereits 18 Wochenstunden an der Schule. Follmann wünscht sich: "Das würden wir gerne am Nachmittag ausbauen und eventuell auch die Eltern der Schüler dazu nehmen."

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